Essen. Wo Bio draufsteht, ist nicht nur Natur drin. Eine Lücke in der EU-Bio-Verordnung ermöglicht es Herstellern, legal Aromastoffe aus dem Labor in Bio-Produkten zu verwenden. So muss Bio-Erdbeer-Joghurt keine einzige Erdbeere enthalten. Foodwatch wirft den Herstellern Etiketten-Schwindel vor.

Pralle Äpfel glänzen im Sonnenschein. Im Hintergrund verspricht ein idyllisch gelegener Bauernhof gesunden Genuss, fast wie aus dem eigenen Garten. Und das Bio-Siegel auf der Verpackung soll dann noch den letzten unschlüssigen Verbraucher davon überzeugen, dass er hier ein rundum natürliches Produkt in den Händen hält.

Dabei müssen Getränke, Joghurts oder Süßigkeiten mit dem Bio-Siegel gar keine Früchte enthalten, klärt jetzt die Verbraucherrechtsorganisation Foodwatch auf. Sie wirft der Brauerei Carlsberg Etikettenschwindel bei ihrem Bio-Getränk BEO vor. Die Brause werde als "Bio Erfrischung" beworben. Tatsächlich stecke jedoch nur 5,5 Prozent „Bio“ in der Brause - und zwar in Form von Zucker und Gerstenmalzextrakt. Die Sorte „Heimat Apfel & Birne“ enthält laut Foodwatch weder biologisch noch konventionell angebaute Früchte. Für den Fruchtgeschmack sorgen nicht näher definierte natürliche Aromen und Zusatzstoffe.

Udo Dewies, Leiter der Unternehmenskommunikation bei Carlsberg, erklärt dazu: "Wir halten uns beim Einkauf, der Produktion und der Auszeichnung streng an die EU-Bio-Verordnung."

Diese erlaubt nämlich den Einsatz natürlicher Aromen. Und „natürlich“ können auch Rohstoffe wie Holzabfälle aus der Papierproduktion sein, die mit Mikroorganismen wie Hefepilzen oder Bakterien in Substanzen umgewandelt werden, die nach Apfel, Erdbeeren oder auch Vanille schmecken.

Die Getränkehersteller Coca-Cola (The Spirit of Georgia), Sinalco (Sinconada) und Warsteiner (Aloha) werben laut Foodwatch mit der Natürlichkeit ihrer Produkte – sollen aber lediglich „natürliche Aromen“ verwenden, die auch im Labor hergestellt sein können.

Foodwatch: "Legaler Etiketten-Schwindel"

„Das ist legaler Etiketten-Schwindel“, erklärt Martin Rücker, Sprecher von Foodwatch. Das Bio-Siegel und Begriffe wie „Heimat“ und „Nachhaltigkeit“ suggerierten dem Verbraucher Natürlichkeit und Qualität. „In Wahrheit sind oft gar keine Früchte drin, sondern nur Aromen als billiger Rohstoffersatz.“

Die Verbraucherrechtsorganisation sieht einen Imageschaden für das Bio-Siegel durch die Trickserei der Hersteller. „ Wir hoffen auf ein Umdenken bei den Unternehmen, die ihre Kunden täuschen“, betont Rücker. Verbraucher haben darum auf der Internetseite von Foodwatch die Möglichkeit, sich direkt beim Hersteller zu beschweren.