Essen. . Die Zahl der Menschen, die zur Bundeswehr gehen, ist zwei Jahre nach der Einführung des freiwilligen Wehrdienstes alarmierend niedrig. Im zweiten Quartal 2013 traten laut Bundesverteidigungsministerum nur 615 Männer und Frauen den Wehrdienst an - 60 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum 2012.

Zwei Jahre nach Einführung des freiwilligen Wehrdienstes in Deutschland ist die Zahl der Freiwilligen auf ein Rekordtief abgestürzt. Im laufenden Quartal traten nach Angaben des Verteidigungsministeriums nur 615 Wehrdienstleistende ihren Dienst an. Das sind 60 Prozent weniger als im vergleichbaren Zeitraum des Vorjahres: Im April 2012 waren es noch 1460 Freiwillige. Der bisherige Rekord stammt von Oktober 2011 mit 4458 Neueinsteigern.

Zur sinkenden Bewerberzahl kommt ein weiteres Problem: Bis zu 30 Prozent der Freiwilligen steigen während der sechsmonatigen Probezeit wieder aus. Politiker wie der SPD-Landtagsabgeordnete und Oberstleutnant Thomas Marquardt sowie Karriereberater der Bundeswehr halten diese Quote für viel zu hoch. Sie sagen: Die Zahl der Aussteiger sollte so niedrig sein wie die beim Bundesfreiwilligendienst. Dort steigt nur jeder Zehnte vorzeitig aus. Unter den „Bufdis“ unter 27 Jahren ist es sogar nur jeder Zwanzigste.

Fehler beim Rekrutieren?

Auch interessant

„Wenn so viele abbrechen, scheint etwas nicht zu stimmen“, so Marquardt. „Vielleicht haben die Bewerber falsche Vorstellungen, vielleicht holt die Bundeswehr die Falschen, vielleicht müsste sie besser informieren, welche Herausforderungen Bewerber erwarten.“ Eine hohe Abbrecherquote sei nicht nur für die jungen Leute, sondern auch für die Armee ein Problem. „Denn Einschleusung und Ausschleusung verursachen einen hohen organisatorischen und bürokratischen Aufwand.“ Der FDP-Landtagsabgeordnete und Streitkräfte-Experte Marc Lürbke hält die Abbrecherquote für akzeptabel, „weil die Bundeswehr damit eine qualitative Auswahl der Bewerber vornehmen kann und trotzdem ihre Sollzahlen erreicht.“

Auch interessant

Auch interessant

Jan Meyer, Sprecher des Bundeswehrverbandes, fordert die Streitkräfte auf, ein realistischeres Bild vom Dienst zu zeichnen: „Da ist einiges falsch gelaufen. Die haben den Abenteueraspekt zu sehr in den Vordergrund gestellt.“ Das Verteidigungsministerium versichert: „Wir haben mehr Bewerber als wir brauchen.“ Derzeit gibt es 10.500 Wehrdienstleistende. Für eine Analyse, warum es aktuell so wenige Freiwillige sind, sei es zu früh. Das zweite Quartal sei in dieser Hinsicht stets „schwach“. Im Gegensatz zum Wehrdienst „boomt“ der zivile Bundesfreiwilligendienst. Rund 36.000 Frauen und Männer sind „Bufdis“ – 3000 mehr als im Mai 2012.