Witten/Hattingen. Die Coverband Stolberk ist in Witten, Hattingen und Sprockhövel eine feste Größe. Kein Wunder: Bandchef „Stolli“ war schon mit Taktlos Kult.
Wenn Menschen im Nordkreis eine gute Zeit haben wollen, ist das Trio Stolberk nicht weit. Egal ob Carsten „Stolli“ Stollmann (56), Uwe Berkermann (57) und Linda Goralski (33) in Witten, Hattingen oder Sprockhövel auftreten, spielen sie vor vollem Haus. Der Dezember beschert Band und Publikum in Hattingen zum Finale vor Weihnachten gleich ein Doppelpack. An Auftrittsangeboten besteht kein Mangel. Dennoch sind „Stolli“ & Co. bewusst nicht ins Profilager gewechselt. Warum?
„Stolli“ kann gut erzählen. Kein Wunder: Der 56-Jährige aus dem Wittener Ortsteil Durchholz ist Journalist, genauer gesagt: Infografiker. Und dabei bleibt es. Dabei weiß „Stolli“, dass Cover-Bands wie Stolberk in einer Goldmine arbeiten. Ihr Repertoire ist Fans vertraut. Es sind Pop-Hits, Rock-Klassiker und Schmankerl aus fünf Jahrzehnten. Das Babyboomer-Publikum liebt Gruppen wie Stolberk dafür. Als Profi, weiß „Stolli“, könnte er jede Menge Geld verdienen. Dennoch verzichtet er darauf.
„Stolli“ verzichtet bewusst auf Profi-Karriere
„Alle sehen nur Deine Erfolge, und niemand sieht, was Du opferst“, sagt „Stolli“. Nebenher erlaubt er einen ehrlichen Blick ins Musikerleben. Sein Familienleben litt. „Ich ging auf der letzten Rille. Ich brauchte den Sonntag zum Regenerieren.“ „Stolli“ bedauert, dass seine Familie zeitweilig zu kurz kam: „Das ist einfach schade.“
Noch etwas hat den Keyboarder darin bestärkt, in Festanstellung zu bleiben: „Ich hatte den Plan: Ich wollte noch bauen. Ich wollte etwas Sicheres“, sagt der Pianist mit Blick auf stark schwankende Gagen. Wie gut seine Entscheidung war, spürte „Stolli“ in der Corona-Zeit. Damals stand der Konzertbetrieb zeitweise still: „In dieser Zeit hatten wir 58 Absagen. Es fiel alles aus.“
Dabei fällt „Stolli“ musikalisch so viel ein. Seit seinem vierten Lebensjahr wird sein Leben von 88 Tasten und einer Leidenschaft bestimmt: Musik. Mit dem Duo Taktlos rockte „Stolli“ jahrzehntelang die Region. Sogar bei der Casting-Show „The Voice Of Germany“ der Fernsehsender ProSieben und Sat.1 versuchten sie ihr Glück. Taktlos schaffte es nicht in die erste Runde der Talentsuche. Dennoch weiß „Stolli“ die Zeit beim Fernsehen zu schätzen: „Die Gesangscoaches haben einen super Job gemacht.“
In einem Trio müssen alle Mitglieder top sein
Genau das treibt „Stolli“, Uwe Berkermann und Linda Goralski an: Sie wollen einen super Job machen. Sie müssen es sogar. Warum?
„Stolli“ weiß, dass sich in einem Trio niemand musikalisch verstecken kann: die Stimmen nicht, die Tasten nicht, die Gitarre nicht. „Stolli“ setzt nicht nur Begleitakkorde, sein Piano ersetzt zugleich einen Bass. Gitarrist Uwe Berkermann glänzt mit filigraner Begleitung, egal ob sechs- oder gar zwölfseitig. Und Linda Goralski? Sie arbeitet in einer Apotheke und hat vor Jahren einen Gesangswettbewerb ihrer Branche gewonnen. Geübt wird in „Stollis“ Studio am Waldesrand in Durchholz.
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Am Publikum ist Stolberk gern nah dran. „Am liebsten spielen wir in der Mitte“, gesteht „Stolli“. Musik mit Tuchfühlung, fast unverstärkt: Das schafft eine besondere Intensität.“
Um Intensität geht es der Band auch bei den Arrangements. Covers, die dem Original zu beinahe 100 Prozent nahekommen, hält „Stolli“ für langweilig. Er und seine Gruppe beschränken sich aufs Wesentliche. Dadurch wird Altes zu Neuem. Das weckt Emotionen.
Trauerfeier für Freund brachte Band zusammen
Im Advent beschert Stolberk Freude. Doch ihre Musik spendet auch Trost. Ausgerechnet die Beerdigung eines gemeinsamen Freundes vor vier Jahren führte zur Gründung der Band: „Der Freund hatte sich gewünscht, dass Linda und ich gemeinsam singen“, erinnert sich „Stolli“. Für Beide war es der erste gemeinsame Auftritt. Die Trauergemeinde war berührt - und die Musiker. Das Leben eines Menschen ging zu Ende, und zugleich war die Beisetzung der Anfang einer neuen Band.
Vor Weihnachten singt sie gleich zwei Mal in Niederwenigerns Kirche: „Das ist für uns ein Veranstaltungsort“, sagt „Stolli“. Mit einer besonderen Ausstrahlung: „Die Leute quatschen nicht – sie hören andächtig zu.“
Termine: Freitag, 13. Dezember, und Sonntag, 15. Dezember, Weihnachtskonzerte, evangelische Kirche, Hattingen-Niederwenigern, Justinenweg.
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