Berlin. Drei Viertel der deutschen Soldaten sind laut einer Studie unzufrieden mit der Bundeswehrreform. Sie möchten mehr beteiligt werden und fordern, die Politik solle die Reform “endlich“ als Gemeinschaftsaufgabe betrachten. Politiker beschwichtigen, zeigen aber auch Verständnis für die Verunsicherung.
Die Bundeswehr-Reform stößt in der Truppe auf reichlich Unbehagen. Rund 90 Prozent der Führungskräfte gehen davon aus, dass die Reform einer baldigen Korrektur bedürfe und nicht von Dauer sein werde. Das geht aus einer am Freitag in Berlin vorgestellten Studie des Bundeswehrverbandes hervor.
Der Verband warnt zudem vor einem Burn-Out der Streitkräfte und fordert mehr Mittel für die Umsetzung der Reform. Das Verteidigungsministerium verspricht, die Bundeswehrangehörigen zukünftig besser einzubinden. Doch gefragt ist aus Sicht der Soldaten die gesamte Regierung.
Soldaten wollen mehr an Reform beteiligt werden
Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) plant, bis 2017 den Umfang der Bundeswehr schrittweise auf 170.000 Zeit- und Berufssoldaten zu reduzieren. Hintergrund ist die von der schwarz-gelben Koalition durchgesetzte Aussetzung der Wehrpflicht.
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Etwa drei Viertel der befragten Soldaten gibt nun an, schlecht beziehungsweise sehr schlecht an der Neuausrichtung beteiligt zu werden. Zwar bewertet nur rund 27,3 Prozent die Reform als negativ, aber 46,7 Prozent bemängeln die Umsetzung der Reform. Die Technische Universität Chemnitz befragte für die Studie mehr als 1.700 Personen.
Bundeswehr: Reform soll Chefsache werden
De Maizières Sprecher versicherte, dass das Ministerium die Bundeswehrangehörigen bei der weiteren Umsetzung der Reform besser einbinden werde. Das solle ein zentraler Bestandteil der Bundeswehrtagung Ende Oktober sein. Für das "Gefühl der Unsicherheit" mancher Soldaten und ihrer Familien zeigte er Verständnis.
Doch die Soldaten wollen mehr: "Die Bundesregierung muss endlich zeigen, dass die Neuausrichtung der Bundeswehr eine Gemeinschaftsaufgabe und nicht ein Spartenereignis des Verteidigungsressorts ist", forderte der Vorsitzende des Bundeswehrverbands, Ulrich Kirsch.
Gefragt seien auch das Arbeits-, Innen- und Finanzministerium sowie Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Es müsste einen Gipfel zum weiteren Kurs der Reform geben. Zudem sollten mehr Mittel für die Neugestaltung der Streitkräfte eingesetzt werden.
Politiker arbeiten laut Sprecher Hand in Hand
Regierungssprecher Steffen Seibert erwiderte, dass die Bundeswehr-Reform schon jetzt Sache des gesamten Kabinetts sei. "Grundsätzlich ist es ganz klar, dass die Reform der Bundeswehr von der gesamten Bundesregierung getragen wird, dass der Verteidigungsminister da nicht alleine handelt, sondern getragen vom Willen seiner Kabinettskollegen und auch der Bundeskanzlerin", sagte Seibert. (dapd)