Witten. Seit Jahren ist das Restaurant in Haus Herbede in Witten dicht. Das soll sich nun ändern. Doch die Suche nach einem Pächter ist zäh.

Markus Bürger (51) nennt sich selbst „ungeduldig“. Kein Wunder, dass der neue Eigentümer von Haus Herbede in Witten die vergangenen zwölf Monate als „Herausforderung“ erlebt hat. Er hat sich nach einem neuen Pächter fürs Restaurant in dem alten Adelssitz umgesehen: bisher vergeblich. Doch Bürger gibt nicht auf. Er glaubt an sein Konzept. Warum?

Investor Bürger gehört Haus Herbede seit Oktober vorigen Jahres. Er will in der Vorburg eine „stehende Gastronomie“ einrichten: ein Restaurant. Das historische Gemäuer mit Blick auf die Ruhr soll wie lange vor der Corona-Zeit wieder Gäste locken.

Ob alle fünf Kunsthandwerker bleiben, steht dahin

Derzeit arbeiten in der Vorburg fünf Kunsthandwerker. Ob es künftig bei fünf bleibt, ließ Markus Bürger offen. Auch, ob für das künftige Restaurant lediglich in der Vorburg umgebaut werden soll, oder ob ein Anbau erfolgt. Generell soll in Haus Herbede aber weiterhin Kunsthandwerk zu finden sein.

Gebäudeansicht, Geländeansicht - Haus Herbede in Witten
Blick auf die Vorburg von Haus Herbede: Hier soll künftig ein Restaurant seinen Platz finden. Doch zuvor muss noch umgebaut werden. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Die Galerie im Obergeschoss hat allerdings keine Zukunft mehr: Die Besucherzahl, sagt Bürger, sei zu niedrig. Die Räume der Galerie sollen vom kommenden Jahr an in Büros umgewandelt werden. Bürger beabsichtigt, Kunstwerke in Haus Herbede ebenerdig zu präsentieren.

Hochzeiten im historischen Gemäuer nicht nur für Wittener attraktiv

Der Caterer im Haupthaus bleibt. Das Unternehmen soll weiterhin Events mit Speis’ und Trank versorgen. Konkurrenz zum Restaurant sieht Bürger nicht. „Mir geht es darum, das Nutzungsprofil zu erweitern“, sagt er. „Wir haben genügend Platz, auch genügend Parkraum, da drängt sich eine Gastronomie geradezu auf.“ Ziel sei es, ein breites Angebot zu schaffen: für Frühstück, Mittag- und Abendessen. Das Restaurant soll aber auch einfach zum Verweilen einladen.

Markus Bürger gehört nicht nur Haus Herbede, sondern auch eine Insel in der Ruhr bei Bommern.
Markus Bürger gehört nicht nur Haus Herbede, sondern auch eine Insel in der Ruhr bei Bommern. © FUNKE Foto Services | Kim Kanert

Der Investor denkt langfristig. Nach dem Neubau der Ruhrbrücke will er auf dem Gelände von Haus Herbede neben den historischen Gebäuden ein Hotel errichten. Vorburg mit Restaurant, Haupthaus für Events und eben das Hotel sieht Bürger als eigenständige Einheiten, die sich konzeptionell ergänzen.

Eigentümer will potenziellem Gastronom entgegenkommen

Bürger sucht fürs Restaurant einen Gastronomen, „der die Substanz und die Qualität hat, durchzuhalten“. Wer auch immer in der Vorburg am Herd stehen will – der Eigentümer will ihm entgegenkommen. Die Räume sollen den Bedürfnissen eines Speiselokals angepasst werden. Mit der Stadt Witten hat sich Bürger längst kurzgeschlossen: „Die Gespräche sind positiv. Man versteht, dass etwas geändert werden muss – auch wenn man den Denkmalschutz im Blick hat. Ich warte auf eine Baugenehmigung.“

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Teilbereiche des historischen Haupthauses sind bereits renoviert. So hat Haus Herbede neue Fenster erhalten. Sie sind winddicht – und sparen nebenher Energie.

Naherholungssuchende und Radtouristen im Blick

Als Publikum hat Bürger Naherholungssuchende im Blick – und Radtouristen. Herbede mit seiner Lage an Ruhr und Kemnader See werde gut frequentiert, sagt er. Obendrein könne Haus Herbede mit direktem Zugang zum Fluss punkten – wie sonst nur das Restaurant „Picasso“ in der Lake, das Schleusenwärterhäuschen oder der Campingplatz Steger. Außerdem befindet sich auch die viel besuchte Hundewiese in der Nähe von Haus Herbede.

Noch etwas macht den Standort für Bürger attraktiv: Das denkmalgeschützte Ensemble liegt so weit weg von Wohnbebauung, dass Events selbst nach 22 Uhr keine Anwohner stören. „Das“, sagt Bürger, „ist eigentlich perfekt.“

Langer Atem nötig

Er weiß, dass er für seine Gastro-Pläne langen Atem braucht, wegen mangelnden Personals in der Branche. Zudem gilt die Bewirtung der Feinschmecker-Szene in Zeiten hoher Lebensmittelpreise als riskant. So habe ein ehemaliger Wittener Gastronom zwar Interesse gezeigt, sich jedoch letztlich andernorts für eine Festanstellung entschieden. Bürger lässt sich davon jedoch nicht schrecken. Er führt Gespräche mit einem weiteren Interessenten: „Da ist aber noch nichts spruchreif.“

Gastronomie soll die Künstlerszene in Haus Herbede beflügeln: Künstlerin Ilona Szillat, rechts, präsentiert ihrer Kundschaft, hier Doris und Thomas Schreyer, ihr Bilderwerk beim traditionellen weihnachtlichen Kunst- und Kunsthandwerkermarkt mit rund 35 Ausstellenden im vorigen Dezember in Haus Herbede.
Gastronomie soll die Künstlerszene in Haus Herbede beflügeln: Künstlerin Ilona Szillat, rechts, präsentiert ihrer Kundschaft, hier Doris und Thomas Schreyer, ihr Bilderwerk beim traditionellen weihnachtlichen Kunst- und Kunsthandwerkermarkt mit rund 35 Ausstellenden im vorigen Dezember in Haus Herbede. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Der geplante Neubau der Ruhrbrücke macht Bürger keine Bauchschmerzen. Sein Publikum kommt aus der ganzen Region. Für Hochzeiten im Haus Herbede reisen Gesellschaften gar aus Wuppertal an.

Adelssitz soll künftig nachts angestrahlt werden

Zudem denkt Bürger ans kunstsinnige Publikum rund ums Haus Herbede. Er glaubt fest daran, dass Gastro und Galerie gut zusammengehen: „Das ist eine Bereicherung. Je mehr Frequenz die Gastronomie schafft, desto mehr Impulskäufer kommen in die Galerien.“ Um noch mehr öffentliche Aufmerksamkeit für Haus Herbede und sein Angebot zu schaffen, plant Bürger LED-Beleuchtung für innen und außen. In absehbarer Zeit setzt er die Landmarke ins rechte Licht: „Bei 17.000 Fahrzeugen, die pro Tag über die Brücke fahren, ist das die beste PR, die man machen kann.“

Haus Herbede in neuen Händen

Das älteste Gebäude Wittens wurde am 20. Juni 2023 verkauft, nachdem seit 2018 ein Käufer gesucht wurde. Seit 2016 die letzte Pächterin, Esther Becker, gekündigt hatte, gibt es dort keinen regelmäßigen Restaurantbetrieb mehr, nur noch Catering.

Das Haus Herbede soll zu einem multifunktionalen Veranstaltungsort mit Hotel umgebaut werden. Laut Stadtverwaltung kann das denkmalgeschützte Herrenhaus dazu um ein Gästehaus mit bis zu 50 Doppelzimmern ergänzt werden. Zukünftig ist geplant, einen Seminarbetrieb im historischen Haus Herbede plus Übernachtung im Hotel anzubieten. Ebenfalls sollen weiterhin Trauungen und Hochzeitsfeiern – mit Hotelübernachtung – stattfinden. Hotelgäste können zwischen beiden Gebäuden barrierefrei und „trockenen Fußes“ wechseln. Der Neubau soll aber erst nach Umbau der Ruhrbrücken starten.

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