Berlin. Die Verbraucherschutz-Organisation Foodwatch ist nicht glücklich mit dem Koalitionsvertrag. Besonders übel stößt Geschäftsführer Thilo Bode auf, dass sich Schwarz-Gelb gegen die Einführung der Ampel als Kennzeichnung von Lebensmitteln ausspricht. Jetzt hofft er auf Brüssel.

„Das Ding mit der Ampel ist noch nicht gegessen“, sagt Thilo Bode. Und wenn es um Essen geht, guckt der Geschäftsführer von Foodwatch immer ganz genau hin. Seit langem fordert die Verbraucher-Organisation, dass auf Lebensmittelverpackungen Ampelfarben über den Nährwert informieren. Bis vor den Bundestagswahlen sah es nach einigem Hin und Her so aus, als könne sich auch die Politik dafür erwärmen. Doch jetzt ist alles anders. „Union und FDP haben sich in deutlich gegen die Ampel positioniert“, kritisiert Foodwatch. Nicht das einzige, was Bode am Koalitionsvertrag übel aufstößt.

"Vorauseilender Gehorsam" gegenüber der Industrie

Nach britischem Vorbild fordert Foodwatch, dass der Gehalt an Fett, gesättigten Fettsäuren, Zucker und Salz in Lebensmitteln mit Ampelfarben auf den Verpackungen gekennzeichnet wird. Rot steht dabei für einen hohen Gehalt, Gelb für einen mittleren, Grün für einen geringen. Dass die neue Koalition jetzt zurückrudert, nachdem sich der ehemalige Verbraucherschutzminister Horst Seehofer (CSU) „ohne Wenn und Aber“ für die Ampel ausgesprochen hatte und die amtierende Ministerin Ilse Aigner (auch CSU) sie zumindest nicht ausschließen wollte, ist für Thilo Bode nichts weiter als „vorauseilender Gehorsam“ gegenüber der Lebensmittelindustrie. Denn die fürchte Umsatzeinbußen durch die Ampelkennzeichnung.

Dabei gehe es bei der Ampel nicht darum, bestimmte Produkte pauschal als gesund oder ungesund zu deklarieren. „Ein roter Punkt auf der Schokolade hält nicht vom Kauf ab“, glaubt Bode und stützt sich auf die Ergebnisse einer britischen Studie, nach der die Ampelkennzeichnung von Verbrauchern am besten verstanden werde.

EU entscheidet über die Ampel

Ob die Ampel tatsächlich kommt oder nicht, hängt allerdings nicht allein von der Bundesregierung ab. Abgestimmt wird darüber auf EU-Ebene. Dass sich Ilse Aigner in Brüssel für die Ampel stark macht, glaubt Bode nicht mehr.

Bislang gibt es in den EU-Staaten unterschiedliche Modelle der Lebensmittelkennzeichnung. Im Mai könnte sich die EU entweder auf die einheitliche Kennzeichnung verständigen oder aber mit einer so genannten Öffnungsklausel den Staaten selbst überlassen, wie sie Nährmittel in Lebensmitteln kennzeichnen. Genau hier sieht Bode zumindest noch eine theoretische Chance auf die Einführung Ampel-Kennzeichnung in Deutschland.