Essen. Verpackung und Werbung versprechen das Blaue vom Himmel - doch die Lebensmitteltester von Foodwatch entlarven Etikettenschwindel auf einer Mogel-Liste. Was die Hersteller auf Verpackungen als gesund, leicht und hochwertig anpreisen, überprüfen die Fachleute auf den tatsächlichen Inhalt.

Mogelpackung oder nicht? Die Diskussion um Käse-, Schinken- und andere Imitate ist noch in aller Munde. Die Sensilibiserung für dieses Thema ist auch der Verbraucherorganisation Foodwatch zu verdanken, die seit Jahren Lebensmittel testet und manchen Etikettenschwindel entlarvt hat. Jüngstes Ergebnis der gemeinnützigen Organisation aus Berlin: eine Mogel-Liste. Die fasst erstmals all jene Produkte zusammen, die mit falschen Versprechungen angepriesen werden. Ob Capri-Sonne, Actimel oder Cornys Schoko-Riegel: Foodwatch prangert süß-sauer vermeintliche Werbelügen an.

Ausgiebige Tests

18 Exemplare stehen derzeit auf dem Foodwatch-Index, der in den nächsten Monaten weiter ergänzt wird. Die regelmäßigen Testverfahren umfassen circa einen Produkt-Check im Monat. „Der Mogel-Liste geht natürlich eine ausgiebige Recherche voraus, deren Ergebnisse auch juristisch abzustimmen sind“, sagt Foodwatch-Pressesprecher Martin Rücker. „Die aktuellen Ergebnisse veröffentlichen wir stets im Internet auf www.abgespeist.de, und daraus haben wir nun die Mogel-Liste erstellt.“

Etikettenschwindel

Dabei haben die Lebensmitteltester um Geschäftsführer Dr. Thilo Bode stets den Verbraucher im Visier. Also vergleichen sie die Werbeversprechungen mit dem tatsächlichen Inhalt der Produkte. Beispiel Corny-Schokoriegel von Schwartau: Dieser ist laut Hersteller „locker-kernig“ und voller „ausgewogener Zutaten“ (Slogan: „Das Beste aus dem Korn“), laut Foodwatch aber nur eine normale Süßigkeit mit viel verklebtem Zucker. Noch härter klingt das Abschlussurteil: Der Müsli-Imitat-Riegel ist ein Etikettenschwindel. Ein Kandidat für den Titel „Goldener Windbeutel“, mit dem Foodwatch kritikwürdige Lebensmittel brandmarkt.

„Zu allererst wollen wir die Verbraucher aufklären. Zugleich ermutigen wir sie auf unseren Internetseiten, sich beim entsprechenden Hersteller direkt zu beschweren“, erläutert Rücker. Unter dem jeweils kritisierten Produkt findet sich ein Link zur Kontaktaufnahme mit den Firmen, die laut dem Foodwatch-Sprecher „legal und subtil betrügen“. Wer per E-Mail Dampf ablassen will, kann das jedoch nicht anonym machen. Um Ferrero, Nestle, Bahlsen und Co. mal die Meinung zu geigen, muss sich zuvor mit Adresse registrieren lassen.

Rückzug als Erfolg

Nicht ohne Stolz verweist die Verbraucherorganisation auf erste Erfolge, die auch in der Mogel-Liste vermerkt sind. Im Kinderjoghurt „Biene Maja“, ein „ausgewogenes Milchgetränk“ von Bauer, geißelt Foodwatch beispielsweise 44 Würfelzucker pro Liter (in einer Cola gibt es 28). Der darunter stehende Kommentar „Produkt vom Markt genommen“ wirkt wie ein stiller Triumph, zumal dies mit einem grünen Häkchen versehen ist. „Die Hersteller reagieren auf unsere Testergebnisse sehr unterschiedlich“, sagt Martin Rücker. Manche ignorieren die mitunter barsche Kritik, andere reagieren mit Gegenstudien. Ihr Ziel haben die Aufdecker dann erreicht, wenn ein Produkt nicht mehr als gesund beworben wird oder eben ganz aus den Supermarktregalen verschwindet.

Wir haben aus der Mogel-Liste ein Best of erstellt: Die Top-Ten in der Fotostrecke