Heidelberg. Als Grund gibt die Gattin des Ex-Verteidigungsministers die Verlegung des Lebensmittelpunkts ihrer Familie in die USA an. Das wiederum heizt erneut die Spekulationen rund um die Frage an: Kommt der Politiker zu Guttenberg irgendwann auch wieder zurück: Bisher hatte er stets betont, er wolle ein Comeback - zumindest nach Deutschland.

Nach sieben Jahren hat die Präsidentin des Kinderschutzvereins Innocence in Danger, Stephanie zu Guttenberg, ihr Amt niedergelegt. Wie die Autorin und Ehefrau des früheren Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) am Donnerstag in Heidelberg sagte, hat sie mit ihrer Arbeit für Innocence in Danger geholfen, das bisherige Tabuthema des sexuellen Kindesmissbrauchs in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu tragen: "Es geht darum, Menschen zu helfen, die keine Stimme haben."

Nach dem Rücktritt ihres Mannes wegen einer Plagiatsaffäre vor zwei Jahren lebt die Familie der 36-Jährigen in den USA. Der Wegzug ist auch Grund für ihren Rücktritt. "Ich habe festgestellt, dass durch meinen Umzug in die Vereinigten Staaten die Arbeit für den Verein nicht mehr so zu leisten ist, wie der Verein und der Kampf gegen sexuellen Missbrauch es verdient haben", sagte die zweifache Mutter. Auch wenn Deutschland die Heimat ihrer Familie bleibe, die USA seien der Lebensmittelpunkt. Eine baldige Rückkehr nach Deutschland schloss die Politiker-Gattin aus.

Seit dem Rückzug aus dem deutschen Rampenlicht in die USA ist die Familie Guttenberg das Objekt stetiger Spekulationen. Wann kommen sie zurück? Wann gibt Guttenberg sein Comeback in der deutschen Politik? Gibt er überhaupt ein Comeback?

Der ehemalige Minister, der in den USA Vorträge hält und Berater der EU-Kommission für Internet-Fragen ist, bleibt bis heute das große Phantom der deutschen Politik. Erst im Januar hat er in einem Interview mit der Schweizer Zeitung "Der Sonntag" wiederholt: Ja, er werde mit Sicherheit nach Deutschland zurückkommen. Nur wann und ob privat oder in irgendeiner Funktion, das sei "vollkommen unabsehbar".

Stephanie zu Guttenberg will weiter im Verein aktiv bleiben

Für ihren Kampf zum Wohle der Kinder bekommt die Ministergattin zu Anfang viel Lob. Aber es setzt zum Teil auch heftige Kritik. Die entzündet sich vor allem an der von Oktober 2010 an vom Sender RTL II ausgestrahlten Sendung "Tatort Internet". Dort werden potenzielle Pädophile in eine Falle gelockt und dann zur Rede gestellt, Stephanie zu Guttenberg tritt in der ersten Sendung als Expertin im Studio auf.

Es gibt danach zwar Lob für das Anliegen, manche Medien bewerten das Format aber als "reißerisch" oder "Menschenjagd". Zu Guttenberg steht auch heute noch zu "Tatort Internet", macht sie bei ihrem Besuch in Heidelberg klar. Sie würde das jederzeit wieder machen, wenn dadurch auch nur ein Täter überführt werden könne, lautet ihre Botschaft.

Trotz ihres Rückzugs von der Vereinsspitze will zu Guttenberg im Präsidium von Innocence in Danger aktiv bleiben und ihrer Nachfolgerin zur Seite stehen. Neue Präsidentin des Vereins ist die Heidelberger Juristin Marina von Achten. Ihre Vorgängerin habe maßgeblich zum Erfolg des Vereins und zum Kampf gegen Kindesmissbrauch beigetragen, sagte Achten. Die Gesellschaft müsse auch weiterhin für das Thema sensibilisiert werden.

Die neue Präsidentin möchte nun ein Projekt an Heidelberger Schulen etablieren, bei dem es darum geht, präventiv über das Risiko des sexuellen Missbrauchs durch Internetkontakte aufzuklären.

Verein beklagt fehlendes Geld für Opfer-Fonds

Nach Ansicht von Innocence in Danger gibt es weiter Handlungsbedarf und keinen Grund zur Entwarnung. Die Geschäftsführerin des Vereins, Julia von Weiler, erinnerte daran, dass allein im Jahr 2011 im Schnitt täglich 33 Fälle sexuellen Kindesmissbrauchs zur Anzeige gebracht worden seien. Die betroffenen Kinder und Jugendlichen würden noch immer nicht ausreichend versorgt. "Der politische Wille dazu scheint nicht wirklich da zu sein. Und das, obwohl Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) dieses Thema zur Bewährungsprobe für unsere Gesellschaft erklärt hat", kritisierte die Diplom-Psychologin.

Bezeichnend sei in diesem Zusammenhang, dass es die Bundesländer nicht schafften, die bereits Ende 2011 zugesagten 50 Millionen Euro zusammenzubekommen und diese in einen gemeinsamen Fonds mit dem Bund einzuzahlen. Der Bund hatte am Runden Tisch gegen Sexuellen Missbrauch zugesagt, dass er sich mit 50 Millionen Euro an dem Fonds beteiligt. Der Betrag wird aber erst gezahlt, wenn auch die Bundesländer die gleiche Summe beisteuern. Mit dem Geld sollen beispielsweise Therapien und Betreuungsmöglichkeiten für Opfer finanziert werden. (dapd)