Witten. Schwere Lkw und lange Busse dürfen schon längst nicht mehr über die Ruhrbrücke in Witten-Herbede fahren. Wie lange hält sie überhaupt noch?

  • In Dresden war Materialermüdung ein Grund für das Unglück
  • Straßen NRW betont: „Wir haben die Brücken ständig unter Kontrolle“
  • Jedes Jahr gibt es eine sogenannte „Sichtprüfung“, auch in Witten

Der Neubau der Ruhrbrücke in Witten-Herbede verzögert sich noch mehr. Wie kürzlich berichtet, sollen die Arbeiten voraussichtlich erst 2028 starten und nicht wie zuletzt verkündet 2026. Doch hält das Konstrukt den Belastungen bis dahin überhaupt Stand? Die Frage nach der Sicherheit wird einmal mehr heiß diskutiert.

„In Dresden musste die marode Brücke auch erst einstürzen“, schreibt etwa Dieter Zwierlein unter einem Facebook-Beitrag dieser Redaktion. Auch Susanne Becker äußert Bedenken: „Die wird erst neu gemacht, wenn sie zusammengekracht ist.“ Zur Erinnerung: Mit der Carolabrücke ist in Dresden vergangenes Jahr eine der wichtigsten Elbbrücken zusammengebrochen. Dort war unter anderem Materialermüdung ein Grund für das Unglück.

Ruhrbrücke in Witten: Hauptprüfung alle sechs Jahre

Bei der Ruhrbrücke zwischen Witten-Heven und Herbede gelten die aus mehreren Elementen bestehenden Brücken längst als marode. Besteht also eine Gefahr? „Wir haben die Brücken ständig unter Kontrolle und im Blick“, sagt Straßen-NRW-Sprecher Andreas Berg. Gesetzlich sei jedes Jahr eine sogenannte Sichtprüfung vorgeschrieben. Alle drei Jahre gebe es eine einfache Prüfung und alle sechs Jahre die große Hauptprüfung.

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„Erst Anfang des Jahres haben unsere Brückenprüfer das Bauwerk zuletzt überprüft“, sagt Berg. Dabei werde stets die gesamte Bauweise und das Tragwerk unter die Lupe genommen. „Wenn uns dabei was auffällt, reagieren wir natürlich sofort.“ Auch die Verkehrssicherheit, sprich der Zustand von Gehwegen, Fahrwegen und Geländern, werden dabei kontrolliert.

Instandhaltungsarbeiten in der zweiten Jahreshälfte

„Wir sind immer wieder mit Instandhaltungsmaßnahmen beschäftigt. Einen genauen Rhythmus, wann welche Arbeiten durchgeführt werden, gibt es jedoch nicht“, sagt der Sprecher des Landesbetriebs. 2019 seien zum Beispiel die Fahrbahnübergänge erneuert worden. „Auch in Zukunft wird es weitere Arbeiten geben.“ 2025 werden sie vermutlich in der zweiten Jahreshälfte in Angriff genommen. Berg: „Dazu zählt dann zum Beispiel eine Betoninstandsetzung.“

Die Brücke über die Ruhr zwischen Witten-Heven und Witten-Herbede
An einigen Stellen der Ruhrbrücke in Witten sind schon Betonteile herausgebrochen. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Natürlich kann auch bei der Ruhrbrücke in Witten immer was passieren. Ein Ortsbesuch am Freitag (7.2.) zeigt zum Beispiel, dass im Bereich der Von-Elverfeldt-Allee in der Nähe von Haus Herbede schon Betonstücke abgebrochen sind. Andreas Berg will die Bevölkerung aber beruhigen: „Wir kümmern uns um das Bauwerk.“ Sollte es nicht sicher genug sein, würde man den Neubau auch nicht noch einmal bis ins Jahr 2028 verschieben. Schließlich gebe es einige rechtliche Vorgaben.

Ruhrbrücke Witten: Schwerlastverkehr seit 2018 verboten

In knapp drei Jahren soll der Neubau also richtig losgehen. Während es bisher hieß, als Erstes werde ein Kreisverkehr an der Seestraße gebaut, kündigte Straßen NRW jetzt an, direkt mit der großen Ruhrbrücke zu beginnen. Sie soll dann parallel zur jetzigen Brücke gebaut werden. Ein Grund für den späteren Start der mit mindestens vier Jahren veranschlagten Herbeder Brückenarbeiten liege unter anderem an der Vielzahl von Bauprojekten, wie zum Beispiel die Rahmedebrücke über der A 45, so der Landesbetrieb.

Die Brücke über die Ruhr zwischen Witten-Heven und Witten-Herbede
Rund um die Ruhrbrücke sieht man hier und da abgebrochene Betonstücke herumliegen. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Einige Sicherheitsmaßnahmen wurden bereits in den vergangenen Jahren auf den Weg gebracht. Schon seit 2018 dürfen keine Busse oder Laster mehr über die Brücke fahren. Bereits seit 2008 ist Lkw über 28 Tonnen die Nutzung untersagt. So scheint die Sicherheit der Brücke vorerst weiter gegeben zu sein. Schließlich muss sie noch einige Jahre halten.

Starten die Arbeiten wirklich im Jahr 2028, ist davon auszugehen, dass sich das Projekt „Neubau Ruhrbrücke“ bis in die 2030er-Jahre zieht. Eine gute Nachricht ist damit aber verbunden: Die Anwohner in Herbede müssen vorerst keine Vollsperrungen fürchten.

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