Witten. Der Bogestra-Standort in Witten ist bald Schnee von gestern. Busse werden weiter fahren. Doch was bleibt, ist eine Brache mitten in der Stadt.

Die Bogestra wird ihren Betriebshof an der Crengeldanzstraße wie berichtet schließen und die 200 Beschäftigten auf die anderen Standorte des Verkehrsunternehmens verteilen. Nun haben zwei Mitglieder des Vorstands im Verkehrsausschuss am Montagabend (2.12.) erklärt, warum es keine andere Lösung gibt, wann die Schließung geplant ist und wie die Busse in Witten künftig fahren.

Personalvorstand Jörg Filter und Thomas Schaffer, gerade seit 1. September bei der Bogestra für den Bereich Finanzen, Kunden und Fahrzeuge zuständig, standen den Wittener Ausschussmitgliedern Rede und Antwort, mussten sich aber auch Kritik gefallen lassen. Doch zunächst schilderte Schaffer, warum kein Weg an der Schließung vorbeiführt.

Bogestra-Vorstand beklagt hohe Verluste

Waren zu Gast im Wittener Ausschuss für Mobilität und Verkehr: Jörg Filter (li.) und Thomas Schaffer vom Vorstand der Bogestra.
Waren zu Gast im Wittener Ausschuss für Mobilität und Verkehr: Jörg Filter (li.) und Thomas Schaffer vom Vorstand der Bogestra.

„Wir leiden unter extremen Kostensteigerungen und fahren auf der Einnahmeseite deutliche Verluste“, so der Diplom-Volkswirt. Die Ursachen: Einbruch der Fahrgastzahlen während der Pandemie, Tarifsteigerungen, gestiegene Energiekosten durch den Ukraine-Krieg und nicht zuletzt die Einführung des Deutschlandtickets für 49 Euro. Früher habe ein Monatsticket um die 80 Euro gekostet, heute nehme man im Schnitt 50 bis 60 Prozent weniger pro Fahrgast ein. Außerdem sei man verpflichtet, auf E-Mobilität umzusteigen.

Deshalb will sich die Bogestra künftig auf zwei Standorte beschränken: auf jenen in Gelsenkirchen und einen neuen in Bochum-Weitmar, in den der Betrieb rund 100 Millionen Euro investieren will - obwohl das Verkehrsunternehmen aktuell mit 90 Millionen Euro im Minus liegt. „Sie sind ein Sanierungsfall. Können Sie das überhaupt noch, was Sie da tun?“ Diese provozierende Aussage bekamen die Vorstände dann auch nach ihren Ausführungen von Stadtklima-Chef Michael Hasenkamp zu hören.

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Die Aufgabe des Wittener Betriebshofs ist jedoch beschlossene Sache und schon länger geplant. Die Schließung soll schrittweise erfolgen. „Sie ist abhängig davon, ob und ab wann die bisherigen Leistungen durch Dritte erbracht werden können“, sagte Thomas Schaffer. Der Verkehr, der bislang vom Crengeldanz aus startet, soll also an andere Busunternehmen vergeben werden.

Man sei gerade dabei, das Konzept für die entsprechende Ausschreibung im Januar zu erarbeiten. „Wir werden aber nicht alle Wittener Linien fremdvergeben.“ Rund ein Drittel der Fahrten wolle die Bogestra selbst erbringen, dann ab Bochum-Weitmar. Der Nahverkehrsbetrieb fährt im gesamten EN-Kreis 3,2 Millionen Bus-Kilometer pro Jahr, Zahlen für Witten gibt es nicht.

Gelände in der Wittener City liegt bald brach

Ziel sei es, in drei Schritten mit dem Einsatz der anderen Busse zu starten: am 1. Mai, 1. Juni und im September. Ende 2025 soll der Wittener Standort freigezogen sein. Die Bogestra hat dann keine Verwendung mehr für das 17.500 m² große Gelände nahe der City. Man stehe jedoch in enger Abstimmung mit der Stadt, was eine nachfolgende Nutzung angeht.

Über die zerbricht sich auch Stadtbaurat Stefan Rommelfanger bereits den Kopf. Er ist beunruhigt: „Mitten in der Stadt entsteht dann eine große Brache.“ Er zeigte sich erstaunt, dass die Bogestra den Standort so schnell aufgeben will. „Wir haben dort kein Planungsrecht. Wir müssen also eventuell in ein Bebauungsverfahren gehen - das sich hinziehen wird“, befürchtet Rommelfanger. Es werde nicht leicht, etwas Passendes für das mitten im Wohngebiet liegende Gelände zu finden.

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Zerstreuen konnten die Bogestra-Vorstände jedoch seine - und die Sorge der SPD -, dass zukünftig nur noch veraltete Verbrennerbusse von Subunternehmen durch die Stadt fahren. „Es wird vertraglich festgelegt, dass auch jene Firmen mit E-Bussen unterwegs sein müssen“, so Schaffer. Für eine entsprechende Lade-Station in Witten wolle man sorgen. Auch der Schüler- sowie Schienenersatzverkehr falle nicht weg. Das Kundencenter an der Bahnhofstraße 1-3 bleibt bestehen.

Erneut betonte die Bogestra, dass es keine betriebsbedingten Kündigungen geben werde. Doch sei noch nicht klar, wo die 200 Betroffenen arbeiten werden und in welchen Schichten. Personalvorstand Jörg Filter gestand ein: „Das wird für viele eine enorme Umstellung.“

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