Witten. Statt auf einem echten Pferd reiten sie auf einem Holzstiel: Hobby Horsing hält Einzug in Witten. Unser Bericht zeigt auch ein Video vom Turnier.

Kein Wiehern, Hufgetrampel oder Schnauben ist zu hören, als Hugo elegant über die Hindernisse springt. Dass es fast still ist, ist aber kein Wunder. Denn Hugo ist kein echtes Pferd, sondern ein Steckenpferd, das die zwölfjährige Sarah Steffens liebevoll selbst genäht hat. Knapp zwei Stunden ist sie mit ihm bis nach Witten-Herbede gefahren, um dort beim „Hobby Horse Cup“ in den Disziplinen Springreiten und Dressur teilzunehmen. Für dieses kuriose Hobby betreiben immer mehr Mädchen großen Aufwand, obwohl die Sportart oft noch müde belächelt wird.

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Für den Reit- und Fahrverein Herbede, der das Turnier zum ersten Mal überhaupt ausgerichtet hat, ist „Hobby Horsing“ noch völliges Neuland. Knapp 50 Teilnehmerinnen sind am Wochenende nach Witten gekommen. „Wir haben nur Mädchen hier, die zwischen sieben und 15 Jahre alt sind. Aus der näheren Umgebung wie dem Ennepe-Ruhr-Kreis oder Dortmund kommen nicht mal die Hälfte davon“, sagt Jugendsportwart Yannic Buchner. Die anderen Teilnehmerinnen stammen alle von weiter weg, etwa aus Köln oder sogar aus Richtung Hamburg.

Hugo und Sarah holen beim Turnier in Witten den ersten Platz

Sarah Steffens hat mit ihrem Steckenpferd Hugo und Mutter Sabrina ebenfalls eine längere Anreise hinter sich.. Den ganzen Weg von Baunatal in Hessen haben sie für dieses Turnier auf sich genommen. Das Weiteste sei mal die Insel Fehmarn gewesen. Bei ihnen in der Umgebung gebe es anders als hier in der Region nicht so viele Turniere.

1. Hobby Horse Cup Witten-Herbede beim Reit- und Fahrverein Herbede-Ruhr in Witten.
Sarah Steffens gewinnt beim Springreiten den ersten Platz. Zusammen mit Steckenpferd Hugo, der zwischen ihren Beinen klemmt. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Die zwei Stunden bis nach Witten haben sich für Sarah und ihr Steckenpferd Hugo aber gelohnt. Denn sie hat nicht nur Spaß, sondern schneidet auch gut ab. Beim Springreiten wird sie Erste, bei der Dressur landet sie auf dem vierten Platz. „Ich bin früher immer schon so gerne über Hindernisse gesprungen. Eine Freundin hat mir dann Hobby Horsing gezeigt“, erzählt Sarah. Ihre Mutter Sabrina schiebt hinterher: „Sie hat das schon im Garten gemacht, bevor sie überhaupt wusste, dass es das gibt.“

Hindernisse unterschiedlich hoch

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Beim „Hobby Horse Cup“ in Herbede gab es genau die zwei Disziplinen, in denen Sarah gut abgeschnitten hat. Jeweils in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. Beim Springreiten gelten etwa verschiedene Höhen. „Bei ,leicht‘ waren es 40 Zentimeter, bei ,mittel‘ sind wir bei 60 und ,schwer‘ sind es bei uns dann schon 80 Zentimeter gewesen“, erklärt Yannic Buchner, der Jugendwart.

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Wie beim Springreiten mit richtigen Pferden reiten die Mädchen dann die Strecke ab und überwinden auf Zeit die Hindernisse – immer mit ihrem Steckenpferd zwischen den Beinen. Bei der Dressur gibt der Veranstalter im Vorfeld eine Aufgabe vor, die die Teilnehmerinnen dann nachreiten müssen.

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Das Hobby wird oft nicht ernst genommen

Als ein Mädchen an einer Hürde hängen bleibt und das Hindernis reißt, fließen bei ihm die Tränen. Es zeigt: Den jungen Mädchen bedeutet dieses sprichwörtliche „Steckenpferd“ viel und sie nehmen es durchaus ernst. „Ich finde das Hobby cool. Denn wenn ich mir kein eigenes Pferd leisten kann, kann ich trotzdem reiten gehen“, sagt eine Teilnehmerin. „Mir macht es Spaß, weil ich Pferde sehr gerne mag und es ein wenig mit Pferden zu tun hat. Außerdem kann ich mich ein wenig bewegen“, sagt eine andere.

1. Hobby Horse Cup Witten-Herbede beim Reit- und Fahrverein Herbede-Ruhr in Witten.
Talina springt mit ihrem Magnus elegant über die Hürde. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Reitlehrerin Jasmin Graupner, die in die Rolle der Turnierrichterin geschlüpft ist, kennt aber auch die Vorurteile nur zu gut, mit denen „Hobby Horsing“ zu kämpfen hat.. „Die Gesellschaft glaubt immer noch, dass das ein Kindergartensport ist.“ Inzwischen nähmen selbst Erwachsene an Turnieren teil, die durchaus Leistung und Geschick verlangen. „Da steckt viel mehr dahinter“, sagt sie. Jugendwart Yannic Buchner: „Für Kinder, die sich kein eigenes Pferd holen wollen oder können, ist das natürlich eine tolle Sache.“

Zwar hat der Reitverein Herbede bei dem ersten Turnier mit ein wenig mehr Teilnehmern gerechnet, ist aber trotzdem zufrieden. Er will das Turnier im Herbst denn auch ein zweites Mal ausrichten. Dann kommen wieder Kinder aus ganz Deutschland nach Witten, um sich mit ihren Steckenpferden zu messen.