Witten. Bei Evonik und ZF stehen die Zeichen auf Krise. Doch auch in anderen Wittener Unternehmen herrscht schlechte Stimmung. Woran das liegt.

Die Ruhrwirtschaft verharrt in der Rezession. Vor allem geringe Inlandsnachfrage und hohe Arbeitskosten machen heimischen Unternehmen zu schaffen. Aber auch die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen werten Firmen als eines der größten Risiken. Das geht aus dem jüngsten Konjunkturbericht zur Ruhrwirtschaft hervor. Michael Bergmann, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittleres Ruhrgebiet, sagt: „Vor allem in Herne und Witten gibt es immer weniger Unternehmen, die ihre aktuelle Geschäftslage als gut oder befriedigend beschreiben würden.“

In Witten sagen gerade einmal 20 Prozent der Unternehmen, ihre Geschäftslage sei gut. Im Vorjahr waren es mit 35 Prozent mehr als ein Drittel der teilnehmenden Firmen. So sehen mit 40 Prozent der Unternehmen deutlich weniger als die Hälfte ihre Lage als befriedigend an. Im Vorjahr lag der Anteil noch bei 53 Prozent.

Hochschulabschlüsse gefragt - und Duale Berufsausbildung

Damit werden die wirtschaftliche Lage und auch die Zukunftsaussichten im Stadtgebiet schlechter beurteilt als auf Ebene der gesamten IHK Mittleres Ruhrgebiet. Sie ist neben Witten auch für Bochum, Hattingen und Herne zuständig. In Witten bereiten Schließungspläne von Evonik und Jobabbau bei ZF Beschäftigten und Zulieferern Sorgen.

Der Fachkräftemangel scheint in Witten „etwas weniger stark ausgeprägt als im Ruhr-Durchschnitt“, wie IHK-Sprecher Sven Frohwein vermerkt. Außerdem werden im Mittleren Ruhrgebiet zurzeit in erster Linie Personen mit Hochschulabschluss gesucht, Menschen mit Dualer Berufsausbildung folgen auf Platz zwei – gemeinsam mit Meisterinnen und Meistern.

Stimmung in Industriestädten wie Witten schlechter

Wittener Betriebe wünschen sich mehrheitlich eine Entlastung von zu viel Bürokratie. Zudem will in Witten eine große Mehrheit der Befragten (73 Prozent) die Politik in die Pflicht nehmen, mehr Anreize für Arbeitslose zu schaffen, eine Beschäftigung aufzunehmen.

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IHK-Sprecher Frohwein wagt einen Erklärungsversuch für die Tatsache, dass die Stimmung in Wittens Wirtschaft schlechter ist als in den unmittelbaren Nachbarstädten Hattingen und Bochum: „Stärker dienstleistungsgeprägte Städte schneiden besser ab als industrieintensive Städte.“

IHK-Geschäftsführer Michael Bergmann resümiert: „Unsere Umfrage zeigt, wo bei den Unternehmen der Schuh drückt: Sie leiden unter überbordender Bürokratie und brauchen jetzt die richtigen Signale aus Berlin und Düsseldorf, um wieder Zuversicht zu fassen.“ Er fügt hinzu: „Andere Länder wie USA und China machen vor, wie man die Wirtschaft aktuell ankurbelt.“

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