Witten. Knie und Hüfte nur noch im EvK: Minister Laumann baut die Krankenhauslandschaft in NRW um. Das kommt auf die beiden Häuser in Witten zu.
Die Kliniklandschaft in NRW soll umgebaut werden. Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) will erreichen, dass sich die Krankenhäuser stärker spezialisieren, um so die Qualität der Behandlung zu verbessern. Nun liegt eine aktuelle Übersicht vor, die zeigt, wie sich die Landesregierung die Zukunft der einzelnen Häuser vorstellt. Auch im Marien-Hospital und im Evangelischen Krankenhaus (EvK) in Witten stehen Veränderungen an.
So soll etwa das Marien-Hospital ab 2025 keine künstlichen Hüft- und Kniegelenke bei seinen Patientinnen und Patienten mehr einsetzen. Es sollen auch keine Wirbelsäulen-Eingriffe mehr stattfinden. Beantragt hatte die Klinik eigentlich 70 Hüft-, 60 Knie- und 70 Wirbelsäulen-Operationen dieser Art. Alle anderen orthopädischen Eingriffe inklusive Unfallchirurgie bleiben dem Marien-Hospital aber erhalten.
Fürs künstliche Kniegelenk künftig nach Herne - oder ins EvK
Die für Witten gestrichenen Eingriffe werde die St.-Elisabeth-Gruppe künftig im Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie im St.-Anna-Hospital Herne bündeln, sagt Gruppen-Geschäftsführerin Simone Lauer. Hier werde man die Kapazitäten sogar noch erweitern. „Das Ministerium hat dort für die langjährig etablierten Wirbelsäuleneingriffe, Hüft- und Knieprothesen mehr Eingriffe vorgesehen als bisher“, zeigt sich Lauer zufrieden.
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Wer fürs künstliche Knie oder die neue Hüfte nicht bis nach Herne fahren will, kann sich der Prozedur aber auch weiterhin im EvK unterziehen. Das Krankenhaus an der Pferdebachstraße hat dafür den Zuschlag erhalten - auch wenn es wohl weniger Operationen werden, als sich die Klinik das gewünscht hat.
Das Evangelische Krankenhaus hatte 330 Hüft-OPs angepeilt. Zugestanden werden der Klinik laut Plan 180. Ähnlich sieht es bei den Knie-Prothesen aus. Statt 375 sollen es nur 200 werden. Dennoch ist man in der Verwaltung froh, dass dieser Bereich erhalten bleibt. „Das ist wichtig“, sagt Verwaltungsdirektor Gerhard Glock.
Geriatrie im EvK kann künftig mehr Patientinnen und Patienten behandeln
Wachsen wird das Haus zudem im Bereich der Geriatrie. „Das Land hat im Rahmen der Krankenhausplanung landesweit eine geriatrische Unterversorgung festgestellt“, sagt Glock. Darauf werde nun reagiert. Die Fallzahlen für spezielle geriatrische Behandlungen werden deutlich gesteigert. Davon profitiert das EvK.
„Wir werden in der Krankenhausplanung jährlich mit 300 Fällen zusätzlich berücksichtigt“, sagt der Verwaltungschef. „Das entspricht einem Plus von knapp zehn Prozent.“ Man behandele hier auch Patienten aus Herne, Herdecke, Dortmund oder Bochum.
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Trotz der gestrichenen Knie- und Hüft-OPs fällt St.-Elisabeth-Geschäftsführerin Lauer ein insgesamt positives Urteil über die geplanten Änderungen. „Alle bisherigen Behandlungen können in unserer Gruppe weiterhin angeboten werden.“ Neben dem Standort Witten gehören das St.-Anna-Hospital, das Marien-Hospital, das Rheumazentrum Ruhrgebiet (alle in Herne) und das St.-Marien-Hospital Eickel zu dem Klinikverbund.
Allerdings könnte man „in einer Vielzahl von Fachgebieten eine größere Zahl von Patienten behandeln“, als es das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW vorgesehen habe. „Um die Patientenversorgung nicht zu gefährden, werden wir versuchen, dies zu thematisieren“, so Lauer.
Marien-Hospital wünscht sich mehr Herzoperationen
Ein Beispiel: Im Marien-Hospital werden komplexe Eingriffe in der Kardiologie angeboten. Den Schwerpunkt bilden hier sogenannte Ablationen, mit denen Herzrhythmusstörungen behandelt werden, und die „Interventionelle Kardiologie“, die etwa mittels Katheter Verschlüsse in den Herzkranzgefäßen öffnet. Dies gilt auch für die Implantation von Herzschrittmachern und Defibrillatoren.
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Im Bereich der Interventionellen Kardiologie hat das Ministerium dem Wittener Haus rund 3300 Operationen zugestanden - gewünscht waren 3800. Da die Kliniken aber bis zu 20 Prozent von den Vorgaben abweichen dürfen, sei das kein Problem. „Anders sieht dies bei der Behandlung von Ablationen aus“, sagt Elisabeth-Chefin Simone Lauer. „Für 2025 wurden uns 220 Eingriffe zugeordnet. Tatsächlich werden wir in 2024 über 600 durchführen.“
Die nun veröffentlichten Zahlen des Ministeriums sind noch nicht in Stein gemeißelt. Bis zum 11. August können die Krankenhäuser dazu Stellung nehmen. Das Land wertet dies dann aus. Erst zum Jahresende werden die tatsächlichen Bescheide aus Düsseldorf erwartet.
Das bieten die beiden Wittener Krankenhäuser
Das Marien-Hospital in Witten erreicht mit seiner „maximalen Versorgung“ eigenen Angaben zufolge jährlich fast 30.000 stationäre und knapp 50.000 ambulante Patienten. Es gibt 342 Betten, elf Abteilungen und eine Belegabteilung.
Das Leistungsangebot reicht von den Kliniken für Innere Medizin und Gastroenterologie bis zur Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie. Es gibt eine Kardiologie, Allgemein- und Viszeralchirurgie, eine Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie, ein Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie, eine Gefäßchirurgie, eine Frauenklinik, eine große Geburtshilfe, die Kinder- und Jugendklinik, eine Kinderchirurgie, Radiologie, Kinderradiologie und die Nuklearmedizin.
Die große Geburtshilfe ist unter anderem auf Risikoschwangerschaften und extrem Frühgeborene spezialisiert. Brustkrebsfälle werden innerhalb der Elisabeth-Gruppe in Witten gebündelt. Die Allgemein- und Viszeralchirurgie setzt bei der Adipositasbehandlung einen schwerpunkt.
Das Ev. Krankenhaus hat 278 Betten, acht Fachkliniken und eine Tagesklinik: Dazu zählen unter anderem Allgemein- und Viszeralchirurgie, Anästhesie und Intensivmedizin, Geriatrie, Hämatologie und Onkologie, Innere Medizin, Strahlentherapie, Unfallchirurgie und Orthopädie und Urologie.
Zu den zertifizierten Zentren gehören am EvK unter anderem Endoprothetik, Kontinenz und Beckenboden, Trauma, Prostata, Schlaflabor und Alterstraumatologie. Am Marien-Hospital zählen dazu u.a. Trauma, Hernien („Bruch“ bei Eingeweiden), Adipositas, chirurgische Koloproktologie (Erkrankungen des Enddarms), Myome, Venen und das Perinatalzentrum Level 1 (siehe oben, Geburtshilfe).
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