Berlin. .

Der Verteidigungsminister und seiner Gattin besuchen die deutschen Soldaten in Afghanistan und inszenieren ein mediales Ereignis im Krisengebiet - die Opposition spöttelt.

Sie wollte es. Unbedingt. Die Truppe hegte den Wunsch auch. Was sollte Karl-Theodor zu Guttenberg da nur machen? Im Grunde genommen, war der Verteidigungsminister machtlos, er gab nach: Ehefrau Stephanie kam mit zum Truppenbesuch nach Kundus, um „als Bürger dieses Landes Danke zu sagen“. Noch ein Bürger war mit von der Partie: Johannes B. Kerner, der gestern in Masar-i-Sharif seine Talkshow aufzeichnete. Super-Location, ein perfekter Gast. Der Baron beliebte zu plaudern, die Soldaten kamen zu Wort. Das Format passte. Ein Geschäft, das auf Gegenseitigkeit beruht und seit langem eingefädelt war.

Es war schon der siebte Besuch Guttenbergs bei seiner Truppe. Aus Sicherheitsgründen wurde der Abflug am Sonntagabend geheim gehalten. Dass sich der Minister bei seinen Soldaten zu Weihachten blicken lässt, ist Tradition. Mit seiner Frau hatte man indes nicht gerechnet. Sie ist zwar auf allen Kanälen, aber aus eigenem Recht und Antrieb. Bloß zur Begleitung, etwa auf CSU-Parteitagen, sieht man sie selten bei politischen Terminen. Wie jeder andere musste sie eine Erklärung unterzeichnen, mit der die Bundeswehr von jeder Haftung entbunden wird. Wie immer waren alle weiteren Vorschriften „lageabhängig“. Diesmal war es im Lager so ruhig, dass das Glamourpaar keine Sicherheitswesten (lagen griffbereit vor) tragen musste.

Botschaft mit Mohnbrötchen

Einen relativ unbeschwerten Eindruck vermitteln die Bilder: Stephanie zu Guttenberg, blaue Jeans, rotkariertes Hemd, blauer Anorak mit einem Pelzkragen, der mit ihren blonden Haaren harmoniert, im Gespräch mit den Soldaten. Oder: Stephanie in der Feldküche, vor sich das weiße Tablett mit dem Mohnbrötchen und einem Tellergericht. Viele Fotos, eine Botschaft: „Ich bin einer( r) von euch.“ Dass zwei Ministerpräsidenten zur Gruppe gehörten, der Niedersachse David McAllister und Wolfgang Böhmer aus Sachsen-Anhalt geriet darob in Vergessenheit.

Stephanie zu Guttenberg
Stephanie zu Guttenberg © REUTERS

Guttenberg ist der erste Minister, der mit seiner Frau die Soldaten im Kriegsgebiet besucht. Zum Vergleich kann man allenfalls die Reise seines Vorgängers Rudolf Scharping mit seiner Lebensgefährtin, Gräfin Pilati, nach Ägypten anführen. Aber da tobte kein Krieg, zu besichtigen gab es lediglich Pyramiden.

Wie es der Zufall so will, legte die Regierung gestern den Abgeordneten einen Bericht über die Lage am Hindukusch vor, ein paar ungeschminkte Wahrheiten. Schon wird das nächste Mandat diskutiert, für heute lud die SPD zu einer Afghanistan-Konferenz ein. Eine ernste Sache. Um so mehr schütteln sie den Kopf. Die „inszenierten Auftritte“ seien „unpassend“, kritisierte SPD-Fraktionsmanager Thomas Oppermann im Gespräch mit dieser Zeitung. „Taliban und Talk-Shows passen nicht zusammen“. Er hoffe, dass Guttenbergs Glamourtruppe „unsere Soldaten nicht von der Bekämpfung der Taliban abhält.“

„Frau Katzenberger fehlt noch ...“

Die Genossen sind dünnhäutig. Sie unterziehen Afghanistan einem politischen Reality-Check. Guttenbergs Trip kommt SPD-Chef Sigmar Gabriel wie eine Episode aus dem Reality-TV vor: „Frau Katzenberger fehlt noch. Da hätten wenigstens die Soldaten was davon“, spottet er. Alles für den Spind oder was?

Für die Guttenbergs war es der Ernstfall. „Dies ist kein spaßiger Ausflug“, sagte Stephanie, die von einer Soldatin durch das Feldlager geführt wurde. Von Angst dürfe man sich nicht überwältigen lassen. „Sonst ist man eindeutig am falschen Platz“. Ihre beiden Töchter, die daheim blieben, waren nicht begeistert, „aber sie haben das verstanden.“ Der Vater dürfte es ihnen nicht anders als seinen Soldaten, Wählern und den Medien erklärt haben: „Es ist eine Frage des Herzens.“