Berlin. Bei der Bundestagswahl 2025 werden manche vertraute Gesichter nicht wieder kandidieren. Zum Teil sind die genannten Gründe erschreckend.

Wenn am kommenden Sonntag der neue Bundestag gewählt wird, dann ist das auch ein Tag des Abschieds für einige bekannte Gesichter. Welche Politiker nicht mehr antreten und warum sie der Politik den Rücken kehren.

Kevin Kühnert (SPD) denkt an seine Gesundheit

Kevin Kühnert
Kevin Kühnert (SPD) Rücktritt als Generalsekretär und Abschied aus der Politik kam überraschend. Die Sozialdemokraten verlieren mit dem 36-Jährigen einen ihrer Hoffnungsträger. © DPA Images | Kay Nietfeld

Kevin Kühnert hat im Oktober 2024 überraschend seinen Rücktritt als Generalsekretär der SPD verkündet. Der 35-Jährige nannte damals gesundheitliche Gründe und erklärte gleichzeitig, er wolle nicht noch mal für den Bundestag kandidieren. „Die Energie, die für mein Amt und einen Wahlkampf nötig ist, brauche ich auf absehbare Zeit, um wieder gesund zu werden. Deshalb ziehe ich die Konsequenzen“, schrieb Kühnert in einem öffentlichen Brief an seine Parteimitglieder.

Damit endet seine Zeit im Bundestag, dem er seit der vergangenen Wahl 2021 angehörte. Der gebürtige Berliner galt schon in seiner Zeit als stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Jusos als eine der größten Zukunftshoffnungen der Sozialdemokraten. Damals machte er sich mit seiner kritischen Haltung gegenüber der großen Koalition einen Namen und zählte zum linken Flügel der Jugendorganisation der SPD.

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Volker Wissing (parteilos) kehrt erst der FDP, dann der Politik den Rücken

Volker Wissing
Volker Wissing (parteilos) ist im Zuge des Ampel-Zusammenbruchs aus der FDP ausgetreten, behielt aber seinen Posten als Minister für Digitales und Verkehr und übernahm sogar noch das Justizministerium. Bei der kommenden Wahl tritt er nicht wieder an. © FUNKE Foto Services | Reto Klar

Volker Wissing kehrt nach seiner Partei nun auch dem Bundestag den Rücken. Der langjährige rheinland-pfälzische FDP-Chef war im vergangenen Jahr im Zuge des Zusammenbruchs der Ampel-Koalition aus der FDP ausgetreten, blieb aber weiterhin Verkehrsminister und übernahm zusätzlich das Amt des Justizministers.

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Meine schwerste Entscheidung

Mit seinem Austritt habe er sich nicht von den Grundwerten seiner Partei distanzieren wollen, erklärte der 54-Jährige später. Dies sei eine persönliche Entscheidung, die seiner Vorstellung von Verantwortung gerecht werde. Noch wenige Tage vor dem Ende der Ampel hatte sich Wissing in einem Gastbeitrag für die „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ für einen Verbleib der Liberalen in der Koalition ausgesprochen.

Cem Özdemir (Grüne) konzentriert sich ganz auf Baden-Württemberg

Cem Özdemir verlässt die Bundespolitik und geht zurück ins „Ländle“.  In Baden-Württemberg will er Nachfolger von Winfried Kretschmer als Ministerpräsident werden.
Cem Özdemir verlässt die Bundespolitik und geht zurück ins „Ländle“. In Baden-Württemberg will er Nachfolger von Winfried Kretschmer als Ministerpräsident werden. © dpa | Sina Schuldt

Neben Volker Wissing scheidet auch ein weiterer amtierender Minister aus dem Bundestag aus. Cem Özdemir (Grüne) zieht es zurück in sein Heimatbundesland Baden-Württemberg. Der derzeitige Minister für Ernährung und Landwirtschaft will seinen Parteifreund Winfried Kretschmann als Ministerpräsident beerben.

Um einen Winterwahlkampf kommt Özdemir dennoch nicht herum, die Landtagswahl ist für das Frühjahr 2026 geplant. Özdemir sitzt seit 1994 im Bundestag, er war einer der ersten türkischstämmigen Bundestagsabgeordneten. Der 59-Jährige ist bei den Wählern beliebt, sein Direktmandat gewann er 2021 mit 40 Prozent der Stimmen – Bestwert für die Grünen.

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Renate Künast (Grüne) macht Platz für Jüngere

Grünen-Politikerin Renate Künast
Renate Künast (Grüne) prägte über viele Jahre die Grünen im Bundestag. © DPA Images | Soeren Stache

Mit Renate Künast verlässt eine Politikerin des Deutschen Bundestags die große politische Bühne, die über lange Jahre hinweg die Grünen geprägt hat und in der ersten Rot-Rot-Grünen Regierung einen Ministerposten innehatte. In einem Brief an ihren Berliner Kreisverband Tempelhof-Schöneberg schrieb die 70-Jährige, es sei Zeit, Platz für Jüngere zu machen.

Die ausgebildete Rechtsanwältin und Sozialarbeiterin wurde 2002 erstmals in den Bundestag gewählt und war unter anderem Fraktionsvorsitzende der Grünen, Landwirtschaftsministerin und Bundesvorsitzende ihrer Partei. In den vergangenen Jahren wurde Künast immer wieder Ziel von Hassattacken im Netz, gegen die sie sich juristisch und öffentlich wehrte.

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Yvonne Magwas (CDU) reichen die Lügen und die Hetze

Bundestag
Yvonne Magwas (CDU), hielt ihre Abschiedsrede im Bundestag als scheidende Bundestagsvizepräsidentin in der Generaldebatte zur „Situation in Deutschland“. © DPA Images | Michael Kappeler

Auch die Bundestagsvizepräsidentin Yvonne Magwas (CDU) tritt bei der kommenden Bundestagswahl nicht erneut an. In einer persönlichen Erklärung teilte Magwas mit, das gesellschaftliche Klima sei in den vergangenen Jahren rauer geworden, insbesondere in Sachsen.

Es werde gelogen, diskreditiert und gehetzt und sie selbst sei Ziel von Bedrohungen und Beleidigungen geworden, auch weil sie sich gegen die AfD engagiert. Die Entscheidung, nicht noch mal für den Bundestag zu kandidieren, hänge damit zusammen, dass der Spagat zwischen Spitzenämtern in der Politik und Familie schwer zu bewältigen sei, erklärte die 44-jährige.

Marco Wanderwitz (CDU) will Sicherheit für seine Familie

Marco Wanderwitz
Der ehemalige Ostbeauftragte Marco Wanderwitz (CDU) ist Befürworter des AfD-Verbots. © DPA Images | Kay Nietfeld

Der ehemalige Ostbeauftragte, Marco Wanderwitz, ebenfalls aus Sachsen, will auch endlich Ruhe haben vor Hetze und Bedrohungen. Der Jurist ist Befürworter eines Verbotsverfahrens der AfD und hat in den vergangenen Jahren viel Hass erlebt. Er müsse sich und seine Familie „körperlich und seelisch schützen“: Damit endet seine Zeit nach fünf Legislaturperioden und knapp 23 Jahren im Bundestag.

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Karamba Diaby (SPD) braucht mehr Zeit für die Familie – und seinen Garten

Karamba Diaby
Karamba Diaby (SPD) will mehr Zeit mit seiner Familie verbringen. © DPA Images | Christophe Gateau

Der SPD-Politiker Karamba Diaby war immer wieder Zielscheibe von rassistischen Anfeindungen und sogar Morddrohungen in seinem Heimatwahlkreis Halle. Diese seien aber nicht in erster Linie dafür verantwortlich, dass er bei der kommenden Wahl nicht wieder antritt.

In einer persönlichen Erklärung gab er an, mehr Zeit für Familie und Kleingarten haben zu wollen. Diaby, 1961 im Senegal geboren, war 2013 der erste schwarze, auf dem afrikanischen Kontinent geborene, Politiker, der in den Bundestag einzog. In den 1980er Jahren kam er als Stipendiat in die damalige DDR und promovierte in Geo-Ökologie.

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Peter Ramsauer (CSU) fühlt sich zu alt

Peter Ramsauer
Bei der 204. Bundestagssitzung hielt Peter Ramsauer (CSU) seine letzte Rede als Abgeordneter im Bundestag. © picture alliance / dts-Agentur | -

1990 zog Peter Ramsauer (CSU) mit 36 Jahren zum ersten Mal in den Bundestag ein, damals noch in Bonn. 35 Jahre später verlässt er als dienstältester Abgeordneter das Parlament. Die Begründung: „Mit 36 kam ich im Bundestag – da dachte ich mir immer von 60- oder 65-jährigen Mitgliedern des Bundestags, was da in Bonn für politische Methusalems rumlaufen“, erzählte er im Gespräch mit der ARD. Nun überlässt der 71-Jährige seinen Platz der jüngeren Generation.

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Andere Abgeordnete, deren Bundestags-Abschied feststeht

CDU: Helge Braun, Michael Grosse-Brömer, Hermann Gröhe, Manfred Grund, Nadine Schön

CSU: Hans-Peter Friedrich, Max Straubinger

Grüne: Tessa Ganserer, Steffen Gelbhaar, Ekin Deligöz, Kai Gehring, Sven Christian Kindler, Cordula Schulz-Asche, Canan Bayram, Tobias Lindner,

AfD: Mariana Harder-Kühnel, Albrecht Glaser

SPD: Michael Roth, Michelle Müntefering, Niels Annen, Axel Schäfer, Sönke Rix, Katrin Budde,

Linke: Anke Domscheit-Berg, André Hahn, Jan Korte, Petra Pau, Gesine Lötzsch, Martina Renner

FDP: Frank Müller-Rosentritt, Manfred Todenhausen, Claudia Raffelhüschen, Manuel Höferlin