Witten. Anja Habschick hat sich mit Jugendliteratur einen Namen gemacht. Das neue Buch der Wittenerin ist ein Fantasy-Abenteuer. Ihr Held zeigt Stärke.
Der Wittener Autorin Anja Habschick, Jahrgang 1971, ist ein Kunststück gelungen. Die Annerin hat sich binnen weniger Jahre auf dem Kinderbuchmarkt durchgesetzt. Die studierte Architektin brachte mit der Trilogie über das Gaunermädchen Lucy Longfinger nicht nur Kinder zwischen zehn und 13 zum Lesen. Sie wurde obendrein auch mit einem Literaturpreis prämiert. In diesen Tagen hat Anja Habschick ein neues Buch herausgebracht, ein Fantasybuch. Wie tickt diese erfolgreiche Autorin?
Familie Habschick wohnt am Stadtrand. Sie hat ein altes Haus sehr kreativ in ein neues verwandelt. Wer zur Eingangstür hereinkommt, sieht gleich eine rote Säule. Sie stützt die Decke. Aber nicht nur das: Die Säule dient zugleich als Kammer.
Im Fernstudium lernte Anja Habschick aus Witten professionelles Schreiben
Als der Reporter das Haus betritt, wird er von einem Hunderüden begrüßt. „Cooper“ ist genauso lebendig wie seine Chefin. Beim Gespräch am Schreibtisch im Arbeitszimmer lässt er sich durchkraulen. Anja Habschick unterstreicht ihre Lebensgeschichte mit ausdrucksstarken Gesten. Sie hat viel zu erzählen. „Ich war immer schon sehr kreativ.“ Neben Architektur hat sie Kunstgeschichte studiert. Auch Themen aus Film, Fernsehen und Theaterwelt sind ihr nicht fremd. Nebenher hat sie immer gemalt und, mehr noch, geschrieben.
Wittenerin begeistert Lektor mit Erzählstoff
2018 hat Habschick im Fernstudium das Seminar „Prosaschreiben mit Schwerpunkt Kinder- und Jugendbuchliteratur“ absolviert. Ein renommierter Lektor entwickelte mit den Teilnehmenden Erzählstoffe. Von ihrem Entwurf sei er begeistert gewesen. Am Ende zeigten gleich drei große Verlage Interesse.
Eine weitere Lektorin öffnete Anja Habschick die Tür zum Branchenriesen Fischer Sauerländer. Dort hat die Wittenerin einen Vertrag unterschrieben. Das Ergebnis sind die drei Abenteuer der jungen Gaunerin Lucy Longfinger. „Ich hatte Glück“, staunt die Autorin über ihren Erfolg, „da konnte ich nicht von träumen.“ Sie hat allerdings viel dafür getan. „Wenn ich etwas mache, dann mache ich es richtig. Ich habe einen großen Gestaltungsanspruch.“ Wie wird ein gutes Buch denn gebaut?
„Ich wollte mal etwas Fantastisches schreiben.“
„Man braucht eine Hauptfigur, mit der man sich gut identifizieren kann“, sagt Anja Habschick. „Er muss aber auch Ecken und Kanten haben.“ Der Held ihrer Drachen-Geschichte ist so einer. Jamie muss sich behaupten – gegen alle Widerstände. „Ich wollte mal etwas Fantastisches schreiben“, sagt die Schriftstellerin, „und ich wollte mal einen Jungen als Hauptfigur.“
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Wichtig seien auch ein neues Thema und eine spannende Geschichte. „Ich bette meine Geschichten immer in einen größeren Hintergrund ein.“ Was meint sie damit? „Bei meiner Drachengeschichte geht es um die Freiheit, und es geht um oben und unten. Wer bestimmt das?“ Und: „Aber Kinder müssen sich wiederfinden. Es muss immer auch etwas mit ihrer Alltagswelt zu tun haben, Kinder müssen mitfiebern können.“
Lesereise durch Klassenzimmer erfolgreich
Der Erfolg gibt ihr Recht. Sie habe zustimmende Rückmeldungen auf ihre Bücher erhalten. Obendrein hat sie bei einer Lesereise durch Klassenzimmer erlebt, dass ihre Geschichten auch bei der Generation „Smartphone“ funktionieren. Sie erreiche sogar Kinder, die sonst kaum lesen, freut sich die Autorin. Möglicherweise liegt das auch darin, dass sich die Mutter zweier Töchter im Alter von 13 und 19 Jahren viel von ihrer Kinderseele erhalten hat.
Genau das könnte der Schlüssel sein, um modernen Kindern im Zeitalter von Instagram und Tiktok den Spaß am Lesen zurückzubringen. Die Vorstellung, eine ganze Generation könne mit Büchern nichts mehr anfangen, findet Anja Habschick „erschreckend“. Sie will so etwas auch nicht hinnehmen. „Da möchte ich natürlich gegenarbeiten.“ Die Drachenreiterfantasy-Reihe „Smaragour“ kann ein Beitrag dazu sein. Der erste Band liegt vor, der zweite ist bereits in Planung.
Anja Habschick: „Smaragour – Die Dracheninsel“, Fischer Sauerländer, 13,90 Euro.
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