Washington/Denver. Vor dem Massaker in einem Kino in Aurora hat der mutmaßliche Attentäter offenbar deutliche Hinweise auf seine Pläne gegeben. James Holmes soll Berichten zufolge einen Block mit Notizen und Skizzen an die Uni Denver geschickt haben. Doch das Päckchen blieb in der Poststelle liegen - bis nach der Tat.
Hätte das Kino-Massaker in Colorado rechtzeitig verhindert werden können? James Holmes hat vor dem Amoklauf in einem Vorort-Kino in Denver umfangreiche Hinweise auf sein späteres mörderisches Tun hinterlassen.
Wie Polizeiquellen der Zeitung „Denver Post“ und dem Fernsehsender NBC bestätigten, wurde einem Psychiater der Uni Denver, an der Holmes bis vor kurzem mit einem staatlichen Stipendium in Höhe von 26.000 Dollar in einem Doktoranden-Programm für Neurowissenschaften tätig war, mehrere Tage vor der Tat ein Päckchen mit einem Notizblock geschickt. Darin habe Holmes detailliert in Worten und mit Hilfe von Zeichnungen („Strichmännchen mit Waffen“) beschrieben, wie das Massaker am 20. Juli vonstatten gehen sollte.
Holmes selbst soll Polizei auf Sendung hingewiesen haben
Offenbar blieb das Päckchen aber in der Poststelle der zuständigen Fakultät liegen - bis drei Tage nach dem Massenmord. Warum, das untersuchen derzeit die Sicherheitsbehörden. Wegen der möglichen Brisanz der Post-Sendung, auf die Holmes die Polizei dem Vernehmen nach selbst hingewiesen hat, wurde eine richterliche Informationssperre zu dem Sachverhalt verhängt.
Holmes hatte am vergangenen Freitagmorgen während der Premieren-Vorstellung des neuen „Batman“-Films in Aurora zwölf Menschen erschossen und rund 60 zum Teil schwer verletzt. Sein in der Nähe gelegenes Appartement hatte der Täter mit rund 30 scharfen Sprengfallen präpariert, die Polizei nach seiner Festnahme aber auch darauf rechtzeitig aufmerksam gemacht. Die Wohnung wurde von Spezialeinsatzkräften geräumt, sodass es keine weiteren Opfer gab,
Der mutmaßliche Attentäter muss im Gefängnis eine Maske tragen
Der Beschuldigte wird am kommenden Montag offiziell mit der Mord-Anklage konfrontiert. Fotos und Fernsehaufnahmen wie beim Haftrichter-Termin, die Holmes verwirrt und apathisch zeigten, wird es dann nicht geben. Das Gericht hat es auf Drängen der Verteidigung verboten.
KommentarÜber seine Motive gibt Holmes nach wie vor keine Auskunft. Im Gefängnis von Arapahoe-County muss der gebürtige Kalifornier eine Maske tragen, weil er zuvor mehrfach Wärter angespuckt haben soll. Morddrohungen anderer Insassen haben ihm zudem eine schusssichere Weste eingetragen. Als merkwürdig beschreibt die Gefängnisleitung, dass sich Holmes dezidiert nach der Schluss-Szene des „Batman“-Films erkundigt haben soll.
Barack Obama will Waffenkontrollen verschärfen
Unterdessen hat Präsident Barack Obama vorsichtig angedeutet, sich politisch im Kongress für schärfere Waffenkontrollen einsetzen zu wollen. Die Einschätzung, dass halbautomatische Sturmgewehre „nicht in die Hände von Verbrechern gehören und auch nichts auf den Straßen unserer Städte zu suchen haben“, dürften auch viele Waffeneigentümer teilen, denen die amerikanische Verfassung dieses Recht zugesteht, sagte Obama in New Orleans.
Sein Kontrahent Mitt Romney, der als Gouverneur von Massachusetts gesetzlich gegen Schnellfeuerwaffen Front gemacht hatte, wie James Holmes sie in Aurora benutzte, erklärte während seines Europa-Besuchs in London, Amerika „braucht keine neuen Waffengesetze“. Holmes Taten sein klar gegen das Gesetz gewesen, so Romney auf dem Sender NBC, aber das Gesetz habe Holmes nicht davon abhalten können. 2002 hatte Romney besagte „assault rifles“ (AK 47 etc.) noch scharf als „Instrumente der Zerstörung“ bezeichnet, „deren einziger Zweck das Töten von Menschen ist“.