Witten. Besuche beim Tierarzt sind seit der neuen Gebührenordnung deutlich teurer geworden. Wer in Witten kann sich ein Haustier jetzt noch leisten?
Erst kürzlich hat die WAZ über eine Wittenerin berichtet, die angesichts hoher Tierarztgebühren verzweifelt. Die Zahnbehandlung ihrer Katze sollte rund 1300 Euro kosten. Auch das Tierheim Witten-Wetter-Herdecke hat mit den gestiegenen Kosten zu kämpfen.
Denn wegen der neuen Gebührenordnung für Tierärzte (GTO) sind viele Behandlungen nun besonders teuer. Das führt offenbar dazu, dass vermehrt kranke Tiere im Heim an der Wetterstraße abgegeben werden. Deshalb setzen die Tierschützer nun schon bei der Vermittlung an: Für Bürgergeldbezieher wird es zum Beispiel schwer, hier noch einen Vierbeiner zu adoptieren.
Durch die „neue“ GTO aus dem Herbst 2023 haben sich die Preise von Tierarztleistungen drastisch erhöht. Seitdem ist es den Ärzten auch untersagt, den einfachen Berechnungssatz zu unterschreiten. Der Wittener Tiermediziner Dr. Jochen Schulze-Lammers hatte darauf hingewiesen, dass die die letzte Gebührenerhöhung „noch aus D-Markzeiten“ stamme und der Anstieg insofern folgerichtig war. Für das Wittener Tierheim und Tierhalter bedeutet es, dass sie für die gleichen Behandlungen mehr bezahlen müssen.
Das Wittener Tierheim ist keine Krankenstation
Lena Franz aus Witten hat sogar ihr Auto verkauft, um die Zahnbehandlung ihrer Katze finanzieren zu können. Gereicht hat es nicht. Sie spricht von immer mehr Menschen, die sich ihr Haustier einfach nicht mehr leisten können und deshalb gezwungen seien, es abzugeben. Gibt es diesen Trend wirklich?
„Wer sich heute ein Tier anschafft, sollte sich im Vorfeld genau überlegen, ob er es sich leisten kann oder nicht“, sagt Wiebke Blomberg, erste Vorsitzende des Tierheims Witten-Wetter-Herdecke. Tatsächlich beantworte das Tierheim „täglich“ Anrufe von Wittenern, die nicht mehr weiterwissen.
Wegen der hohen Behandlungskosten, die sie nicht alleine tragen können, sollen die Tiere nun also ins Heim. „Manche verschweigen auch den Grund. Manchmal fällt dann erst bei der Übergabe auf, dass das Tier krank ist oder einen riesigen Tumor hat“, sagt die 33-Jährige. Manche der abgegebenen Tiere seien so krank, dass sie nur wenige Tage nach der Abgabe hätten eingeschläfert werden müssen. In solchen Fällen konnten Halter womöglich nicht einmal diesen finalen Eingriff finanzieren.
Monatliche Kosten haben sich verdreifacht
Eigentlich hat das Tierheim gute Gründe, eine solche Aufnahme zu verweigern. Doch der Tiere zuliebe werden sie dann doch angenommen. „Sobald man von einem Tier weiß, das irgendwo krank in einer Wohnung sitzt, ist man in der Bredouille und nimmt es letztlich doch auf“, sagt Blomberg. Das führt allerdings dazu, dass das Heim auf diesen Kosten sitzen bleibt. Im Schnitt hätten sich die monatlichen Tierarztgebühren verdreifacht. Erst kürzlich hätte eine Hündin für einen hohen Betrag an der Pfote operiert werden müssen.
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Aus diesem Grund wurden die Schutzgebühren für alle Tiere nahezu verdoppelt. Wer zum Beispiel einen Hund adoptieren möchte, zahlt eine Gebühr von 350 Euro für einen unkastrierten Rüden, 400 Euro für einen kastrierten und 450 Euro für einen Welpen. Katzen, die als Freigänger im EN-Kreis kastrationspflichtig sind, kosten 135 Euro. Sie sind für das Heim ein Minusgeschäft, weil der Eingriff wesentlich teurer ist.
Neue Härte bei der Vermittlung von Tieren
Um zu verhindern, dass immer mehr Menschen ihre Tiere aus Kostengründen abgeben müssen, setzt das Heim an der Wetterstraße schon bei der Vermittlung an. Die angehenden Tierhalter müssen eine Selbstauskunft abgeben und offenlegen, ob sie Sozialhilfe oder Bürgergeld beziehen. Hier vermittelt das Tierheim nur in Ausnahmefällen weiter, etwa, wenn eine Krankenversicherung für das Tier nachgewiesen wird.
„Man kann es nicht allen Recht machen“, lautet das Fazit von Wiebke Blomberg. „Wir wollen den Tierärzten nicht in den Rücken fallen. Die sollen natürlich entsprechend entlohnt werden. Für ein Tierheim und auch die Halter ist der Gebührenanstieg natürlich eine Herausforderung.“
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