Frankfurt am Main. Verbraucherschützer warnen vor Mogelpackungen bei Lebensmitteln. Nach Beobachtungen der Verbraucherzentrale Hamburg tricksen immer mehr Hersteller mit weniger Inhalt zum gleichen Preis.
Die Verbraucher in Deutschland können sich zwar laut Statistischem Bundesamt über insgesamt stabile Preise im August freuen. Verbraucherschützer aber warnen vor heimlichen Preiserhöhungen vor allem bei Lebensmitteln. Seit Wegfall der meisten verbindlichen Mengenvorgaben tricksen nach Beobachtung der Verbraucherzentrale Hamburg immer mehr Hersteller mit weniger Inhalt zum gleichen Preis.
Weniger Flaschen im Kasten
Bei Testkäufen fanden die Verbraucherschützer beispielsweise Schokoladentafeln mit 95 statt 100 Gramm Gewicht. Auch der Schokoriegel eines bekannten Markenherstellers schrumpfte in den vergangenen Monaten bei gleichem Ladenpreis von 26 auf knapp 22 Gramm. Der Bierkasten einer norddeutschen Brauerei enthielt nur noch 27 statt 30 Flaschen, die Windelpackung eines Markenherstellers nur noch 40 statt 44 Stück.
Bei dem Tiefkühl-Fischfilet eines Markenherstellers blieb nach den Angaben der Verbraucherzentrale zwar die Füllmenge mit 380 Gramm gleich, doch sank der Fischanteil von 70 auf 52 Prozent. "Auch bei vielgekauften Lebensmitteln werden die Verbraucher künftig mit versteckten Preiserhöhungen hinters Licht geführt werden", erklärte Verbraucherschützer Armin Valet. Die Masche werde überall angewendet, bei Süßigkeiten ebenso wie bei Kosmetik oder Säuglingsnahrung. Die versteckten Preiserhöhungen liegen nach den Stichproben der Verbraucherschützer häufig im zweistelligen Bereich.
Verbilligung von Erdöl ausschlaggebend
In der Inflationsrate schlagen sich die Tricks mit den Packungsgrößen nicht nieder. Änderungen von Packungsgrößen sind nach den Angaben des Bundesamtes in der Statistik bereits berücksichtigt. Verringere zum Beispiel ein Anbieter die Verpackungsgröße eines Produktes bei gleichbleibendem Preis, so werde dies Preiserhöhung verbucht, erklärte die Behörde.
Nach den Berechnungen des Statistischen Bundesamtes veränderten sich die Verbraucherpreise im August im Vergleich zum Vorjahresmonat nicht. Nahrungsmittel wurden insgesamt sogar um 3 Prozent billiger.
Ausschlaggebend für die herrschende Preisstabilität war nach Angaben des Statistischen Bundesamts erneut die deutliche Verbilligung von Benzin, Diesel und Heizöl nach dem Rekordstand des vergangenen Jahres. Ohne Berücksichtigung der Preisentwicklung bei Energie und Nahrungsmitteln hätte die Inflationsrate im August 2009 bei 1,3 Prozent gelegen. Gegenüber dem Vormonat stieg die Teuerungsrate im August um 0,2 Prozent.
Auch Nahrungsmittel deutlich billiger
Energie verbilligte sich insgesamt um 7,0 Prozent. Leichtes Heizöl wurde 32,5 Prozent billiger, Kraftstoffe 10,7 Prozent. Auch Gas kostete mit minus 6,1 Prozent deutlich weniger als ein Jahr zuvor, dagegen wurde Strom um 6,2 Prozent teurer.
Bei Nahrungsmitteln gab es spürbare Preisrückgänge vor allem bei Molkereiprodukten (insgesamt minus 9,7 Prozent, darunter Quark minus 25,6 Prozent, frische Vollmilch minus 21,8 Prozent). Kartoffeln wurden 18,3 Prozent billiger, Orangen 14,9 Prozent, Äpfel 14,5 Prozent. Teurer wurden gegenüber August 2008 dagegen Fisch und Fischwaren mit einem Plus von 3,5 Prozent, Zigaretten mit 5,3 Prozent und Pauschalreisen mit 5,1 Prozent.
Im Vergleich zum Vormonat zogen vor allem die Preise für Heizöl (plus 9,3 Prozent) und Kraftstoffe (plus 4,7 Prozent) deutlich an. Nahrungsmittel dagegen wurden insgesamt 1,1 Prozent billiger. (ap)