Berlin. . Bundespräsident Christian Wulff hat an die Opfer des Mauerbaus vor 50 Jahren erinnert: „Wir verneigen uns vor allen Toten“, sagte er am Samstag in Berlin. Die Gleichgültigkeit im Westen nach dem Mauerbau bezeichnete Wulff als „beschämend.
Zum 50. Jahrestag des Mauerbaus hat Bundespräsident Christian Wulff der Opfer der Teilung gedacht. „Wir denken an das Leid, das ungezählten Frauen, Männern und Kindern zugefügt wurde - an der Mauer und innerhalb der unmenschlichen Grenzen des SED-Unrechtsstaates“, sagte Wulff am Samstag bei der zentralen Gedenkfeier in Berlin. Immer neu sei Blut an der Mauer vergossen worden, von Anfang an bis in das Jahr 1989. „Mindestens 136 Tote beklagen wir“, sagte Wulff. „Wir verneigen uns vor allen Toten an der Mauer und vor den mehreren hundert Toten an der innerdeutschen Grenze, den Grenzen zu Drittstaaten und in der Ostsee.“
Wulff nannte den Beginn des Mauerbaus am 13. August 1961 „einen verhängnisvollen Tag der deutschen Geschichte.“ Er erinnerte zugleich an den Fall der Mauer. Es sei ein sehr seltenes Glück, „dass wir in der Erinnerung an diesen Tag wissen: Die Geschichte ist glücklich ausgegangen“, sagte der Bundespräsident bei der Veranstaltung an der Mauergedenkstätte Bernauer Straße. An der Gedenkfeier nahmen auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) teil.
Wulff - Deutschland schulde den Bürger der DDR Dankbarkeit
Wulff kritisierte zugleich, dass sich im Westen Deutschlands viele mit Teilung und Mauer abgefunden hätten. Die „um sich greifende Gleichgültigkeit in Westdeutschland“ sei „beschämend“ gewesen, sagte der Bundespräsident. „Viele gewöhnten sich an die Mauer, viele verharmlosten sie.“ Deutschland schulde den Bürger der DDR mit ihrem Ruf „Wir sind ein Volk“ Dankbarkeit.
Das Ende der Mauer kann nach den Worten Wulffs auch Mut machen: „Denn die Geschichte dieses Endes haben Menschen geschrieben. Die Mauer fiel nicht - sie wurde umgestürzt.“ Er mahnte zugleich, „noch mehr wirkliche Freiheit in unserem wiedervereinigten Land“ anzustreben. Er forderte in diesem Zusammenhang weitere Anstrengungen bei der Integration. „Wir müssen die zu uns Gekommenen besser integrieren und für alle in unserer Gesellschaft noch mehr Entfaltungschancen schaffen“, sagte der Bundespräsident. „Wenn Menschen der verschiedensten Herkunft sagen: Wir leben gern hier, das ist ein gutes Land, für das es sich einzusetzen lohnt, weil es Chancen bietet - dann haben wir erreicht, was wir mit Integration und besserer Bildung meinen.
Wowereit über den traurigsten Tag der jüngeren Geschichte Berlins
Auch Berlins Regierender Bürgermeister Wowereit erinnerte an die Opfer des Mauerbaus. „Wir erinnern uns heute an den traurigsten Tag der jüngeren Geschichte Berlins“, sagte Wowereit. Als dann am 9. November 1989 die Mauer gefallen sei, „konnten wir Berliner unser Glück nicht fassen.“ Er bezeichnete es zugleich als „erschreckend“, wenn einige heute meinten, die SED habe gute Gründe für die Abriegelung gehabt. Für das Unrecht und die Toten durch Mauer und Stacheldraht „gibt es keine guten Gründe und keine Rechtfertigung“, sagte der Regierende Bürgermeister. (afp)