Berlin. Die Gewalt im Fußball nimmt zu - nicht auf dem Platz, sondern im Umfeld der Stadien und Plätze sowie an Bahnhöfen und in Städten. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) veranstaltet rund um diese Problematik ein Symposium und will die Politik in die Pflicht nehmen.
Die gewalttätigen Ausschreitungen im Fußball haben drastisch zugenommen. Jürgen Schubert, Inspekteur der Länder-Bereitschaftspolizeien, berichtet für die Saison 2007/2008 - einschließlich der unteren Ligen - von mehr als 900 Verletzten bei Gewalt im Fußball, darunter 111 Polizisten. Aktuell bestünden für 2900 Personen Stadionverbote. Knapp 90 Prozent der Gewaltdelikte würden im Profifußball registriert.
Die Zahl der Fälle liege "rund 30 Prozent über dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre". "Hooligans sogar bei Spielen der Amateurligen sind Alltag geworden", sagte Jörg Radek vom GdP-Bundesvorstand zu Beginn der zweitägigen Diskussion zum Thema "Fußball und Gewalt".
Mehr Gewalt gegenüber Polizisten
"Gewalt hat im Fußball in einem erschreckenden Maße zugenommen. Auch Gewalt gegenüber Polizisten", erklärte Konrad Freiberg, Chef der Gewerkschaft der Polizei (GdP), gegenüber DerWesten. Bei dem Symposium in Berlin sollen nun Lösungsmöglichkeiten herausgearbeitet werden, wie die Gewaltspirale gestoppt werden kann. Eine finanzielle Beteiligung der Bundesligavereine an den Kosten für Polizeieinsätze, wie sie der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) Rainer Wendt fordert, hält Freiberg jedoch für abwegig: "Das hört sich gut an, ist aber juristisch nicht durchsetzbar." Es sei kaum zu begründen, weshalb Bundesligavereine für Vorfälle an entlegenen Bahnhöfen bezahlen müssen. Schließlich sei Gewalt in den Stadien gar nicht das Hauptproblem.
Zunehmend, so Freiberg, komme es an Umsteigebahnhöfen oder in den Innenstädten zu Gewalt. "Hier sind wir alle gefordert - Bahn, Polizei, Kommunen und die Vereine", sagt der Gewerkschafter.
Polizisten häufig beschuldigt
Auch mit Vorwürfen gegenüber der Polizei wird sich das Symposium laut Freiberg befassen. Immer häufiger werden Polizisten beschuldigt, selbst zu Gewalt gegenüber Fußball-Fans zu greifen, wie etwa vor einigen Monaten in Berlin oder vor mehreren Wochen in Düsseldorf. "Wir müssen uns anschauen, was man besser machen kann", so Freiberg.
Das Hauptproblem sieht der Gewerkschafts-Chef aber bei der Politik: "Wir haben immer weniger Polizisten mit immer mehr Arbeit", sagt Freiberg und stellt fest: "Die Politik bringt die Polizei in Schwierigkeiten."
(Mit Material von ddp)