Witten. Erst Hochwasser, dann Unwetter: Das Dach des Clubheims der Wasserfreunde litt. Zudem ging dem Verein Geld aus. Dann kam unerwartet viel Hilfe.

Wenn einem Vereinsvorstand Mitglieder aufs Dach steigen, ist das kein gutes Zeichen. Beim Kanuverein Wasserfreude Witten ist das anders. Der Vorstand brauchte für die Dachsanierung dringend Unterstützung. Am Ende lief es für den 80 Mitglieder starken Verein sogar besser als erwartet.

Der 14. Juli 2021 war für den Kanuverein ein Tag des Schreckens. Damals sorgte Monstertief „Bernd“ nicht nur im Ahrtal wie im Sauerland für gigantische Schäden – auch im Ruhrtal waren Millionenschäden zu beklagen. Im Wittener Stadtgebiet zählte das Vereinsheim der Wasserfreunde am Ruhr-Ufer in Bommern zu den beschädigten Gebäuden. „Beim dem großen Hochwasser waren unsere beiden Bootschuppen komplett weg“, erinnert sich Geschäftsführerin Janin Folgmann. „Das waren Elektrogeräte drin, etwa ein Aufsitzrasenmäher. Eine Treppe wurde weggerissen, die neu gemacht werden musste. Das hat unsere Ersparnisse aufgefressen.“

Sturmtief lässt Äste aufs Dach vo Clubheim krachen

Doch in diesem Januar langte erneut ein Sturmtief hin. Äste eines nahen Baums krachten aufs Dach. Nachdem der Verein nach der Jahrhundertflut von 2021 Probleme mit Wasser von unten hatte, hatten die Kanuten plötzlich Ärger mit Wasser von oben – und, schlimmer noch, kein Geld, den Schaden zu reparieren. Was tun?

Vize-Vorsitzende Andrea Bruhns und Geschäftsführerin Janin Folgmann klettern auf dem Gerüst an der Fassade nach oben.
Vize-Vorsitzende Andrea Bruhns und Geschäftsführerin Janin Folgmann klettern auf dem Gerüst an der Fassade nach oben. © WAZ | jürgen overkott

„Ein Dachdecker reparierte die gröbsten Schäden“, berichtet Janin Folgmann, „doch dann stellte sich heraus: Der ganze Dachstuhl ist marode: die Dachlatten, die Folien, die Dachpfannen – das alles musste ausgetauscht werden.“ Es ging um 400 Quadratmeter Dachfläche. „Wir hatten“, sagt Janin Folgmann, „einen Kostenvoranschlag über 30.000 bis 40.000 Euro. Das hätten wir gar nicht bezahlen können.“

Doch zunächst musste der Verein Geld einsammeln. Dazu diente eine Benefizparty im Sommer. Doch auch öffentliche Einrichtungen sahen die Not des Vereins und boten finanzielle Hilfe an. Der Stadtsportbund gab 5000 Euro, von Sparkasse und Bürgerstiftung kamen 2000 Euro, Reinigungsunternehmer Jürgen Gülich spendete als Privatmann 1000 Euro, die Stadtwerke waren mit 500 Euro dabei. Mit dem Erlös der Benefizveranstaltungen waren’s unterm Strich 20.000 Euro.

Der Bürgermeister hat ganz, ganz viel für uns getan“, lobt Janin Folgmann. Lars König öffnete Türen – und Portemonnaies. Der Verein lud ihn zum Dank zu einer Kanu-Tour ein: „Das hat er auch angenommen.“

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Millionenschäden

Erinnerungen ans Jahrhunderthochwasser am 14. Juli 2021: Besonders hart traf es Anlieger an der Ruhr. Feuerwehr und DLRG retteten etwa vom überfluteten Campingplatz Steger nachts um drei Uhr fünf Menschen aus ihren Wohnwagen und der Wohnung von Platzbetreiber Peter Steger. Die Überschwemmung hinterließ ein einziges Chaos. Rund 50 Bewohner mussten aus den Häusern „In der Lake“ mit Hilfe der DLRG und Booten in Sicherheit gebracht werden. Viele Wohnungen standen unter Wasser, ebenso Industriegebäude wie die Maschinenfabrik Pleiger oder die Brennerei Sonnenschein. Obendrein rutschte an der Zeche Theresia im Muttental ein Hang ab. Der Gesamtschaden ging in die Millionen.

Die Wasserfreunde brauchten aber nicht nur Geld, sondern auch Hilfe. Per Facebook warben sie erfolgreich um Unterstützung. „An drei Tagen“, rechnet Janin Folgmann vor, „waren jeweils zehn bis zwölf Leute da, in unterschiedlicher Besetzung.“ Inzwischen sind die wesentlichen Dacharbeiten erledigt. Die Wassersportler hatten sogar unerwartetes Glück. Sie hatten damit gerechnet, die nicht mehr benötigten Dachpfannen teuer entsorgen zu müssen. Doch ein Privatmann fand Gefallen daran. Er nahm sie kurzerhand mit. „Wir haben eine Menge Geld gespart“, freuen sich Janin Folgmann und die zweite Vorsitzende Andrea Bruhns.

Geschäftsführerin Janin Folgmann ist stolz darauf, was die Ehrenamtler bereits geschafft haben.
Geschäftsführerin Janin Folgmann ist stolz darauf, was die Ehrenamtler bereits geschafft haben. © WAZ | jürgen overkott

Bürgermeister König belohnt ehrenamtliche Arbeit des Vereins

Dennoch ist das Dach des Clubheims noch nicht ganz fertig. Die Dachpappe fehlt. Den letzten Arbeitsschritt erledigt das Dachdeckerunternehmen Dürrscheidt. Die Profis vom Crengeldanz legen Hand an für einen Freundschaftspreis. „Auch darum“, sagt Janin Folgmann stolz, „hat sich der Bürgermeister gekümmert.“ Bedingung für den Verein war eine Menge ehrenamtlicher Vorarbeit. Wenn das Dach in Kürze komplett saniert ist, hat sich der Club nebenher selbst beschenkt. Die Wasserfreunde feierten im Sommer ihr 75-jähriges Vereinsjubiläum.

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