Duisburg. Duisburgs OB Sören Link bedauert, dass die Landesregierung das Solinger Schulmodell verbietet. Duisburg wollte einen ähnlichen Weg gehen.
Die Lage an den Duisburger Schulen ist angespannt. 51 Meldungen von corona-infizierten Schülern seit Ende der Herbstferien, ein positiv getesteter Lehrer und 17 Grundschüler. Dies lässt die Stadtspitze daran zweifeln, dass der Weg des Präsenzunterrichts, an dem Landesschulministerin Gebauer festhält, der richtige ist. Auch Duisburg hatte darüber nachgedacht, einen ähnlichen Weg wie Solingen zu gehen. „Wir bedauern, dass das Solinger Modell vom Land verboten wurde“, erklärte Sören Link auf Nachfrage. Er vermisse Handlungsspielräume für die Kommunen.
„Alleiniger Präsenzunterricht ist nicht mehr der richtige Weg“
Das Bild an den Schulen sei derzeit nicht einheitlich. Dennoch werde der Präsenzunterricht zunehmend schwierig. „Ein alleiniger Präsenzunterricht im gesamten Klassenverband kann in Pandemiezeiten nicht mehr der richtige Weg sein“, so Link. Seitens des Landes werden lediglich das regelmäßige Lüften und bei den weiterführenden Schulen das durchgehende Tragen von Masken empfohlen. Sollten die Klassen jedoch weiterhin voll besetzt bleiben, „befürchten auch in Duisburg viele Eltern und Lehrer vor allem bei sinkenden Temperaturen trotz dieser Vorgaben die erhöhte Gefahr von Infektionen in den Klassenräumen“, sagt Stadtsprecherin Anka Kopka.
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Duisburg hatte deshalb geplant, sich am Solinger Modell zu orientieren und darüber hinaus – im Gegensatz zu Solingen – auch die Grundschulen in den reduzierten Unterricht mit einzubinden.
Frank Börner: „Erfolgreicher Präsenzunterricht? Die Realität sieht anders aus“
Bislang seien in Duisburg aufgrund funktionierender Hygienekonzepte und der Maskenpflicht überwiegend nur ein begrenzte Anzahl von Schülern weiterführender Schulen in Quarantäne gesetzt, „meistens nur die direkten Sitznachbarn“, wie Anja Kopka erklärt. Sie spricht von Einzelfällen. Im Grundschulbereich sieht das anders aus: Da in diesem Bereich in der Regel keine Masken getragen werden, seien hier überwiegend Klassenverbände in Quarantäne gegangen. Die genaue Anzahl der Quarantänen in diesem Sektor werde aber nicht erfasst.
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Heftige Kritik an der Linie von Landesschulministerin Gebauer äußerte in dieser Woche bereits der Duisburger SPD-Landtagsabgeordnete Frank Börner. Dieser sagt nach der jüngsten Schulausschuss-Sitzung des Landes auf Facebook: Es sei zu einer Auseinandersetzung über die Aussage des Schulministeriums gekommen, „dass der Präsenzunterricht an fast allen Schulen erfolgreich stattfinden kann.“ Die Realität sehe aber anders aus, so Börner.
Planungen für den Distanzunterricht fehlten
Schon vor Corona sei viel Unterricht ausgefallen. „Jetzt fällt coronabedingt noch mehr Unterricht aus, so dass im Prinzip nur ein oder zwei Stunden Unterricht am Tag stattfinden können. Das sehen wir an Duisburgs Schulen“, sagt Frank Börner.
Es gebe keine Planungen für Distanzunterricht – und die Schüler seien der Gefahr ausgesetzt, sich zu infizieren, so Börner. Er findet deutliche Worte: „Das ist eine Situation, die die Landesregierung zu verantworten hat, aber so eigentlich nicht zu verantworten ist.“