Witten. Die Wittenerin Nicole Menger bringt Menschen zum Stricken. Erstmals bietet die 52-Jährige VHS-Kurse an. Und verspricht: „Das schafft jeder.“
- Die VHS Witten/Wetter/Herdecke bietet erstmals die Kurse „Islandpullover stricken“ an.
- Dozentin Nicole Menger ist Island-Fan und hat das Land schon mehrfach bereist.
- Hält die Nachfrage an, gibt es im nächsten Semester neue Strick-Kurse.
Was in Island Trend ist, funktioniert in Witten bestimmt auch, dachte sich Nicole Menger. Sie sollte Recht behalten. Erstmals bietet die 52-Jährige in diesem Semester einen Kurs bei der VHS an - er war nach zwei Stunden ausgebucht. Denn alle wollen offenbar lernen, wie man einen Islandpullover strickt. Das sind die aus der dicken Wolle mit den schönen Mustern - Maschenware mit Magie.
Und so treffen sich nun mehrere Frauen und ein Mann mit Nicole Menger im Seminarzentrum an der Holzkampstraße. Bei Tee und Plätzchen lassen sie die Nadeln klappern. Ein zweiter Kurs donnerstags ist auch schon voll. Doch wenn die Nachfrage anhält, wird es im nächsten Jahr weitere geben. „Ich renne damit scheinbar offene Türen ein“, freut sich Nicole Menger über den Zuspruch.
Reittherapie mit Islandpferden
Sie war mal Schauspielerin, ist längst Reittherapeutin. Ihr gehört der Carlinenhof in Sprockhövel. Doch gerade ist die Wittenerin dabei, sich zusätzlich als freie Pädagogin selbstständig zu machen. Alles mit Tieren, Natur und Stricken ist ihr Ding. Auf ihrem Hof arbeitet die einstige Waldorfschülerin mit Islandpferden. Deshalb wollte sie mehr über das Land erfahren und reiste in den hohen Norden. Noch vor wenigen Wochen war sie dort mal wieder mit dem Wohnmobil unterwegs.
Nicole Menger ist nicht nur fasziniert von der „atemberaubenden Landschaft“. Island bedeutet für sie: Entschleunigung und viel Ruhe. „Als ich das erste Mal dort war, wollte ich nachher zuhause zwei Wochen lang im Auto kein Radio hören“, erinnert sie sich. Auch die Einheimischen haben es ihr angetan: „Sie sind ursprünglich, aber hip und weltoffen.“ Und sie stricken. Überall. In Bücherläden, in Cafés. Dabei plaudern sie nett miteinander.
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Auch Nicole Menger strickt. „Als mein Papa vor acht Jahren erkrankte, musste ich irgendwie zur Ruhe kommen“, sagt sie, die sich selbst als „hibbelig“ bezeichnet. „Das Stricken hat mich in schwerer Zeit gut geerdet. Es ist wie inneres Yoga.“ Sie hat sich nicht erst mit Schals oder Mützen aufgehalten, sondern direkt einen Islandpullover gestrickt. Inzwischen kommt sie auf bestimmt 250 Pullis. „Ich habe sämtliche Freunde und Bekannte eingestrickt.“ Auch auf Weihnachtsmärkten, zum Beispiel am 7. und 8. Dezember in Gevelsberg, verkauft sie die wärmenden Oberteile - und trägt natürlich selbst welche.
Irgendwann hat Nicole Menger angefangen, anderen bei sich zuhause das Stricken beizubringen. Sie lebt seit rund anderthalb Jahren in einem uralten, ehemaligen Backhaus aus Bruchstein umgeben von Wiesen und Wäldern mitten in Durchholz. 35 Quadratmeter klein, bewusst reduziert auf das Nötigste, aber die pure Idylle. Mit einem Bett im Spitzbogen, bullerndem Kaminofen, liebevoller Deko - und Dackeldame Peppa. Die perfekte Kulisse für gemütliche Stricknachmittage also. „Doch auch in der VHS werden wir es uns nett machen“, verspricht Nicole Menger.
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Die grobe Wolle für die Pullis bestellt sie direkt in Island. Gestrickt wird mit dicken Nadeln. Die Dozentin selbst schafft so ein Modell in fünf Tagen. Die kompliziert aussehenden Muster seien gar nicht so schwierig, beruhigt sie gleich. „Das ist reine Fleißarbeit. Auch absolute Anfänger kriegen das hin.“ Dass so viele der Magie der Maschenware erliegen und mitmachen wollen, liege am veränderten Bewusstsein, glaubt Nicole Menger. „Die Menschen möchten selbst etwas mit ihren Händen herstellen und spüren: Das braucht Zeit.“
Nicole Schubert ist eine von ihnen. Sie macht mit im VHS-Kurs, kennt Nicole Menger aber auch vom Reiten. „Ich habe mich in ihre Islandpullover verliebt“, sagt die 55-Jährige, die wie zum Beweis eines von Nicoles Exemplaren trägt. Bisher habe sie eher Beanies, die trendigen Mützen, gehäkelt. Nun will sie wieder stricken - wie früher als Mädchen. Das Reiten, das Handarbeiten - „es hilft, sich dieser wahnsinnigen Welt zu entziehen“.
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