Witten/Hattingen. Tausende Pendler fahren nach Witten oder aus der Stadt raus. Ein Unternehmer (44) aus Hattingen berichtet, wie sehr die tägliche Stau-Schau nervt.

Pendlerstadt Witten: 27.600 Menschen raus, 23.300 rein, dazu kommen 21.400 Personen, die werktäglich innerhalb des Stadtgebiets von zu Hause zu ihrem Arbeitsplatz fahren. So war die Situation laut Pendleratlas NRW im vorigen Jahr. Aber was bedeutet Pendeln für Betroffene? Mario Rampérez y Carrasco erzählt von seiner täglichen Stau-Schau.

Der 44-Jährige ist viel unterwegs. Der Hattinger hat nämlich gleich zwei Berufe. Zum einen hat er den väterlichen Reifenhandel Wigro an der Cörmannstraße im Wittener Stadtteil Heven übernommen. Zum anderen ist der studierte Agrarwissenschaftler Landwirt im Nebenberuf. Er und seine Frau Anna (35) züchten Hühner in der Nähe des Freizeitbades Heveney. Daher kommt der augenzwinkernd gemeinte Markenname „Heven-Ei“.

Baustelle an Wittener Straße wird zur Geduldsprobe für Pendler

Während seines Studiums in Bonn hat er das Stau-Land NRW in vollen Zügen genießen dürfen: Er pendelte zwischen Heimat und Studienort. Stillstand war programmiert, mal in Köln, mal in Wuppertal. „15 bis 30 Minuten extra waren normal. Wenn ich pro Tag drei Stunden fahren muss, dann fehlt mir am Ende Zeit beim Arbeiten oder in der Freizeit. Das ging mir irgendwann so auf die Nerven, dass ich zu meiner heutigen Frau gesagt habe: So geht das nicht mehr – wir ziehen ins Ruhrgebiet.“

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Normalerweise legt Mario Rampérez y Carrasco nur eine kurze Strecke zurück. Elf Kilometer sind’s normalerweise, morgens zwischen sieben und acht und abends zwischen 20 und 22 Uhr. Doch bis auf Weiteres ist der Weg des Unternehmers länger – wegen der Dauerbaustelle an der Wittener Straße in Herbede.

Mario Rampérez-Carrasco ist Reifenhändler und Nebenerwerbslandwirt. Staus auf den Straßen zwischen Wohnort Hattingen, Arbeitsstätten in Witten und der Nachbarstadt Bochum nerven ihn.
Mario Rampérez-Carrasco ist Reifenhändler und Nebenerwerbslandwirt. Staus auf den Straßen zwischen Wohnort Hattingen, Arbeitsstätten in Witten und der Nachbarstadt Bochum nerven ihn. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

„Ich feiere jeden Randstein, den sie gelegt haben“, meint der Hattinger ironisch über den seiner Meinung nach schleppenden Baufortschritt. „Die Baustelle ist völlig unterbesetzt mit Personal.“ Er bezweifelt, dass die Wittener Straße tatsächlich, wie versprochen, im kommenden Jahr fertig wird: „Das wird uns noch einige Jahre begleiten.“

Baustelle in Witten
Die Baustelle an der Wittener Straße strapaziert die Nerven vieler Berufspendler. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Die Baustelle hat Folgen. Der Berufsverkehr verlagert sich – entweder übers Hammertal zur A43-Auffahrt Sprockhövel oder aber übers Lottental in Bochum bis zum Freizeitbad Heveney. Statt 20 Minuten ist Mario Rampérez y Carrasco inzwischen eine halbe Stunde unterwegs. Damit kann er leben. Die Strecke gilt – noch – als Schleichweg.

Auch am Crengeldanz stockt es

Obendrein ist Mario Rampérez y Carrasco während seiner Arbeitszeit viel innerstädtisch unterwegs: „Ich muss“, sagt er, „zu Kunden herausfahren und auch mal Reifen holen.“ Auch diese Touren seien manchmal „eine Qual“. Am schlimmsten sei der Abschnitt auf dem Crengeldanz bis zum Marien-Hospital: „Da fährt man von Ampel zu Ampel, da gibt es keine grüne Welle.“ Mario Rampérez y Carrasco weiter: „Man kann manchmal besser auf die Autobahn fahren und großräumig um Witten herum, um zum Ziel zu kommen.“

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