Washington. Präsident Obama erhält Lob für seinen Einsatz bei der Hurrikan-Katastrophe. Doch schlechte Zahlen vom Arbeitsmarkt könnten ihm schaden. Zwar gibt es mehr Jobs, doch zugleich drängen mehr Menschen auf den Arbeitsmarkt. Die Arbeitslosenquote stieg daher auf 7,9 Prozent. Bedenklich für den Amtsinhaber.

Unmittelbar vor den Wahlen zum Weißen Haus schafft die US-Wirtschaft deutlich mehr Jobs als erwartet. Weil mehr Menschen auf den Arbeitsmarkt drängen, steigt jedoch die politisch symbolträchtige Quote der Beschäftigungslosen leicht an – von 7,8 Prozent im September auf 7,9 Prozent im Oktober.

Im Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Präsident Barack Obama und seinem Herausforderer Mitt Romney ,bieten die neuen Zahlen nach Einschätzung von Analysten beider Seiten „keine überzeugend klare Hilfe, um im Endspurt unentschlossene Wähler auf ihre Seite zu ziehen“.

„Spürbar erholende Konjunktur“

Die Romney-Kampagne kommentierte die Arbeitslosenzahlen erneut als „Beweis für das Scheitern Obamas“ und warf dem Präsidenten eine „Politik des Stillstands“ vor. Er habe sein Versprechen nicht eingelöst, die Quote auf unter sechs Prozent zu drücken und daher keine zweite Amtszeit verdient.

Obamas Lager betonte, dass die „erfreulich starke Zunahme“ von Neueinstellungen für eine sich seit Monaten „spürbar erholende Konjunktur“ spreche. Ökonomen pflichten dem bei. Sie hatten für Oktober nur mit einem Plus von 120 000 neuen Jobs kalkuliert. Seit über 60 Jahren sind in Amerika keinem Präsidenten vier weitere Jahre zugestanden worden, wenn die Arbeitslosenquote klar über sieben Prozent lag. Obama nimmt für seine Administration in Anspruch, seit Januar 2009 rund 5,2 Millionen neue Jobs befördert zu haben.

Blitzbesuche der Bewerber

Obama wie Romney unternehmen an diesem Wochenende in den rund zehn am meisten umkämpften Bundesstaaten vom Wisconsin bis Florida Blitzbesuche, um die in Umfragen zementierte Patt-Situation zu ihren Gunsten zu wenden. Im Schnitt kommen beide jeweils auf Werte um 48 Prozent.

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Negative Werbe-Spots im Fernsehen sind im Schlussspurt das bevorzugte Mittel der Auseinandersetzung. Allein vom 24. bis 30. Oktober haben beide Kampagnen und die sie unterstützenden Spendensammelvereine nach Recherchen des Medien-Dienstes Kantar TV-Werbung im Wert von insgesamt 110 Millionen Dollar geschaltet. So viel kostete ungefähr der gesamte letzte Bundestagswahlkampf in Deutschland.

Schützenhilfe für Obama

Unerwartete Schützenhilfe erhielt Obama durch New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg. Der früher der republikanischen Partei zugeneigte Milliardär warb nach der Sturm-Katastrophe „Sandy“ offen für die Wiederwahl des Amtsinhabers. Begründung: Obama sei im Gegensatz zu Romney entschlossen, den Klimaschutz voranzutreiben. Romney hatte die Energiepolitik Obamas zuletzt ins Lächerliche gezogen: „Der Präsident hat versprochen, den Anstieg der Meeresspiegel zu stoppen und den Planeten zu heilen. Mein Versprechen ist, Ihnen und Ihrer Familie zu helfen.“

Romney-Lager reagiert verschnupft

Das Romney-Lager, das sich um die Wahl-Empfehlung des landesweit respektierten Bürgermeisters bemüht hatte, reagierte verschnupft. Die Gewerkschaft der Kohlenminen-Arbeiter in West Virginia hält Obama vor, der „Totengräber“ des Steinkohlenbergbaus zu sein. Ob das von vielen Bürgern als „zupackend und glaubwürdig“ empfundene Eintreten Obamas kurz nach dem Sturm seine Chancen auf Wiederwahl steigert, ist ungewiss. „Je länger sich die Aufräumarbeiten hinziehen, desto eher könnte die Wut auf die Regierung steigen“, sagte ein Experte dem Sender CBS.

Die „New York Post“ schürte gestern den Unmut und kritisierte den „Missbrauch von Energie“. Anlass: Im Central Park werden Zelte für den morgen stattfindenden New York Marathon mit großen Diesel-Generatoren geheizt, während wenige Straßenzüge weiter die Menschen ohne Strom sind.