New Yorks langer Weg zurück in die Normalität nach "Sandy"
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New York. Überflutete U-Bahnen, Schäden am Stromnetz und verwüstete Viertel - der Wirbelsturm “Sandy“ ist zwar weitergezogen, New York ist aber noch nicht zur Normalität zurückgekehrt. In einigen Gegenden sind noch Suchmannschaften im Einsatz. Der US-Wahlkampf geht am Donnerstag für Präsident Obama weiter.
Nach den Zerstörungen durch den Supersturm "Sandy" beginnt für New York der lange Weg zurück in die Normalität. Überflutete U-Bahn-Tunnel, massive Schäden am Stromnetz und verwüstete Straßenstriche machen deutlich, dass es noch Tage dauern wird, bis die Millionenmetropole wieder zu ihrer üblichen Hektik zurückkehren kann. Doch am Mittwoch begann für viele New Yorker wieder der Alltag.
Pendler fuhren am frühen Morgen mit Bussen durch die wegen des Stromausfalls immer noch dunklen und weitgehend leeren Straßen. Zur Rush Hour war der Verkehr bereits wieder dicht. Nach zwei Tagen Pause ging am Mittwoch auch der Handel an der New Yorker Börse weiter und auch der internationale Flughafen JFK war wieder geöffnet. Außerdem kam erstmals seit Tagen wieder die Sonne zum Vorschein.
Suchmannschaften arbeiten weiter
Doch anderswo ging es immer noch um die Rettung von Menschenleben. Suchmannschaften durchkämmten besonders schwer getroffene Gebiete wie den New Yorker Stadtteil Queens, wo ein Großbrand bis zu hundert Häuser zerstörte. Mindestens 55 Menschen kamen an der US-Atlantikküste durch den Wirbelsturm ums Leben, mehr als 8,2 Millionen waren zeitweise ohne Strom. Der wirtschaftliche Gesamtschaden wurde auf bis zu 50 Milliarden Dollar (38,7 Milliarden Euro) geschätzt.
"Wir werden durch die kommenden Tage kommen, indem wir das tun, was wir immer in schweren Zeiten machen", sagte der New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg. "Indem wir zusammenstehen, Schulter an Schulter, bereit, unseren Nachbarn zu helfen, einen Fremden zu trösten und die Stadt, die wir lieben, wieder auf die Füße zu bringen."
Tatsächlich war dafür noch viel zu tun. Alle zehn U-Bahn-Tunnel unter dem East River waren überflutet und Bloomberg rechnete damit, dass es bis zum Wochenende dauern könnte, bis das U-Bahn-Netz, mit dem täglich fünf Millionen Menschen zur Arbeit oder in die Schule fahren, wieder in Betrieb ist. Allerdings konnten Inspektoren den genauen Schaden wegen des Hochwassers noch nicht begutachten.
Und auch der Stromversorger Consolidated Edison erwartet, dass die letzten seiner noch 337.000 vom Netz abgeschnittenen Kunden erst in einigen Tagen wieder Strom haben würden. Das Sturmtief zog inzwischen in Richtung Kanada weiter.
Ein Bild der Verwüstung in New Jersey
In New Jersey, wo der Sturm am Montagabend (Ortszeit) auf Land getroffen war, versuchten Einsatzkräfte Einwohner zu retten, nachdem dort eine Sturmflut zwei Städte unter Wasser gesetzt hatte. Mit schwerem Gerät kam die Nationalgarde am Dienstagabend in Hoboken an, wo Tausende in ihren Häusern festsaßen. Dort bot sich ihnen ein Bild der Verwüstung. Stromleitungen hingen ins Wasser, aus den Kanälen drang das Abwasser nach oben. Über zwei Millionen Menschen waren in New Jersey immer noch ohne Strom.
Sandy: Szenen der Verwüstung
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Entwarnung kam derweil vom größten New Yorker Flughafen. Der Flugbetrieb am John F. Kennedy Airport sollte am Mittwoch mit Einschränkungen wieder aufgenommen werden. Auch am Newark International Airport in New Jersey sollten wieder Maschinen starten. Der zweite New Yorker Flughafen LaGuardia soll den Angaben zufolge weiterhin geschlossen bleiben. Fluggesellschaften mussten wegen "Sandy" über 18.000 Flüge streichen.
Derweil rechnete der Informationsdienst IHS Global Insight im Nordosten der USA mit einem wirtschaftlichen Gesamtschaden von bis zu 50 Milliarden Dollar (38,7 Milliarden Euro) durch "Sandy". Die direkten Schäden könnten sich auf rund 20 Milliarden Dollar belaufen, Gewinneinbußen auf bis zu 30 Milliarden Dollar. Nach Auffassung von Ökonomen dürfte der Sturm der Volkswirtschaft der USA langfristig allerdings keinen weiteren Schaden zufügen.
Wahlkampf geht am Donnerstag weiter
Ungeachtet des Kopf-an-Kopf-Rennens mit seinem republikanischen Herausforderer hat US-Präsident Barack Obama am Mittwoch den dritten Tag in Folge seine Rolle als Amtsinhaber betont und auf Wahlkampftermine in den sogenannten "battleground states" verzichtet. Für Mitt Romney standen dagegen gleich drei Veranstaltungen standen am Mittwoch in Florida auf dem Programm. Da der Staat von Wirbelsturm "Sandy" weitgehend verschont blieb, rechnete sich Romney hier gute Chancen aus, nicht als herzlos zu gelten. Bereits am Dienstag hatte er kurzerhand einen Termin in Ohio zu einer Veranstaltung zugunsten von "Sandy"-Opfern umdeklariert.
Das Obama-Team kündigte derweil an, der Präsident werde seine Wahlkampftour am Donnerstag nach dreitägiger Pause wieder aufnehmen und dabei in Nevada, Colorado und Wisconsin Station machen.
Nach Ansicht des US-Investors und Milliardärs George Soros könnte "Sandy" Auswirkungen auf den Präsidentschaftswahlkampf haben. Sollten viele Wähler am 6. November deswegen zuhause bleiben, wäre das schlecht für Amtsinhaber Obama, sagte Soros im ZDF-"Morgenmagazin". Gelinge es Obama jedoch, sich als Staatsmann in der Krise zu beweisen, könne er sogar in der Wählergunst profitieren. (dapd)
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