Washington. 25.000 Polizisten, Zäune und Straßensperren sollen Trumps Amtseinführung sichern. Eine große Sorge der Behörden sind „einsame Wölfe“.
Wenn Dan Bongino, der als Special Agent 2009 beim Secret Service für die Sicherheit von Präsident Barack Obama zuständig war, in seinem Internet-Podcast sein kahles Haupt in Falten legt und mit düsteren Andeutungen über die Amtseinführung Donald Trumps am Montag philosophiert, kann der Zuschauer es mit der Angst bekommen.
Bongino, auf der politischen Rechten inzwischen ein bekannter Influenzer, sorgt sich ernsthaft um das Leben des künftigen 47. Präsidenten: Donald Trump.
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Seine Leibgarde, der Secret Service, war nach dem Mord-Attentat von Butler/Pennsylvania im Sommer in Ungnade gefallen. Der Secret Service sei nicht vorbereitet auf eine Attacke durch ferngesteuerte Drohnen bei der Inauguration auf den Treppen des Kapitols – oder einen zum Äußersten entschlossen Einzeltäter mit Langwaffe, behauptet der Trump-Fan.
Trägt Donald Trump am 20. Januar eine schusssichere Weste?
Bonginos Alarmruf hat in sozialen Medien eine Welle von Kommentaren ausgelöst, die eines gemeinsam haben: den Rat oder die energische Aufforderung an Donald Trump, am 20. Januar, dem eisige Tagestemperaturen unter dem Gefrierpunkt vorhergesagt werden, nur ja unter Anzug und Oberhemd eine schusssichere Weste zu tragen. Nachfragen bei der Kampagne Trumps, ob derlei erwogen wird, bleiben naturgemäß unbeantwortet. „Zu Sicherheitsmaßnahmen keine Auskunft.”
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Unterdessen ist Matt McCool, der leitende Special Agent der Außenstelle des Secret Service in Washington, zuversichtlich, dass die Behörden alle nötigen Vorkehrungen getroffen haben, um das „Nationale Sicherheitsereignis” in der kommenden Woche solide über die Bühne zu bringen. Zwei Zahlen: Neben insgesamt 25.000 Einsatzkräften sollen rund 50 Kilometer Sicherheitszaun an allen sensiblen Stellen des Geschehens Zwischenfälle verhindern helfen. Beim Spaziergang im Regierungsviertel fällt auf, dass viele Gebäude und Straßenzüge, die bei früheren Amtseinführungen frei waren, heute bereits mit Zaun-Elementen abgeriegelt sind.
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Amtseinführung: Furcht der Behörden vor Einzeltätern
Matt McCool, der federführende Special Agent des Secret Service, sagt, dass Trumps großer Tag in einem „höheren Bedrohungsumfeld“ als die letzte Amtseinführung stattfindet und dass es deshalb einen „etwas robusteren Sicherheitsplan“ gibt. Details? Mangelware. Nur so viel: Alle Teilnehmer der Amtseinführung, also auch zehntausende Gäste und Zuschauer, müssten Sicherheitskontrollen durchlaufen. Dazu werde es vorübergehende Flugbeschränkungen, den Einsatz von Überwachungs-Drohnen und viele zivile Fahnder geben, die sich unters Volk mischen.
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Die Bundespolizei FBI hat zudem zwei Kommandoposten eingerichtet, in denen alle Informationen zusammenlaufen. Derzeit gebe es „keine spezifischen oder glaubwürdigen Bedrohungen”. Aber: Tom Manger, der Chef der Kapitols-Polizei, die am 6. Januar 2021 beim Sturm auf das Kongressgebäude von wütenden Trump-Anhängern fast überrannt wurde, sagte, dass der „einsame Täter“ (“lone wolf“) nach wie vor die größte Bedrohung für die Veranstaltung verkörpere.
USA: Serie von Sicherheitsvorfällen in letzter Zeit
„Erst vergangene Woche, als Präsident Jimmy Carter aufgebahrt war, tauchten zwei Einzeltäter am Kapitol auf. Einer versuchte, ein Messer und eine Machete hineinzutragen. Der andere versuchte die Zeremonie zu stören, indem er sein Auto in Brand setzte“, sagte Manger vor Journalisten. „Die Kapitols-Polizei konnte diese Leute aufhalten, bevor sie die Gelegenheit hatten, Schaden anzurichten.” Gleichwohl bleibe man in „höchster Alarmbereitschaft”.
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FBI und Heimatschutzministerium machen auf die Gefahr von Nachahmer-Anschlägen aufmerksam, die dem Vorfall vor zwei Wochen in New Orleans ähneln könnten. Dort hatte ein Veteran der US-Armee einen Lastwagen in eine Menschenmenge von Silvesterfeiernden gerammt. 14 Menschen starben.
Inauguration: Fast 50 Kilometer lange Absperrung soll Amtseinführung schützen
Ein großer Teil der Innenstadt Washington – etwa drei Kilometer vom Weißen Haus bis zum Kapitol – wird für den Autoverkehr am Montag gesperrt, wobei die Zufahrten mit Betonbarrieren, Müllwagen und anderen schweren Gegenständen blockiert werden. Die fast 50 Kilometer lange, zwei Meter hohe schwarze Absperrung, die so konstruiert ist, dass sie nicht überwunden werden kann, wird die längste sein, die jemals in Washington errichtet wurde. Aus anderen Landesteilen kommen rund 12.000 Sicherheitskräfte zur Verstärkung.
Bürgermeisterin Muriel Bowser ermutigte Einwohner und Besucher, aufgrund der zahlreichen Straßensperrungen im gesamten Distrikt öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. „Die Auswirkungen der Amtseinführung werden vor allem in der Umgebung der National Mall, des Kapitols, des Kongresszentrums und der Union Station zu spüren sein“, sagte Bowser.
Juliette Kayyem, Professorin an der Harvard Kennedy School und während der Obama-Regierung im Heimatschutzministerium tätig, sagte, dass die Beamten bei der Planung der Sicherheits-Architektur alle Möglichkeiten in Betracht ziehen „Sie planen für den schlimmsten Fall, aber ich vermute, dass es nicht so schlimm kommen wird, was gut ist“, sagte Kayyem. „Was die Planung angeht, ist es immer einfacher, die Anforderungen herunter- als heraufzuschrauben.“
Außerdem könnten sich die Einsatzkräfte bereits am Wochenende vorbereiten. Am Samstag werden 25.000 Menschen am Anti-Trump-„People‘s March on DC“ teilnehmen, wie die Polizeichefin Pamela Smith mitteilte. Tausende werden zu einem Dutzend weiterer Proteste oder Kundgebungen erwartet, die von örtlichen Behörden zwischen Samstag und Montag genehmigt wurden; darunter eine Trump-Rally in der 20.000 Sitzplätze fassenden Capital One Arena am Sonntag.
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