Droht nach Sandy die nächste Umweltkatastrophe in den USA?
•
Lesezeit: 7 Minuten
New York. Durch einen Unfall im Zusammenhang mit dem Wirbelsturm “Sandy“ sind in einer Raffinerie im US-Bundesstaat New Jersey mehr als eine Million Liter Diesel ins Meer geflossen. Wie der Fernsehsender CNN am Donnerstag berichtete, wurde durch das Unwetter ein Tank in einer Raffinerie aufgerissen.
Aufräumen an der US-Ostküste: Nach der verheerenden Zerstörung durch Supersturm
"Sandy" suchen die Menschen in den betroffenen
Gebieten den Weg zurück zur Normalität. Doch viele Schäden zeigten sich erst
jetzt in ihrem Ausmaß. Überflutete U-Bahn-Tunnel in New York, massive Schäden an
den Stromnetzen und zuletzt laut dem Sender CNN eine mögliche Umweltkatastrophe
mit mehr als 1,1 Millionen Liter Diesel, die in New Jersey aus einem Tank
ausgelaufen sein sollen. Laut CNN wurde durch das Unwetter ein Tank in
einer Raffinerie aufgerissen. Demnach waren rund hundert Arbeiter unter Aufsicht
der Küstenwache im Einsatz, um das ausgelaufene Öl zu beseitigen. Die Zahl der Todesopfer stieg laut Behördenangaben vom
Mittwochabend (Ortszeit) auf mindestens 72.
Die Wall Street nahm mithilfe von Notstromaggregaten den Handel
wieder auf. Die drei wichtigsten Flughäfen sollten am Donnerstag wieder in
Betrieb gehen, nachdem am größten von ihnen, dem John F. Kennedy Airport,
bereits am Mittwoch wieder eingeschränkt Flugzeuge starteten und landeten.
Rund sechs Millionen Menschen ohne Strom
Dennoch wird es wohl noch mehrere Tage dauern, bis der Alltag in der
gesamten Region wieder in seinen gewohnten Bahnen verläuft. Rund sechs Millionen
Menschen mussten weiterhin ohne Strom auskommen, die meisten von ihnen in New
York und in New Jersey, dem am stärksten betroffenen US-Staat.
Vor allem dort
durchkämmten Suchmannschaften besonders schwer getroffene Gebiete nach
Überlebenden. Jenseits des Hudson River warteten noch Tausende auf Hilfe.
Obama sagt Sturmopfern langfristige und unbürokratische Hilfe zu
US-Präsident Barack Obama hat den Opfern des Hurrikans "Sandy" langfristige und unbürokratische Hilfe zugesagt.
"Wir werden dafür sorgen, dass Ihr alle Hilfe bekommt, die Ihr braucht, bis Ihr
wieder alles aufgebaut habt", versprach Obama am Mittwoch bei einem Besuch in
dem besonders betroffenen Bundesstaat New Jersey. Während die US-Ostküste um
eine allmähliche Rückkehr zur Normalität kämpfte, stieg die Zahl der Toten laut
Medien auf 63.
Zusammen mit New Jerseys republikanischem Gouverneur Chris Christie,
der Obama am Dienstag für sein Krisenmanagement sehr gelobt hatte, hatte der
Präsident zuvor in einem Hubschrauber die Küste des Bundesstaats überflogen, um
die Schäden zu begutachten. "Wir werden langfristig zur Verfügung stehen", sagte
Obama anschließend in einer Notunterkunft in Brigantine, wo er mit Opfern des
Wirbelsturms sprach. Zudem werde er "keinerlei Bürokratie" dulden. "Wir werden
für schnellstmögliche Hilfe sorgen", sagte Obama. Das Wichtigste sei nun,
möglichst rasch zum Alltag zurückzukehren.
Das Sturmtief zog inzwischen in Richtung Kanada weiter.
Sandy: Szenen der Verwüstung
1/122
Marathon in New York soll Sonntag stattfinden
Trotz der verheerenden Folgen des Hurrikans Sandy
findet der New-York-Marathon am Sonntag wie geplant statt. Dagegen wurde der
NBA-Saisonauftakt der New York Knicks gegen die Brooklyn Nets, die früheren New
Jersey Nets, abgesagt. Das gab New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg am
Mittwoch bekannt. Wie der stellvertretende NBA-Boss Adam Silver mitteilte, sei
eine Verlegung laut Bloomberg im besten Interesse der Stadt New York, der Teams
und der Fans.
'Einige Leute finden, dass wir den Marathon nicht austragen sollten.
Aber viele kleine Geschäftsleute sind unter anderem von dem Marathon abhängig,
an die müssen wir auch denken', sagte Bloomberg: 'Es ist eine großartige
Veranstaltung für New York, und die Opfer würden auch wollen, dass wir eine
Stadt sind, die weiterlebt und die dunklen Tage hinter sich lässt.'
Flugbetrieb zwischen Frankfurt und den USA normalisiert sich
Drei Tage nach den schweren Schäden des Wirbelsturms Sandy in den USA hat sich der Flugbetrieb zwischen
Frankfurt am Main und der amerikanischen Ostküste wieder weitgehend
normalisiert. Am Donnerstag wurden rotationsbedingt nur noch drei Flüge aus den
Staaten nach Frankfurt annulliert, wie eine Sprecherin des Flughafenbetreibers
Fraport auf dapd-Anfrage sagte. Es handelt sich um Maschinen, die am Mittwoch
nicht vom größten deutschen Flughafen in die USA starten konnten und deshalb
dort am Donnerstag auch nicht für den Rückflug zur Verfügung standen.
Unterdessen nahmen die meisten Flughäfen an der amerikanischen
Ostküste ihren Flugbetrieb wieder auf. Der New Yorker Flughafen La Guardia habe
angekündigt, am Donnerstag um 7.00 Uhr Ortszeit wieder zu öffnen, sagte die
Fraport-Sprecherin. Weiterhin geschlossen seien aber die Flughäfen Bridgeport im
US-Bundesstaat Connecticut sowie Teterboro in New Jersey.
"Sandy" könnte
US-Wirtschaftswachstum auf ein Prozent drücken
Der Wirbelsturm "Sandy" könnte nach Einschätzung
von Experten das ohnehin schwächelnde Wachstum der US-Wirtschaft im vierten
Quartal auf bis zu ein Prozent drücken. Allerdings sind genaue Schätzungen zu
den Auswirkungen des Monstersturms schwer, was sich auch an der Bandbreite der
Prognosen der Fachleute zeigt. "Sandy" war am
Montag auf einer Breite von mehreren Hundert Kilometern auf die Ostküste der USA
geprallt. Überschwemmungen, Stromausfälle und zerstörte Häuser waren die Folge.
Mehr als 60 Menschen kamen ums Leben.
"Wir werden wahrscheinlich einen halben Prozentpunkt im vierten
Quartal verlieren", schätzte der Wissenschaftler Peter Morici von der
Universität Maryland. "Das kann das Wirtschaftswachstum auf rund ein Prozent
drücken." Gemessen an der Gesamtlage sei ein halber Prozentpunkt eine Menge,
fügte er hinzu. Zuletzt lagen die Schätzungen von Experten für das vierte
Quartal im Schnitt bei einem Plus von 1,8 Prozent. Die anfänglichen Auswirkungen auf die Wirtschaft könnten gravierend
sein, schrieb auch Paul Ashworth von der Londoner Beratungsfirma Capital
Economics in einer Analyse.
Gesamtschaden durch Sandy ist noch offen
Dagegen blieben die Analysten von JP Morgan bei ihrer Prognose, dass
das Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal um 2,0 Prozent zulegt. Die Fachleute
verwiesen darauf, dass der verheerende Hurrikan "Katrina" im Jahr 2005 das
Wirtschaftswachstum zwar erheblich verlangsamte, vor allem weil Ölraffinerien
ausfielen und zwei Monate lang das Benzin deutlich teurer war. Allerdings
erholte sich damals die Konjunktur auch wieder sehr rasch. "Sandy" habe zwar auch einige Raffinerien in
Mitleidenschaft gezogen, schrieben die Analysten weiter. Aber die Auswirkungen
auf den Benzinpreis seien vermutlich nur kurzfristig.
Wie hoch die Schäden sind, die "Sandy"
hinterlassen hat, ist derzeit nur schwer abzuschätzen. Unzählige Wohnhäuser,
Fabriken, Kraftwerke und Verkehrswege im besonders betroffenen Bundesstaat New
Jersey und in New York müssen instandgesetzt werden. Auf die Konjunktur werden
sich diese Wiederaufbauarbeiten aber wohl erst 2013 positiv auswirken.
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.