München. Vor gravierenden Nebenwirkungen warnt das pharmakritische "Arznei-Telegramm" und kritisiert die von der Bundesregierung geplante Massenimpfung gegen die Schweinegrippe scharf. Die Dimension des Risikos sei kaum kalkulierbar.
Der Herausgeber des pharmakritischen «Arznei-Telegramms», Wolfgang Becker-Brüser, hat die von der Bundesregierung geplante Massenimpfung gegen die Schweinegrippe scharf kritisiert und vor gravierenden Nebenwirkungen gewarnt. «Die Dimension des Risikos ist kaum kalkulierbar», sagte der Arzt und Apotheker dem «Münchner Merkur» laut Vorabbericht. In der Regel werde ein Arzneimittel über mehrere Jahre entwickelt und geprüft. Die Impfstoffe gegen die Schweinegrippe seien bisher jedoch kaum überprüft worden. «So gelangt ein Präparat auf den Markt, das innerhalb kürzester Zeit 25 Millionen Menschen gespritzt werden soll», sagte Becker-Brüser, «doch der Zeitraum zwischen Erprobung und Vermarktung ist viel zu kurz.» Die Art und der Umfang der Erprobung seien «unzureichend».
Der Mediziner warnte, seltene Nebenwirkungen, selbst wenn sie schwerwiegend seien, würden in der kurzen Erprobungsphase «nur durch Zufall, häufig auch gar nicht» entdeckt. «Erhalten Millionen von Menschen solche Arzneimittel innerhalb kurzer Zeit, können die Zahlen betroffener Menschen schnell in die Tausende gehen», mahnte er.
Das Bundeskabinett hatte am Mittwoch den Weg für die Massenimpfung im Herbst frei gemacht. Der Impfstoff soll laut Bundesgesundheitsministerium voraussichtlich ab Ende September ausgeliefert werden. Besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen sollen deshalb Vorrang bei der Impfung haben - darunter chronisch Kranke und Schwangere. (ddp)