Essen. Der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft hat sich für ein generelles Alkoholverbot in Sonderzügen zu Spielen der Fußballbundesliga ausgesprochen. Sein Kollege von der Gewerkschaft der Polizei geht noch einen Schritt weiter: Er will auch den Verkauf von Alkohol in Bahnhöfen verbieten.

In der einen Hand die Fahne, in der anderen die Flasche Bier. Was an jedem Wochenende an Bahnhöfen im Ruhrgebiet zum gewohnten Bild gehört, ist der Polizeigewerkschaft ein Dorn im Auge. Sie fordert ein Alkoholverbot in Sonderzügen. Damit soll die Gewaltbereitschaft gesenkt werden.

Privatbahn macht den Anfang

Vor dem Spiel Bier in vollen Zügen genießen - geht es nach der Polizei, ist damit bald Schluss. Foto: imago
Vor dem Spiel Bier in vollen Zügen genießen - geht es nach der Polizei, ist damit bald Schluss. Foto: imago

In Norddeutschland müssen Flaschen mit alkoholischem Inhalt schon ab dem 15. November draußen bleiben. Das private Bahnunternehmen Metronom spricht ein generelles Alkoholverbot in seinen Zügen aus. Exzessiver Alkoholkonsum verwandele viele Züge in regelrechte „Katastrophengebiete“, erklärte die Gesellschaft, die einige Strecken etwa zwischen Hamburg und Hannover bedient. Und auch die Deutsche Bahn AG prüfe die Einführung eines Alkoholverbots, bestätigte eine Sprecherin.

Verbot längst überfällig

Rainer Wendt, Bundesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) ist ein klarer Befürworter des Alkoholverbots in Zügen. Nicht immer und auf allen Strecken, aber etwa in Sonderzügen zu Sportveranstaltungen wie Fußball oder Eishockey sei ein Alkoholverbot längst überfällig. „Alkohol ist das Kardinalproblem“, sagte Wendt. „In weit über 80 Prozent der Fälle von Gewalt, auch gegen Polizeibeamte, ist Alkohol im Spiel.“ Die Polizei brauche eine Rechtsgrundlage, um Fans, die Alkohol dabei haben, die Mitfahrt zu verweigern.

Rainer Wendt hält das Alkoholverbot in Sonderzügen mit dem vorhandenen Personal für umsetzbar. Es gehe nicht darum, Alkohol auch in Fernzügen der Bahn zu verbieten. In diesem Fall müsste schließlich auch der Bierausschank im Bordrestaurant verboten werden. Der Grund, weshalb es bislang kein Alkoholverbot in Sonderzügen gebe, sieht Wendt in den verteilten Zuständigkeiten und nimmt die Politik in die Pflicht: „Sie muss Bahn, Polizei und DFB an einen Tisch bringen“, fordert Wendt.

Konrad Freiberg, Bundesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei, geht mit seinen Forderungen noch einen Schritt weiter. Gegenüber „Bild“ sagte er, es müsse auch über ein Verkaufsverbot von Alkohol in Bahnhöfen nachgedacht werden, etwa wenn Fans zu Fußballspielen unterwegs seien. Auch sollten Fahrgäste keinen Alkohol mit in die Züge nehmen dürfen.

Pro-Bahn: Nicht umsetzbar

Lothar Ebbers, Sprecher des Fahrgastverbandes Pro Bahn, hat Zweifel an der Machbarkeit des Verbots. „Das nützt nur etwas, wenn es auch umgesetzt werden kann“, sagte er zu DerWesten. Tagsüber tendiere die Präsenz von Sicherheitspersonal in den Regionalzügen gegen null. „Dann nützt ein Verbot nichts“, so Ebbers. Eine Lösung wie in Norddeutschland sei für das Rhein- und Ruhrgebiet unsinnig. „Hier sind die Strecken so eng verzahnt, da kann man nicht auf einzelnen Strecken, die von einer privaten Bahn bedient werden, Alkohol verbieten und auf anderen nicht.“

Beim Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) sei ein generelles Alkoholverbot in den Regionalzügen derzeit kein Thema, sagte VRR-Sprecher Lars Wagner. In einzelnen Gesellschaften des Verbandes, etwa bei der Rheinbahn in Düsseldorf, sei ein Alkoholverbot teilweise bereits in Kraft.

Mit Material von AP