Witten. Die Autorin Kirsten Surwehme kam aus Hannover über Berlin nach Witten. Sie hat ein feines Gespür für besondere Wörter, auch aus dem Ruhrgebiet.
Manche spielen Fußball, andere spielen Schach. Die Wittener Autorin Kirsten Surwehme, Jahrgang 1967, spielt mit Worten. Jetzt hat sie aus ihrer Leidenschaft ein Buch gemacht. Es heißt „Ziemlich beste Wörter“. Die Sprachartistin hat ungewöhnliche Worte wie „Kinkerlitzchen“ zusammengestellt und dazu launige Kommentare geschrieben. Der Redaktion erlaubtet die hauptberufliche Marketingexpertin einen Blick in ihre Wortschätze.
Der Titel Ihres Buches spielt auf den französischen Kino-Hit „Ziemlich beste Freunde“ an. Wie oft haben Sie den Film gesehen?
Kirsten Surwehme: (lacht) Ich habe ihn mir erst zweimal angeschaut. Aber ich finde einfach den Titel sehr gut. Damit kann man unheimlich gut herumspielen. Inzwischen ist „Ziemlich beste Freunde“ zu einem geflügelten Wort geworden.
Sie spielen gern mit Wörtern. Wann hat Sie der „Spieltrieb“ erfasst?
Ich bin in Hannover zur Schule gegangen, habe letztens meine Mutter dort besucht, und wir haben in alten Unterlagen gewühlt. Da haben wir mein erstes Buch gefunden. Das habe ich mit neun Jahren geschrieben. Da stand schon mein Name als Verlagsname. Damals hieß ich Becker. Und der Verlagsname lautete: K. Becker Verlag, Hannover. Der Titel des Buches hieß „Was sind Mütter wert“. Es war ein Buch für meine Mutter.
Sie waren Ihrer Zeit voraus.
Seitdem ich schreiben konnte, wollte ich Schriftstellerin werden. Ich habe auch immer gemalt. Und immer wieder kleine Büchlein verschenkt, mit launigen Texten. Aber wie das Leben oft so spielt, ist das versandet. Ich wollte Journalistik studieren, da war aber ein hoher NC drauf, und dann habe ich Theaterwissenschaften studiert.
Das ist nicht die schlechteste Wahl.
Am Ende bin ich im Marketing gelandet. Da gibt es nicht so viel Spielraum, sich auszutoben. Aber dafür tobe ich mich jenseits meines Brotberufs aus.
Sie haben, um den Liedermacher Herman van Veen zu zitieren, Sinn für Unsinn.
Auf jeden Fall! Ich bin eine Ideenmaschine. Wenn ich irgendetwas sehe, habe ich sofort eine Idee. Das will sich seinen Weg bahnen.
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Sie hören vermutlich nicht nur die Sprachmelodie, sondern auch Zwischentöne.
Ich habe an verschiedenen Orten gelebt. Bevor ich nach Witten kam, habe ich in Berlin gelebt, und ein Jahr Rom war auch dabei.
Lassen wir Rom mal raus. Gibt es irgendetwas, was Berlin und das Ruhrgebiet miteinander verbindet?
Ich habe hier natürlich ein paar Wörter gelernt, die ich vorher nicht kannte. Ich mag Dialekte, wenn auch nicht alle gleich gerne, aber diesen hier finde ich schon sehr charmant. Ein Dialekt gefällt einem so gut, wie einem die Menschen gefallen. Diesen unkomplizierten Menschenschlag hier mag ich.
Welcher Ruhr-Begriff ist Ihnen der liebste?
(zögert) Hömma!
Das ist ein Universalbegriff – er passt immer.
Oft ist er der Beginn eines Gesprächs.
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„Hömma“ taucht leider in der Wörterliste des Buchs nicht auf. Dafür gibt es ein Kapitel, das sich vordergründig gar nicht um ein kurioses Wort dreht, sondern um Alltagsbegriffe unter der Überschrift „50 shades of…“.
Beim Wörtersammeln ist mir aufgefallen, dass es viele Wörter wie „Mut“ gibt, die in anderen Wörtern enthalten sind: „zumuten“, „Anmut“ und ähnliche. Und in dem Kapitel „50 shades of…“ knöpfe ich mir die verschiedenen Bedeutungsebenen vor.
Sie hatten Mut, das Buch im Selbstverlag zu veröffentlichen.
Dafür gibt es zwei Gründe. Der erste Grund war, dass ich Anfang dieses Jahres als Ghostwriterin für eine Agentur gearbeitet habe. Da habe ich gesehen, dass die Veröffentlichung im Eigenverlag ganz einfach ist. Da überspringt man etliche Stufen. Ich kann mein Buch von heute auf morgen publizieren. Und muss nicht in Vorleistung gehen. Der zweite Grund war: Ich wollte mich erst mal ausprobieren.
Bücher lesen ist das eine, Vorlesen das andere. Wollen Sie in die Öffentlichkeit gehen?
Im halbprivaten Rahmen habe ich das gerade ausprobiert. Ich werde in den nächsten Wochen Lesungen ein bisschen anleiern – erst mal in der Region. Der Auftakt hat mir echt Spaß gemacht.
Kirsten Surwehmes Buch „Ziemlich beste Wörter“ (12,99 Euro) ist in der Buchhandlung Lehmkul und in der Mayerschen Buchhandlung in Witten zu haben.
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