Essen. . Die CSU-Basis setzt auf den Ex-Minister. Zumindest in Kulmbach. Er habe “große Lücken“ hinterlassen, attestiert ihm ein Politikwissenschaftler. Und Experten geben ihm gute Chancen auf eine erfolgreiche Rückkehr. Nur Ministerpräsident Horst Seehofer scheint sich nicht über das Comeback zu freuen.

Seine erste politische Rede nach achtmonatigem Schweigen hat er gerade gehalten, die lästige Plagiatsaffäre ist – zumindest juristisch – aus der Welt, nächste Woche veröffentlicht er ein Buch mit dem Titel „Vorerst gescheitert“. Bastelt Karl-Theodor zu Guttenberg (39), Ex-Wirtschaftsminister, Ex-Verteidigungsminister und Ex-Hoffnungsträger vieler Wähler, gerade an seinem politischen Comeback?

Guttenberg hat mit seinem Rücktritt im März eine Lücke in der Politik hinterlassen“, sagt der Bonner Politikprofessor und Unions-Insider Gerd Langguth. „Er war ein absoluter Sympathieträger, den viele Bürger vermissen. Wenn er es schafft, wieder ein Amt zu bekommen, bin ich sicher, dass die Menschen ihm verzeihen würden“, glaubt Langguth.

Alle Wege führen über Kulmbach

Doch wie könnte der Weg zurück in die Politik aussehen? Beginnen müsste das Comeback wohl in Bayern, genauer gesagt im heimischen Kulmbach. Dort würde die CSU dem Freiherrn, der sich nach seinem schmählichen Abgang fürs erste ins amerikanische Exil zurückzog, wohl den roten Teppich ausrollen, sollte er seine Kandidatur als Bundestagsabgeordneter für die Wahl 2013 anmelden.

Einer wie Guttenberg werde gebraucht in der Partei, sagte der Kulmbacher CSU-Grande Wolfgang Protzner der Süddeutschen Zeitung. In Oberfranken bereite man sich bereits auf „eine Jubelveranstaltung“ anlässlich der Heimkehr Guttenbergs vor.

Sein Büro im Wahlkreis besteht nach wie vor

Doch viel Zeit bliebe dem Rückkehrer nicht. Bereits im Sommer werden in Bayern die Kandidaten für die Bundestagswahl aufgestellt. „Guttenberg hat ja sein Bürgerbüro in dem Wahlkreis auch nach dem Rücktritt erhalten“, so Experte Langguth, „das war sicher nicht ohne Hintergedanken.“ Will sagen: Wenn Guttenberg will, kann er schnell wieder loslegen.

Aber Kulmbach ist nicht überall. Auch in der CSU hat der forsche Freiherr nicht nur Freunde. Seine medienwirksamen Auftritte, etwa der Besuch bei der Truppe in Afghanistan mit Ehefrau Stephanie und TV-Talkmaster Johannes B. Kerner im Minister-Tross, kamen nicht bei allen gut an. Zudem neideten ihm manche die ausgezeichneten Sympathiewerte für das Glamour-Paar Guttenberg, das regelmäßig die Titelseiten der bunten Blätter zierte. Auf der anderen Seite könnte die in Bayern nicht mehr uneingeschränkt herrschende CSU eine neue „Wahlkampflokomotive“ gut gebrauchen.

Seehofer scheint den Konkurrenten zu fürchten

Parteichef Horst Seehofer hält sich bei dem Thema zurück. Karl-Theodor zu Guttenberg sei in der Partei „willkommen“, kommentierte er gestern schmallippig die Nachricht von der Einstellung des Ermittlungsverfahrens wegen der Plagiatsvorwürfe. Wahre Freude klingt anders. Für den Politikprofessor Langguth ist klar: „Seehofer fürchtet einen potenziellen politischen Konkurrenten.“

Schon seit längerem gibt es in der CSU Gerüchte, der Ex-Doktor Guttenberg schreibe an einer neuen Dissertation, die die Schmach des Plagiats beim ersten Anlauf vergessen machen soll. Der Wahrheitsgehalt ist schwer abzuschätzen. Ebenso wenig die Antwort auf die Frage, ob ihm das bei einer Rückkehr in die Politik helfen würde. Politik-Fachmann Langguth hält einen anderen Schritt für wichtiger: „Vor einem Comeback muss Guttenberg noch einmal eine Geste der Demut zeigen. Ein mea culpa.“ Dann wäre er wieder da.