Washington. Der Ton im US-Wahlkampf wird rauer: Barack Obama hat seinen Herausforderer Mitt Romney einen “Dummschwätzer“ genannt. Das Romney-Lager wertete diese Aussage als Zeichen, dass Obama sich nur mit Beleidigungen zu helfen wisse. Jüngste Umfragen deuten auf einen leichten Vorsprung Romneys hin.
Zehn Tage vor der Präsidentschaftswahl in Amerika wird der Ton zwischen den in Umfragen Kopf an Kopf liegenden Kontrahenten gereizter. Am Rande eines Interviews mit dem Historiker Douglas Brinkley für das Magazin „Rolling Stone“ wurde Präsident Barack Obama auf seine durch eine Untersuchung des US-Kinderkanals Nickelodeon bekannt gewordene Beliebtheit in der jüngeren Generation gefragt. Obama gab im launigen Ton zurück, dass Kinder gute Instinkte besäßen. „Sie schauen sich den anderen Kerl an und sagen, also, der ist ein Dummschwätzer, das merke ich.“
"Obama weiß sich nur mit Angriffen und Beleidigungen zu helfen"
Der in der Alltagssprache verwurzelte amerikanische Originalbegriff „bullshitter", der einen Phrasen dreschenden, Unsinn erzählenden Zeitgenossen meint, verbreitete sich via Internet in Windeseile. Das Romney-Lager konterte pikiert. Der Amtsinhaber wisse sich angesichts der für ihn unvorteilhaften Umfragen nur mit „Angriffen und Beleidigungen" zu helfen, sagte ein Sprecher.
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Zuletzt hatte eine Erhebung von Washington Post und dem Sender ABC ergeben, dass Romney mit 50 % landesweit vor Obama (47 %) liegen soll. Die Aussagekraft der täglich auf den Medienmarkt einprasselnden Untersuchungen gilt als fraglich. Der landesweit unter der hispanischen Bevölkerung einflussreichste Sender Univision in Miami erklärte, dass die national bisher erhobenen Umfragewerte zu Obamas Gunsten um circa vier Prozentpunkte nach oben korrigiert werden müssten, weil die wachsende Latino-Bevölkerung von den Umfrageinstituten nicht hinreichend berücksichtigt worden sei. Gegenüber 2008 sind am 6. November 26 % mehr Latinos wahlberechtigt. Sie werden im Verhältnis 70:30 für Obama stimmen, wie alle Untersuchungen vorhersagen.
Obama verliert bei weißen Wählern an Rückhalt
Unterdessen verliert der Präsident dramatisch Rückhalt bei weißen, männlichen Wähler. Lag er in dieser Wählerschicht vor vier Jahren hinter seinem damaligen Kontrahenten John McCain nur um acht Prozent zurück, so beträgt der Abstand laut „Washington Post“ zu Romney inzwischen 21 %.
John Sununu, einst Stabschef von George W. Bush, nutzte die Gemengelage für eine weithin als rassistisch interpretierte Attacke auf einen der angesehensten Militärs des Landes. Colin Powell, Generalstabschef im ersten Golfkrieg 1991 und später unter Bush Außenminister, sprach sich für eine zweite Amtszeit Obamas aus. Der Präsident habe den Irak-Krieg beendet, einen Schlusspunkt in Afghanistan gesetzt und „uns keinen neuen Krieg gebracht“, sagte der Republikaner und nannte Mitt Romneys Vorstellungen insgesamt zu diffus. Sununu, der im Wahlkampf seit Monaten durch unflätige Bemerkungen auffällt, erklärte Powells Parteinahme unverhohlen mit der Hautfarbe – Obama und Powell sind Schwarze.