Witten/Bochum/Hattingen. Birgit Piechotka hat lange im Freizeitbad Heveney gearbeitet, war gerade in Rente gegangen. Nun ist die beliebte Wittenerin unerwartet gestorben.

Im Freizeitbad Heveney an der Stadtgrenze zwischen Witten und Bochum war Birgit Piechotka bekannt wie ein bunter Hund. 37 Jahre lang hat sie dort in der Sauna gearbeitet, war bei Gästen und Mitarbeitern gleichermaßen beliebt. Erst im Juni hatte sich die quirlige Frau in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet - den sie leider nur wenige Monate genießen konnte. Die ehemalige Saunameisterin ist in der Nacht zum 10. Oktober plötzlich und unerwartet für immer eingeschlafen.

„Wir waren alle schwer geschockt, als wir den Anruf ihres Mannes erhielten“, sagt Badbetriebsleiter Magnus Frisch (35). Es ging ihr doch so gut, sie sei immer in Aktion gewesen, viel mit dem Fahrrad gefahren. Noch drei Tage vor ihrem Tod war Birgit Piechotka als Gast in der Sauna des Freizeitbads gewesen. Der Job war gleichzeitig ihr Hobby. Sie konnte von der Arbeit einfach nicht lassen. „Birgit wollte an dem Tag sogar noch selbst einen Aufguss für die Gäste machen“, erinnert sich Magnus Frisch.

Wittenerin schaute auch als Rentnerin oft in der Sauna vorbei

Überhaupt schaute die 61-Jährige auch im Ruhestand öfter im Freizeitbad vorbei. Frühstückte mit den Kollegen, trank mit ihnen Kaffee, plauderte ein wenig. Kein Wunder, dass ihr Herz an Heveney hing, war sie doch quasi Teil seiner Geschichte. Heiß her ging es während ihrer 37 Jahre vor Ort. 1987 hatte die gelernte Verkäuferin in der ein Jahr zuvor eröffneten Therme begonnen. Zunächst als Reinigungsfachkraft, dann an der Kasse, doch schon bald wechselte sie in die Sauna. 

Hunderttausende hat sie dort nackt gesehen, hatte ein Redakteur dieser Zeitung noch im Sommer in einem Artikel über die Saunameisterin geschrieben. Und dass sie anfangs eigentlich schnell wieder wegwollte. „Ich ertrage die vielen Nackten nicht“, hatte sie ihrem Chef ihr Leid geklagt. Und trotzdem durchgehalten. Denn fortan befolgte Birgit Piechotka folgende Regel: „Ich schau‘ den Leuten nur ins Gesicht – und möglichst nicht weiter nach unten.“

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Für einen lockeren Spruch war sie immer gut, bescheinigen ihr die Kollegen. Birgit galt als Sonnenschein, als ein Kind des Ruhrgebiets. Doch auch brenzlige Situationen versuchte sie stets ruhig zu lösen. Dauerthema in der Sauna: Verbotene Zweisamkeit.

Kondolenzbuch Freizeitbad Heveney
Das Team des Freizeitbads Heveney hat ein Kondolenzbuch für die Gäste ausgelegt. Es wird fleißig genutzt. © Freizeitbad Heveney | Magnus Frisch

Weil so viele Birgit Piechotka kannten, haben sie im Freizeitbad nun ein Kondolenzbuch ausgelegt. Eins? Ach was, das zweite liegt mittlerweile im Saunabereich aus. „Mittwochs haben wir das erste Buch dort hingelegt, nach fünf Tagen waren die 100 Seiten schon voll“, sagt Magnus Frisch.

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„Liebe Birgit, du hast uns lange Jahre mit deiner fröhlichen Art die Aufenthalte positiv gestaltet“, hat ein Gast hineingeschrieben. „Wir vermissen dich“, steht da ganz oft schwarz auf weiß. Und: „Gute Reise.“ Oder: „Deine direkte Art und den Humor werden uns immer in Erinnerung bleiben.“ Auch: „Unser Ruhrpott-Mädchen - machet jut.“

„Ja, so war Birgit“, sagt der Badbetriebsleiter, der sie selbst nur zwei Jahre lang kannte. Doch ihre legendären Steiger-Aufgüsse hat er noch deutlich vor Augen. Wenn Birgit mit Lederschürze, Helm und schwarzem T-Shirt agierte, geriet der Saunabesuch zur Ruhrpott-Show. Auch das Steiger-Lied durfte dabei natürlich nicht fehlen. In diesem Sinne: Glück auf, liebe Birgit.

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