Essen. Abertausende Bürger wenden sich tagtäglich an die Info- und Corona-Hotlines in NRW. Der Informationsbedarf ist ungebrochen hoch.

Auch nach rund acht Monaten Corona-Pandemie ist der Beratungs- und Informationsbedarf in der Bevölkerung ungebrochen groß. Hotlines und Infonummern sind erheblich belastet. In vielen Städten sind lange Wartezeiten inzwischen die Regel. Rund 65.000 Gespräche haben die Corona-Berater der Stadt Essen geführt in den vergangenen achteinhalb Monaten, jüngst geht die Kurve wieder steil nach oben. Täglich berichten Bürger der Redaktion, dass kein Durchkommen sei.

In der Spitze bis zu 50.000 Anrufe jeden Tag in Dortmund

Dass der Bedarf auch deutlich höher liegen könnte, zeigen die Zahlen aus Dortmund : Die Stadt registriert jeden Tag durchschnittlich 22.000 Anrufe (inklusive Mehrfachversuche). Zu Spitzenzeiten sind es nach Rathausangaben sogar bis zu 50.000 tägliche Anrufe auf alle städtischen Nummern – in etwa das 16-Fache der Menge vor der Pandemie. Um das Aufkommen zu bewältigen, werden derzeit neue Mitarbeiter eingearbeitet.

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„Stark belastet“ seien auch zwei Hotlines in Gelsenkirchen , sagt Stadtsprecher Martin Schulmann. Ein Callcenter organisiert die deutsche und eine mehrsprachige Infonummer im Auftrag. In Duisburg setzt man auf eine Computerstimme, die einfache Coronafragen abklärt und so Mitarbeiter entlasten soll.

„Das persönliche Informationsbedürfnis vieler Menschen in NRW ist seit Beginn der Pandemie hoch“, konstatierte ein Sprecher der Staatskanzlei angesichts der hohen Nachfrage auch bei den Service-Hotlines, die das Land eingerichtet hat.

Seit Februar habe das Servicecenter in der Staatskanzlei über 425.000 Anrufe von Bürgern rund um das Thema Corona erhalten. Darunter fallen Anrufe zur Sofort- und Überbrückungshilfe für Unternehmen, aber auch Anfragen bei der eigentlichen Corona-Hotline etwa zu Schutz- und Quarantäneregeln. In der ersten Novemberwoche seien über 11.000 Anrufe bei der Landes-Corona-Hotline eingegangen, Wartezeiten lägen bei unter zwei Minuten.

Ärztlicher Bereitschaftsdienst: Zahl der Anrufer deutlich gestiegen

Immer mehr Menschen wenden sich mit Fragen zum Virus auch an den ärztlichen Bereitschaftsdienst. In der ersten Novemberwoche haben rund 31.000 Versicherte in NRW die Patientenservice-Nummer 116117 anrufen – etwa doppelt so viele wie im Vorjahreszeitraum. Die Nummer sei hoch belastet, sagte Miriam Mauss, stellvertretende Geschäftsführerin der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein. Jeder fünfte bis vierte Anruf dreht sich ihr zufolge um Corona, um allgemeine und auch individuelle Fragen etwa zu Tests, Infektionsketten oder Quarantäne.

„Wir stellen uns darauf ein, dass die Zahl dieser Anrufe in den nächsten Wochen weiter steigen wird“, so Mauss. In der ersten Hochphase der Pandemie sei Corona der Grund für nahezu jeden zweiten Anruf in NRW gewesen.

Verbraucher suchen Rat zu Verträgen und stornierten Reisen

Auf der Suche nach Antworten wenden sich Anrufer sogar an Stellen, die nicht unbedingt Auskunft geben können. Bei der Verbraucherzentrale NRW etwa meldeten sich inzwischen viele Verbraucher mit Fragen zu Quarantäne oder Testungen, berichtet Servicecenter-Leiterin Andrea Hennig. „Das fällt allerdings nicht in unseren Bereich, da müssen wir weitervermitteln.“

An der Corona-Hotline der Verbraucherzentrale können Anrufer lediglich verbraucherrechtliche Fragen etwa zu stornierten Reisen, abgesagten Veranstaltungen oder dem Fitnessstudio-Vertrag klären. Rund 25.000 Menschen haben das seit März getan. Inzwischen sinkt die Nachfrage: Im November gab es bisher 800 Anrufer – im gesamten April 5600.

DAK-Umfrage: Sorge vor Corona-Infektion in NRW besonders groß

Die Corona-Infektionen bewegen sich in Nordrhein-Westfalen unverändert auf einem hohem Niveau. Für Freitag wurden nach Angaben des Robert-Koch-Instituts 5873 neue Fälle gemeldet – darunter viele Nachmeldungen der Gesundheitsämter. Zum Montag hat (Stand: 0 Uhr) das RKI 2754 Neuinfektionen in NRW registriert – weniger als am Montag der Vorwoche.

Vor allem die Sorge vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus treibt viele Menschen in NRW um. In einer repräsentativen Umfrage im Auftrag der DAK-Krankenkasse haben 41 Prozent der Befragten aus NRW angegeben, dass sie sich vor einer Corona-Infektion fürchten – in keinem anderen Bundesland ist die Sorge so verbreitet.

Unter Älteren ist die Furcht offenbar besonders groß: Bundesweit jeder zweite Über-60-Jährige hat Angst vor einer möglichen Infektion. Trotzdem beachten acht Prozent der Deutschen die Corona-Schutzregeln nicht.

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