Witten. Die Wittener Ruhrbrücke soll ab 2025 durch einen Neubau ersetzt werden. Wie lange hält das marode Bauwerk noch durch? Das sagt Straßen.NRW.
Der Einsturz eines Teils der Dresdner Carolabrücke führt den schlechten Zustand vieler deutschen Großbrücken vor Augen. Auch Witten hat einen solchen „Problempatienten“, nämlich die Ruhrbrücke zwischen Herbede und Heven. Der Neubau beginnt erst 2025. Kann ein Einsturz wie in Dresden auch hier passieren? „Ja“, sagt unumwunden Straßen.NRW-Sprecher Andreas Berg.
Er selbst gibt zu: Ein Einsturz wie die Autobahnbrücke im italienischen Genua 2018 hätte er in Deutschland nicht für möglich gehalten. Spätestens mit der Lüdenscheider Rahmedetal-Brücke kam das Umdenken. Andreas Berg: „Dresden bestätigt die Tendenz: So etwas kann man nicht ausschließen.“
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Ein Teilstück der Dresdner Spannbetonbrücke aus dem Jahr 1971 war in der Nacht zu Mittwoch in die Elbe gestürzt. Vermutet wird als Ursache ein Materialversagen, wahrscheinlich war Korrosion ein wesentlicher Faktor. Die Carolabrücke galt schon lange als Sanierungsfall, ähnlich wie die Wittener Ruhrbrücke.
Bus fährt seit sechs Jahren Umleitung über Autobahn
Das wird umso klarer, wenn man auf die letzten Jahre blickt. Immer wieder wurden an der Brücke Reparaturen getätigt, damit sie weiter im Einsatz bleiben kann. Teils kann man nur noch Tempo 30 fahren. 2017 hatte der Landesbetrieb die Bogenbrücke für schwerere Fahrzeuge gesperrt. Lkw oder die Müllabfuhr müssen Herbede seitdem über die Autobahn anfahren. 2018 wurden die Auflagen noch einmal verschärft: Seitdem gibt es die „Höhenbegrenzer“, die über der Fahrbahn baumeln. Auch die langen Gelenkbusse wie die Citylinie 320 fahren seitdem einen Umweg über die A43 - seit mittlerweile sechs Jahren!
Errichtet wurde die Herbeder Ruhrbrücke 1934. 1945 war sie durch abziehende deutsche Truppen auf Herbeder Seite gesprengt worden, Stark vorgeschädigt und bei Frost brach sie 1947 ein. Legendär ist ein Foto mit einer Straßenbahn in der Ruhr. 1951 erfolgte nach alten Plänen der Wiederaufbau des Brückenzugs.
2025 starten Arbeiten, zunächst am Hevener Kreisel
Straßen.NRW hatte im Zuge der Diskussion um einen Neubau der Ruhrbrücken immer wieder auf Zeit gedrängt: Schlimmstes Szenario sei, dass man die marode Ruhrquerung ganz für den Verkehr sperren müsste, bevor der in Parallellage geplante Neubau fertig sei.
Wobei: Gefühlt geht es wenig voran: „Etwa Mitte 2025“, so Andreas Berg vor einiger Zeit, werde man mit dem neuen Kreisverkehr auf der Hevener Ruhrseite loslegen, die Bauarbeiten für die Ruhrbrücke folgen im Anschluss. Auch auf erneute Nachfrage kann Straßen.NRW keinen genaueren Zeitpunkt nennen.
Beton wird alle sechs Jahre mit dem Prüfhammer abgeklopft
Bis dahin unterliegt der Brückenzug den regelmäßigen Prüfungsintervallen des Landesbetriebs. Alle sechs Jahre gibt es eine Hauptprüfung. Mit Gerüst und Hubarbeitsbühnen wird jedes Bauteil der Brücke „handnah“ geprüft und „mit dem Prüfhammer“, so Andreas Berg, abgeklopft. Alle drei Jahre gibt es zudem eine „Sichtprüfung“. Zudem führt die Straßenmeisterei regelmäßig Besichtigungen durch.
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Der kritische Punkt seien Hohlstellen im Stahlbeton, die durch Korrosion (am Stahl) oder Carbonatisierung (am Beton) entstehen. Das Tückische an diesem Lochfraß ist, dass er sich von außen nicht ankündigt. Straßenbauexperte Andreas Berg: „Man steckt im Bauwerk leider nicht drin. Und das ist das Riesenproblem.“
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