Sprockhövel. Ein Wanderritt mit geistig Behinderten ist Wunsch der Aktiven des Carlinenhofes Sprockhövel. Der kooperiert jetzt mit Autismus-Therapie-Zentrum.
Der reitpädagogische Verein Carlinenhof in Sprockhövel kooperiert nun mit dem Autismus-Therapie-Zentrum Witten. Und sucht für Großprojekte mit geistig Behinderten Sponsoren.
„Derzeit läuft es gut“, freut sich Reitpädagogin Nicole Menger-Goltz. Denn eben ist die Kooperation mit dem Autismus-Therapie-Zentrum des Deutschen Roten Kreuzes in Witten gestartet. Bei einem Infotag Ende 2022 besprachen die Verantwortlichen des Hofes und des Zentrums die Kooperation, loteten Möglichkeiten der Zusammenarbeit aus, es gab Probetermine.
Carlinenhof in Sprockhövel bietet Therapie mit Pferden und arbeitet integrativ
In Gruppen nehmen Menschen mit einer Autismusspektrumsstörung bei der tiergestützten Therapie Kontakt zu den Pferden auf. 14 Tiere leben auf dem Hof, auf dem neben Nicole Menger-Goltz noch eine weitere angestellte Reittherapeutin arbeitet.
Die Pferde sind alle als Therapiepferde ausgebildet. „Es sind alle Island-Pferde, keine Ponys“, betont Menger-Goltz, die eine Kooperation mit anderen Höfen pflegt und deren Tiere auch Auszeiten von der Arbeit bekommen. „Denn das ist für sie wirklich anstrengend.“
Enger Austausch des Hofes mit Therapeuten vom Autismus-Therapie-Zentrum Witten
Was die Teilnehmenden brauchen, bespricht Nicole Menger-Goltz individuell mit den Therapeuten vom Zentrum. „Wir haben etwa sechs Teilnehmende pro Gruppe, aber es gibt auch eine Eins-zu-Eins-Betreuung. Manchmal schließt sie sich an das Gruppenangebot an. Dann machen wir eine Einzeltherapie von 45 Minuten.“
Kontakt und Spenden
Spenden benötigt der Carlinenhof, um den Betrieb aufrecht zu erhalten. Spendenkonto bei der Volksbank Sprockhövel: Carlinenhof e.V., IBAN: DE76 4526 1547 0003 8869 00, BIC: GENODEM1SPO.Informationen gibt es auf Facebook unter Carlinenhof Reitpädagogik oder bei Instagram unter Carlinenhof. Die Homepage wird gerade überarbeitet: www.pirandello.de. Kontakt per E-Mail an vorstand@carlinenhof.de oder per Telefon 0172 248 94 95.
Und es muss auch gar nicht eine jede oder ein jeder ran ans Tier: „Die Atmosphäre auf dem Hof ist hilfreich. Mit manchen bauen wir Zäune oder machen das Ziegengehege frisch. Mit anderen treiben wir die Pferde um.“ Vier Gruppen gibt es derzeit, die sich ein bis zwei Mal pro Woche treffen.
Carlinenhof versteht sich als Begegnungshof
Manche kommen aber auch außerhalb dieser Termine. „Wir sind ein Begegnungshof. Einige bringen sich abends ihr Butterbrot mit und genießen hier einfach den Sonnenuntergang“, so Nicole Menger-Goltz. Ihr ist der integrative Aspekt ihrer Arbeit wichtig, erklärt die Reitlehrerin, die auch in der Theaterpädagogik beheimatet ist.
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Ein integratives Theater-Projekt mit Menschen mit Down-Syndrom hat sie bereits auf die Beine gestellt. Das würde sie gern wiederholen. „Aber dafür benötige ich Sponsoren.“ Ihr Wunsch-Großprojekt ist ein Wanderritt mit Menschen mit geistiger Behinderung.
Angebote für Menschen mit Down-Syndrom und anderen Einschränkungen
Die Wanderrittführerin möchte einen solchen Ritt ein halbes Jahr lang in einem Kursus vorbereiten. „Die Teilnehmenden müssen ihr Pferd kennen lernen, es versorgen. So ein Projekt ist Hilfe zur Selbsthilfe. Die Teamfähigkeit wird gefördert.“
Wie viel die Arbeit mit den Pferden bringt, erlebt Nicole Menger-Goltz gerade bei einer Gruppe von Menschen mit Down-Syndrom. „Manche kommen seit ihrem vierten, fünften Lebensjahr, sind jetzt 18 geworden. Wenn ich sehe, wie selbstständig sie mit den Pferden umgehen, begeistert mich das. Wir unternehmen auch Tagesritte.“
Ferienprogramme für alle Kinder und integrative Reitgruppen
Außerdem bietet der Carlinenhof am Hasenberg 11, der mit dem Frauenhaus zusammenarbeitet, weiterhin Ferienprogramme für alle Lernenden an. „Wir haben auch immer Sozialplätze, weil wir gemeinnützig arbeiten. So können Kinder aus sozial schwächeren Familien mitmachen.“
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Die integrativen Reitgruppen, bei denen weniger der sportliche als viel mehr der therapeutische Aspekt im Vordergrund steht, sind geeignet für Kinder ab etwa dem fünften Lebensjahr. „Die Kinder sollten sich von ihren Eltern trennen können. Dass eine Integrationskraft dabei ist, ist kein Problem. Es geht in den Gruppen auch um soziale Aspekte.“
Hoftage mit Büllerbü-Atmosphäre
Immer wieder gibt es auch Hoftage auf dem Carlinenhof. „Wir frühstücken zusammen, plaudern, versorgen die Pferde, es gibt Mittagessen, wir reiten. Das ist ein bisschen wie Büllerbü“, findet Nicole Menger-Goltz.