Washington/Denver. Der mutmaßliche Attentäter von Aurora ist am Montag erstmals dem Haftrichter vorgeführt worden. Bei der Anhörung wirkte der 24-Jährige abwesend und verwirrt. US-Präsident Barack Obama hat unterdessen Angehörige der Opfer des Attentats von Denver besucht und ihnen kondoliert. Bei seiner Ansprache verzichtete Obama darauf, den Namen des Attentäters zu nennen.
Das Kino-Massaker von Denver/Colorado, bei dem 12 Menschen starben und 60 verletzt wurden, hätte fast noch mehr Opfer gefordert. Wie Polizei-Kreise bestätigten, hatte ein Sturmgewehr des Täters James Holmes Ladehemmung. Der 24-Jährige wurde am Montag Haftrichter William Sylvester vorgeführt. Er trug orange-rot gefärbte Haare, sagte kein Wort und folgte der Sitzung emotionslos, teilweise mit geschlossenen Augen.
Die eigentliche Anklage gegen ihn wird am nächsten Montag verlesen. Holmes verweigert jede Kooperation mit den Ermittlern. Er sitzt unter Sonderbeobachtung im Gefängnis. Andere Insassen sollen ihn mit dem Tod bedroht haben, schreibt die „Denver Post“.
Weiter Spekulationen über die Motive des Attentäters
Über seine Motive für den Massenmord während der Premieren-Vorstellung des neuen „Batman“-Films „The Dark Knight Rises“ wird weiter spekuliert: Der abgebrochene Student der Neurowissenschaften stand offenbar kurz vor dem Rauswurf aus seinem Appartement, das er vor dem Amoklauf mit Dutzenden Sprengsätzen versehen hatte. Wochen vor der Tat hatte Holmes versucht, in einem Waffenklub unterzukommen, der einen Schießstand unterhält. Glenn Rotkovich, der Eigentümer, lehnte ab, nachdem ihm Holmes’ Anrufbeantworter-Spruch „seltsam vorgekommen war“.
Bevor der gebürtige Kailfornier im Kino des Vorortes Aurora das Feuer eröffnete, nahm er 100 Milligramm des Schmerzmittels Vicodin. Der gleiche Wirkstoff wurde 2008 in der Leiche des Schauspielers Heath Ledger gefunden, der im vorherigen „Batman“-Film die preisgekrönte Bösewicht-Rolle „Joker“ gespielt hatte. Holmes, in dessen Wohnung Batman-Utensilien sichergestellt wurden, soll sich bei seiner Festnahme mit den Worten „Ich bin der Joker“ zu erkennen gegeben haben.
Präsident Obama nennt den Namen des Täters nicht
Wie der Gouverneur von Colorado, John Hickenlooper, so nahm auch US-Präsident Barack Obama den Namen des Täters nicht in den Mund, als er am Sonntagabend in Aurora Angehörigen der Opfer und Überlebende des Massakers traf. Ein Versuch, Distanz zu schaffen, zwischen dem Bösen und den „guten Menschen“ in Aurora. Obama sprach im Krankenhaus zwei Stunden lang mit Verletzten und Hinterbliebenen.
Als beispielgebend für den „amerikanischen Geist“ erzählte er später vor Reportern die Geschichte der 19 Jahre alten Allie Young. Nachdem sie während der Schießerei in Kinosaal 9 von einer Kugel in den Hals getroffen worden sei, habe ihre Freundin Stephanie Davies ihr mitten im Chaos beharrlich die Wunde blutstillend abgedrückt, den Notarzt verständigt und später zum Ambulanzwagen getragen. „Nur weil Stephanie schnell genug reagierte, konnte ich mich jetzt mit Allie unterhalten. Es wird ihr schon bald wieder besser gehen”, sagte Obama.