Düsseldorf. . An diesem Wochenende stellt die junge Landespartei ihre Kandidaten für die Bundestagswahl im Herbst zusammen. Zwei Tage sind dafür im sauerländischen Meinerzhagen geplant. Fast 90 Piratenmitglieder haben sich bereits für eine Platz auf der Landesliste beworben.

Die Piraten in NRW verordnen sich mehr Disziplin. Konsequentes Vorgehen gegen Quertreiber soll der Partei helfen, aus ihrem Umfragetief herauszukommen und die Chancen für die ­Bundestagswahl im Herbst zu verbessern. „Wir werden bei ­internen Streitereien stärker aufräumen“, sagte Landeschef Sven Sladek vor dem Parteitag in Meinerzhagen, wo die Piraten ihre Reserveliste für den Bundestag wählen.

„Wir müssen weniger nega­tive Schlagzeilen provozieren“, so Sladek. Notfalls will die Parteispitze auch vor „Ordnungsmaßnahmen“ gegen Störer nicht zurückschrecken – von der Rüge bis zum Parteiausschluss.

Vor wenigen Monaten hatten die NRW-Piraten bereits ihrem politischen Geschäftsführer Klaus Hammer das Parteiamt aberkannt, weil er vertrauliche Daten weiter­gegeben hatte. Wiederholt hatten Piraten auch mit Antisemitismus-Vorwürfen zu kämpfen.

In einem Jahr die Mitgliederzahl verdreifacht

Nach Ansicht Sladeks steckt seine Partei noch in einem „Findungsprozess“. Der Aufstieg der Piraten, die in NRW binnen eines Jahres ihre Mitgliederzahl auf 6300 verdreifacht haben und den Sprung in den Landtag schafften, sei „vielleicht zu schnell gegangen“. Bei Konflikten habe man die Dinge häufig zu sehr treiben lassen, merkte der 42-Jährige, der selbst in den Bundestag will, selbstkritisch ein.

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Die größten Chancen auf die Wahl zum Spitzenkandidaten werden dem Düsseldorfer Udo Vetter eingeräumt. Der 48-jährige Strafverteidiger gilt als klassischer Internet-Aktivist und hat bisher die meisten Unterstützer. Zu den bekannten Bewerbern zählen Bundesparteivize Markus Barenhoff und Jens Seipenbusch, der vier Jahre Bundesvorsitzender war. Die strikte Trennung von Amt und Mandat gilt bei den Piraten als ungeschriebenes Gesetz und dürfte beim Parteitag für heftige Debatten sorgen.

In allen Wahlkreisen vertreten

Die Partei versucht, in allen 64 Wahlkreisen Direktkandidaten aufzubieten. „Das schaffen wir“, so Parteisprecher Achim Müller. In Meinerzhagen steht den rund 400 erwarteten Mitgliedern ein wahrer Nominierungsmarathon bevor. Jeder Bewerber soll sich zunächst vorstellen können, ehe nach einer Vorauswahl dann am Sonntag das eigentliche ­„Kandidatengrillen“ ansteht.