Berlin. Mit Veranstaltungen und Aktionen wird heute an jenen 13. August 1961 erinnern, an dem die Mauer errichtet und in Ostberlin die Grenze abgeriegelt wurde. Um 12 Uhr ist am Samstag eine Schweigeminute geplant.

Die Frage stellt sich oft. Klaus Wowereit beantwortet sie mit einer Gegenfrage. „Wie war die Stimmung 1989/ 1990? Und war nicht das ­Gefühl richtig, zu sagen, weg damit?“ So war es, und darum wurde die Mauer mit deutscher Gründlichkeit getilgt.

21 Jahre später muss man sich was einfallen lassen. Rostrote Stahlstangen stellen ­entlang der Bernauer Straße ihren Verlauf nach. Zum 50. Jahrestag des Mauerbaus wird die zentrale Gedenkstelle ­heute erweitert. 2001 kamen 67 000 Besucher. Zehn Jahre später sind es mehr als 500 000, und die Stadt strebt eine Erinnerungslandschaft an. Erst ließ sich Berlin die Narbe der Vergangenheit ­wegmachen. Nun wird sie ­wieder vorgeführt.

Den ganzen Tag lang wird die Stadt mit Veranstaltungen und Aktionen, unter anderem mit einer Schweigeminute um zwölf Uhr, an jenen 13. August 1961 erinnern. Bei der ­Gedenkfeier werden neben Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit Bundespräsident Christian Wulff sowie Zeitzeugen reden.

Kritik an Linke Parteichefin Lötzsch

Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel hätte was zu erzählen. Als die Mauer gebaut wurde, war sie sieben Jahre alt und nur wenige Tage zuvor mit ihrer Großmutter von Pankow nach West-Berlin gefahren. „Es war dann für mich als Kind ganz unvorstellbar, dass plötzlich Berlin geteilt war.“ Nicht nur für Merkel. Es war eine Tragödie. Die Bernauer Straße ist ihr spurenreichster Schauplatz. Es gab auf diese Straße annähernd 300 Fluchtversuche – und zehn Tote zu beklagen. Zehn von 136. Für sie ­zerbrach die Hoffnung auf ein Leben in Freiheit. Selbstverständlich sei die DDR ein Unrechtsstaat gewesen, versichert Wowereit. „Schwamm drüber“ ist nicht unsere Auffassung, betont er.

Wowereit spielt auf den Krampf bei den Linken an. Das gilt nicht für die Genossen in Berlin, die mit dem SPD-Mann regieren. „Kein Ideal und kein höherer Zweck“ ­könne das Unrecht rechtfer­tigen, stellten sie klar.

Parteichefin Gesine Lötzsch tut sich allerdings schwer, von Verbrechen und Mauertoten zu reden. Ohne Weltkrieg ­keine Teilung, ohne Teilung keine Mauer, argumentiert sie. Bevor man diese verurteile, müsse man „erstmal vorbesprechen“, wie es zur Teilung kam. Die einen stimmen zu, den anderen war sie zu relativierend. Für alle gemeinsam trat der Fall ein, den es zu ­vermeiden galt: Streit in der Linkspartei ums Erinnern.