Witten. Hunde, Kaninchen oder Piepmätze mit in die Kirche bringen? Trinitatis will das Experiment in Witten wagen. Und erregt Aufsehen mit der Idee.
Ein Gottesdienst, bei dem es bellt und piept, vielleicht sogar miaut - wo gibt‘s denn sowas? Am Sonntag (27.10.) in der Kirche am Steinhügel. Dort feiert die Ev. Trinitatis-Gemeinde ihren ersten Haustier-Gottesdienst. „Das ist wohl einzigartig in Witten“, wie Gemeinde-Managerin Ute Luhmann ankündigt. Sie selbst bringt dann auch ein Tier mit - und ist schon ganz gespannt, wie das Angebot ankommt.
„Wir wollten mal Menschen zusammenbringen, die sonst nicht unbedingt hierhin kommen“, sagt die 56-Jährige. Und hat beim Aufhängen der Ankündigungs-Plakate schon Aufsehen erregt. „Ich habe viele interessierte Rückmeldungen bekommen.“
Besucher können auch Fotos oder Kuscheltiere mitbringen
Alle können ihre Tiere in die Kirche mitbringen. Das soll aber weder für das Tier noch für Herrchen oder Frauchen in Stress ausarten. Schließlich ist so ein Gotteshaus ja ziemlich groß, besitzt eine besondere Akustik und die Menschen verhalten sich darin auch noch anders als sonst.
Sollte das Tier darüber hinaus zu groß oder krank sein, oder vielleicht nicht mehr leben, dann sei auch das kein Hinderungsgrund: „Es können ja Fotos der Tiere, Spielzeuge, Kuscheldecken, Federn, eine Portion vom Lieblingsfutter oder das Halsband mitgebracht werden“, so Ute Luhmann. Wer kein Haustier hat und trotzdem kommen möchte, nimmt einfach ein Kuscheltier mit - vor allem für Kinder eine Alternative. Die Leiterin der benachbarten Kita habe schon Interesse signalisiert, freut sich Luhmann.
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Für Wohlfühlatmosphäre sorgt auf jeden Fall die mit Erdwärme betriebene Fußbodenheizung unter den Sitzbänken. „Kalt wird es den tierischen Gästen also nicht.“ Dennoch können gern Liegedecken und Kuschelhöhlen als vertrautes Stück von Zuhause mitgebracht werden. Statt Orgelmusik wird es an diesem Tag eine Begleitung am Klavier geben sowie Texte rund um die Beziehung Mensch und Tier.
Wer dennoch unsicher ist: „Unsere Kirche ist täglich von 7 bis 19 Uhr geöffnet. Wer vorher mit dem Haustier üben möchte, kann das also tun“, bietet die Gemeinde-Managerin an. Außerdem stehen während des Gottesdienstes einige Sprühfläschchen mit einer beruhigenden Flüssigkeit auf pflanzlicher Basis bereit. Eine Firma hat sie gespendet. „Bitte nicht das Tier damit einsprühen, sondern Ärmel, Hosenbeine oder die Liegedecke.“
Auch Menschen mit Führhunden willkommen
Ute Luhmann hofft, dass das Experiment gelingt. Die gelernte Schornsteinfegerin, die lieber als Blindenführhundtrainerin arbeitete und später noch eine Ausbildung in systemischem Coaching machte, hat seit Januar eine halbe Stelle in Heven. Das Amt der Gemeinde-Managerin ist neu und wurde mit Blick auf die anstehenden Fusionen eingerichtet. „Ich kümmere mich um alles jenseits der theologischen Fragen.“ In Witten lebt sie seit zwei Jahren, „weil es mir hier so gut gefällt“.
Die Idee mit dem Haustiergottesdienst hat mit ihrem Engagement in der Blindenseelsorge zu tun. Sie wünscht sich, dass auch Menschen mit Sehbehinderung in die Kirche kommen und ihre Führhunde mitbringen können. Wie das geht mit Tieren in der Kirche, soll der Sonntag zeigen.
Der Haustier-Gottesdienst in der Ev. Kirche am Steinhügel beginnt am 27. Oktober um 9.30 Uhr.
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