Solingen. Entscheidung über Corona-Auflagen an Schulen vertagt. Bayern und Berlin können sich Hybrid-Unterricht wie in Solingen vorstellen. Nur NRW nicht.
Die Stadt Solingen sieht sich nach Signalen aus Berlin und Bayern in ihrem Konzept der Klassenteilung für weiterführende Schulen bestätigt. Vor zwei Wochen hatte die Stadt einen „Hybrid-Unterricht“ an ihren Schulen angekündigt und sogar stellenweise getestet. Die NRW-Landesregierung sagte dazu aber Nein. Nun wird im Entwurf einer Beschlussvorlage für die Runde von Kanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten auch eine Klassenteilung vorgeschlagen. Das sei ermutigend, sagte ein Solinger Stadtsprecher. „So schlecht kann unser Vorschlag also nicht gewesen sein.“
Solinger Gesamtschule unterrichtet nun erstmal im Klassenverband
Die Alexander-Coppel-Gesamtschule, deren Leiter Andreas Tempel trotz Verbots des Landes den „Hybrid-Unterricht“ im Alleingang getestet hatte , zieht nach der mittlerweile mehrtägigen Testphase übrigens eine gemischte Bilanz. Was aber vor allem an den technischen Voraussetzungen gelegen habe. Die Internet-Bandbreite für einen reibungslosen Distanzunterricht fehlt, noch wartet die Schule auf den Anschluss ans Glasfasernetz. Außerdem gab es Serverprobleme mit der Software, die für den Distanzunterricht eingesetzt wird, so Schulleiter Andreas Tempel nach drei weiteren Testtagen in der vergangenen Woche.
Seit Montag testet die Schule nun ein weiteres Modell für den Unterricht in Corona-Zeiten, das bei einem „Beratungsgespräch“ mit der Schulbehörde in Düsseldorf entstanden ist. Zu dem war Tempel nach dem Hybrid-Versuch eingeladen worden – eine Abmahnung hat er da aber nicht bekommen. Der Bilderrahmen, den seine Schüler extra gebastelt hatten, bleibt also leer.
Statt wie sonst in unterschiedlichen Kursen werden die Schüler an seiner Schule nun im Klassenverband unterrichtet. „Kohortenunterricht ist für Gesamtschulen aber eine Katastrophe“, sagt Andreas Tempel. Zwar wird so die Zahl der Kontakte und damit die Infektionsgefahr minimiert, aber die Klassengröße ist mit bis zu 35 Schülern sehr groß und es wird nicht mehr nach Leistungsstärke diffenziert. Um die Zahl der Kontakte zu senken musste zudem der Mensabetrieb eingestellt werden. Tempel: „Dann doch lieber Präsenzunterricht, wie wir ihn bis zum 6. November hatten.“
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Auch Schulleiter Andreas Tempel hatte eigentlich darauf gehofft, dass Bund und Länder sich bei ihren Beratungen zügig „zum Wohl der Schüler einigen.“ Die wurden aber erst einmal vertagt. Den Vorschlag der Kanzlerin, der zur Debatte stand, fand er aber „nur auf den ersten Blick gut.“ Denn auch hier war nur vom Kohortenunterricht die Rede.
Sein Appell: „Schule darf nicht immer nur vom Gymnasium her gedacht werden.“ Was er sich für die Corona-Schulpolitik in NRW wünscht: Ein Stufenmodell, wie es etwa das Land Niedersachsen nach den Herbstferien eingeführt hat . „Das könnte eine Lösung sein.“
Stellvertretender NRW-Ministerpräsident Stamp gegen Klassen-Teilung
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Der stellvertretende NRW-Ministerpräsident Joachim Stamp hatte am Montag aber bereits Überlegungen der Bundesregierung zurückgewiesen, die Teilung von Klassen zu erwägen . Laut Stamp fehle das Personal, um Klassen zu halbieren und Schüler im Wechsel in den Schulen und daheim zu unterrichten.
Die Stadt Solingen argumentiert hingegen, man habe mit dem Modell die Empfehlungen des Robert Koch-Instituts aufgegriffen und halte das Konzept weiter für geeignet, um breite Schulschließungen zu vermeiden.
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Auch die Landeselternschaft der integrierten Schulen hat sich erneut in die Diskussion über Unterricht unter Corona-Bedingungen eingemischt und will am Dienstag ein eigenes Konzept vorstellen. (mawo/mit dpa)