Berlin. Wer regiert Deutschland? Am 23. Februar 2025 entscheidet sich, wer der vier Kandidaten Bundeskanzler wird. Ein Überblick der Personen.
- Am 23. Februar ist Bundestagswahl
- SPD, CDU/CSU, Grüne und AfD schicken Kanzlerkandidaten ins Rennen
- Wer tritt für welche Partei an?
Deutschland steht vor einer richtungsweisenden Bundestagswahl: Am 23. Februar 2025 haben die Wählerinnen und Wähler die Möglichkeit, eine neue Bundesregierung zu bestimmen und den Kurs der Republik neu zu justieren. Nicht nur sind die Zeiten aufgewühlt wie selten – noch nie traten vier Kanzlerkandidaten und Kanzlerkandidatinnen gleichzeitig an.
Unions-Kandidat Friedrich Merz will die Konservativen zurück an die Macht führen, der amtierende SPD-Kanzler Olaf Scholz kämpft um den Machterhalt, der grüne Hoffnungsträger Robert Habeck möchte seine Partei in eine Regierung führen und Alice Weidel (AfD), Kandidatin einer Partei, mit der die anderen nichts zu tun haben wollen.
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Wer wird die Richtung bestimmen und das Vertrauen der Wählerinnen und Wähler gewinnen? Die vier Kanzlerkandidaten im Überblick:
Kanzlerkandidat der Union (CDU/CSU): Friedrich Merz
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Die Union schickt Friedrich Merz ins Rennen. Der CDU-Chef erhielt am 17. September 2024 die Unterstützung seiner Partei. CSU-Chef Markus Söder verkündete: „Die Kanzlerkandidaten-Frage ist entschieden, Friedrich Merz macht‘s“.
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Der 69-Jährige will sich im Wahlkampf als menschennah, freundlich, aufgeschlossen präsentieren: „Ich vermute mal, dass die Bevölkerung in den nächsten Monaten den Friedrich Merz kennenlernen wird, der er ist“, sagte er dem Sender RTL. Er sieht sich selbst in einer starken Position.
„CDU und CSU können ab sofort in einen Bundestagswahlkampf gehen.“
Gegenüber Kanzler Olaf Scholz zeigt er sich selbstbewusst; er weiß um seine starken Umfragewerte. Die Union liegt in Umfragen bei teils über 30 Prozent, während die SPD kanpp auf die Hälfte kommt. Merz betont: „Das ist neu, das hat es in Deutschland noch nie gegeben, dass ein Herausforderer so stabil mit seiner eigenen Partei doppelt so stark ist wie die Partei des Bundeskanzlers.“
SPD-Kanzlerkandidat und Amtsinhaber: Olaf Scholz
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Olaf Scholz sieht sich nach dem Scheitern der Ampel-Koalition einer besonders großen Herausforderung gegenüber: Er muss um sein politisches Überleben kämpfen; verliert er das Kanzleramt, ist er in der Partei erledigt. Immerhin: Die SPD-Führungsgremien glauben an ihren Kanzler, haben ihn Ende November einstimmig zum Kandidaten für die Bundestagswahl 2025 nominiert. Ein Parteitag soll Scholz am 11. Januar offiziell bestätigen.
Seiner Nominierung ging ein parteiinterner Streit um Scholz‘ Eignung voraus. Innerhalb der SPD gab es Überlegungen, Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) als Kandidaten zu nominieren. Pistorius genießt in Umfragen deutlich mehr Sympathien als Scholz.
Die öffentlich über rund zwei Wochen geführte Debatte hat die Autorität des Kanzlers untergraben. Obwohl Minister Pistorius am Ende verzichtete und sich hinter Scholz stellte, hat diese Episode dem Ansehen des Kanzlers in der Öffentlichkeit geschadet. Scholz ist jetzt unter massivem Druck, sein Rückhalt wackelt.
„Die SPD bereitet sich jetzt auf die Wahl vor. Es ist so, dass die SPD und ich gemeinsam die Wahl gewinnen wollen.“
Der 66-Jährige steht vor der immensen Herausforderung, einen Wahlkampf zu führen, der nicht nur die Glaubwürdigkeit der SPD, sondern auch seine eigene wiederherstellen soll. Nach dem Bruch der Ampel-Koalition und mit schwachen Umfragewerten von nur 15 Prozent muss er mehr als seine Konkurrenten die Gunst der Wählerinnen und Wähler gewinnen.
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Der Kanzlerkandidat der Grünen: Robert Habeck
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Robert Habeck wurde am 17. November 2024 mit 96,5 Prozent Zustimmung zum Kanzlerkandidaten der Grünen gewählt. Der Wirtschaftsminister möchte „Prinzipientreue mit Pragmatismus“ verbinden. Er möchte die grundlegenden Werte der Grünen, wie Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit, bewahren und gleichzeitig flexibel und anpassungsfähig auf aktuelle Herausforderungen reagieren, um praktikable Lösungen zu finden.
„Ich bewerbe mich als Kandidat von den Grünen für die Menschen in Deutschland. “
Seine Kandidatur stand bereits fest, nachdem Außenministerin Annalena Baerbock im Juli erklärt hatte, nicht erneut anzutreten. In einem Video, das der 55-jährige Anfang November veröffentlichte, kündigte Habeck seine Kandidatur an, ohne allerdings das Wort „Kanzlerkandidat“ explizit zu verwenden.
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Die Grünen stehen derzeit in Umfragen zwischen 11 und 12 Prozent (Stand: 3. Dezember). Habeck sieht seine Aufgabe darin, die Partei wieder in eine Regierungsbeteiligung zu führen und gleichzeitig die grüne Agenda voranzutreiben. Diese umfasst unter anderem den Ausbau erneuerbarer Energien und das Ziel der Klimaneutralität sowie einen „Deutschlandfonds“ mit Investitionen von 230 Milliarden Euro zur Förderung grüner Technologien. Zudem setzt sich Habeck für die Senkung der Stromsteuer ein, um die Energiekosten für die Bevölkerung zu reduzieren.
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Kanzlerkandidatin der AfD: Alice Weidel
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Alice Weidel ist die erste Kanzlerkandidatin der AfD. Die 45-Jährige wurde von den AfD-Vorsitzenden Tino Chrupalla und sich selbst als Kanzlerkandidatin vorgeschlagen. Die endgültige Entscheidung muss noch von den Parteigremien bestätigt werden.
Chrupalla hatte bereits im ARD-Sommerinterview gesagt: „Alice Weidel wäre eine sehr gute Kanzlerkandidatin.“ In einem Interview im Rahmen des WELT TV-Duells am 9. Oktober 2024 äußerte Weidel, dass sie „keinen Anlass“ sehe, konfrontativ zu sein. Sie betonte: „Ich glaube, dass man mit jedem politischen Mitbewerber fair umgehen muss.“
„Wir gehen voll in den Wahlkampf rein.“
Trotz dieser Nominierung werden Weidel derzeit keine ernsthaften Chancen auf eine Kanzlerschaft eingeräumt. Alle demokratischen Parteien haben eine Koalition mit der AfD kategorisch ausgeschlossen, was bedeutet, ihre Chancen auf eine Regierungsbeteiligung sind gleich Null.
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Während die AfD in Umfragen stabil bei 19 bis 20 Prozent bleibt (Stand: 3. Dezember), sieht sie sich gleichzeitig mit den Vorwürfen konfrontiert, extremistische Positionen zu vertreten. Diese Vorwürfe sind nicht unbegründet, Teile der Partei werden vom Bundesverfassungsschutz als „gesichert rechtsextrem“ eingestuft. Diese Einstufung hat erhebliche Auswirkungen auf die öffentliche Wahrnehmung der Partei und verstärkt den Druck auf Weidel, sich und ihre Partei als seriöse politische Kraft zu etablieren.
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Sonstige Kandidaten: BSW, FDP und Linke
Auch die kleinen Parteien stellen Spitzenkandidaten auf. Chancen auf einen Einzug ins Kanzleramt haben die jeweiligen Personen aber nicht. Das hindert das Bündnis von Sahra Wagenknecht aber nicht daran, ihre Galionsfigur dennoch als Kanzlerkandidatin zu nominieren. „Wir machen uns weder etwas vor, noch sind wir größenwahnsinnig“, teilte Generalsekretär Christian Leye mit. Man habe sich aber zum dem Schritt entschlossen, damit die politischen Konkurrenten keinen ungerechten Vorteil hätten.
Für die FDP geht, wie schon bei den letzten Wahlen, Ex-Finanzminister Christian Lindner ins Rennen. Ob die Liberalen in den Bundestag einziehen, ist nicht ausgemacht – die Umfragen sehen die FDP bei um die vier Prozent.
Die Linke setzt auf ein eher unbekanntest Duo: Heidi Reichinnek und Jan van Aken. Die beiden könnten einen Überraschungserfolg schaffen. Die Linke befindet sich in allen Umfragen im Aufwind, kann seit Ende Januar vor allem bei jungen Wählern an Zustimmung gewinnen und steuert, wider Erwarten, auf einen Einzug in den Bundestag zu.