Witten. Corona galt als Mammutaufgabe. Wittens beide Krankenhäuser ziehen nun nach fünf Jahren Bilanz. Manches macht Mut. Doch ein Problem bleibt.

Die Wittener Krankenhäuser haben aus der Corona-Pandemie gelernt. „Wir sind heute besser auf eine Pandemie vorbereitet“, sagt Dr. Sabine Edlinger. Sie ist Geschäftsführerin der katholischen St.-Elisabeth-Gruppe, zu der das Wittener Marien-Hospital gehört. Sowohl die katholische Klinik als auch das Evangelische Krankenhaus (EvK) ziehen Bilanz, was sich seit Beginn der Pandemie im Jahr 2020 verändert hat.

Der EvK-Verwaltungsleiter Dennis Klaebe und der Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Professor Dr. Mario Iasevoli, sehen das Krisenmanagement der Krankenhausgruppe mit Standorten in Witten, Herne und Castrop-Rauxel als erfolgreich an. Es habe sich bewährt. Klaebe nennt als Beispiel die schnelle Einrichtung einer Taskforce. Die Arbeitsgruppe habe sich regelmäßig getroffen, um auf die sich schnell verändernde Lage während der Pandemie zu reagieren. Iasevoli: „Das war eine Mammutaufgabe.“

Dennis Klaebe leitet die Verwaltung in Wittens EvK. Er erklärt, wie sich das Krankenhaus organisatorisch auf eine mögliche neue Pandemie eingestellt hat.
Dennis Klaebe leitet die Verwaltung in Wittens EvK. Er erklärt, wie sich das Krankenhaus organisatorisch auf eine mögliche neue Pandemie eingestellt hat. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

EvK Witten hat einzige Infektionsstation im ganzen Ennepe-Ruhr-Kreis

Eine Mammutaufgabe, weil zunächst weder Schnelltests und Impfungen zur Verfügung standen. Das betont Iasevoli. Dennoch sei gerade das EvK gut auf eine Pandemie eingestellt gewesen. Das gelte für Krankenzimmer wie für medizinisches Gerät. Das Evangelische Krankenhaus habe die einzige Infektionsstation im gesamten Ennepe-Ruhr-Kreis. „Wir waren räumlich und strukturell auf die Situation vorbereitet, wie wir mit einer Infektionskrankheit umgehen“, sagt Klaebe.

Das EvK könne, wie im März 2020, „relativ entspannt“ auf unbekannte Viren reagieren. Bis zu 24 Erkrankte können gleichzeitig isoliert werden. In der Corona-Hochphase sei es sogar möglich gewesen, mehr Infizierte stationär aufzunehmen.

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Bewährt haben sich nach Ansicht von Klaebe drei Dinge. Die Politik habe schnell die Finanzierung der Corona-Maßnahmen in Krankenhäusern sichergestellt. Dadurch habe das EvK für Infizierte schnell Kapazitäten schaffen können. „Im System wusste man immer: Wie viele Infektionskapazitäten sind wo frei? Man könnte immer die Patienten tagesgenau gut versorgen. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass wir einen Fall hatten, den wir aus der Notaufnahme direkt wieder hätten verlegen müssen.“

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Zudem habe sich der Informationsaustausch mit dem Gesundheitsamt des Ennepe-Ruhr-Kreises bewährt, auch mit dem Rettungsdienst, fügt Dr. Iasevoli vom EvK hinzu. Eine ähnliche Bilanz zieht das Marien-Hospital. Laut Verwaltungschefin Edlinger sind die vorliegenden Katastrophenpläne durch praktische Erfahrungen verbessert worden. Daran beteiligt waren Behörden, Krankenhäuser, niedergelassene Ärzte und Rettungsdienste. „Mit unserer medizintechnischen Geräteausstattung und den bestehenden Bettenkapazitäten, die durch die Krankenhausplanung bestätigt wurden, sind wir auch zukünftig gut aufgestellt.“

Das Marien-Hospital in Witten sieht sich dank moderner Geräte und ausreichender Bettenkapazität gut aufgestellt.
Das Marien-Hospital in Witten sieht sich dank moderner Geräte und ausreichender Bettenkapazität gut aufgestellt. © FUNKE Foto Services | Sebastian Sternemann

Noch mal zurück zum Evangelischen Krankenhaus: Einen Punkt heben die beiden EvK-Manager beim Rückblick auf Corona besonders heraus. Klaebe und Iasevoli loben die außergewöhnlich hohe Motivation des Teams – mit Blick auf Führungsebene, Mitarbeitervertretung und Teammitglieder. „Man hat“, erinnert sich Iasevoli, „den Zusammenhalt im Haus gespürt.“ Selbstverständlich war das nicht. Denn: „Wir haben nicht nur das Problem ,kranke Patienten‘, sondern auch das Problem ,kranke Mitarbeiter‘ gehabt.“ Dennoch stellt Klaebe fest: „Wir hatten keine Einschränkungen.“ Das macht ihnen Mut im Fall einer neuen Pandemie.

Die Verwaltungschefin des Marien-Hospitals, Sabine Erdinger, weist aber auf ein Problem hin, das bestehen bleibt. Für Impfstoffe und Medikamente seien nicht die Krankenhäuser verantwortlich. Das bleibe Aufgabe von Forschenden und Pharmaindustrie.

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