Witten. . Damit steht nach Angaben der Gemeinde in Heven zukünftig die erste denkmalgeschützte und gleichzeitig kohlendioxidfreie Kirche in Deutschland.

„Alles Gute kommt von unten.“ Da stimmt doch was nicht? Am allerwenigsten hätte man den unfrommen Kalauer aber am Eingang einer Kirche erwartet. Die evangelische Gemeinde Heven verweist mit diesem Motto indes darauf, dass das Gotteshaus am Steinhügel künftig mit Erdwärme beheizt wird. Und die frohe Botschaft dahinter: „Damit wird unsere wunderschöne Kirche zur ersten denkmalgeschützten CO2-freien Kirche in Deutschland“, freut sich Pfarrerin Heike Bundt.

Teure Gasheizung mit schlechtem Wirkungsgrad

Die heutige Heiztechnik der 1901 eingeweihten Kirche stammt aus den Fünfzigern: sieben Gasöfen, die relativ viel Energie verbrauchen, aber dafür nicht allzu viel Wärme abgeben. In strengen Wintern bringen sie die Kirche bisweilen nur auf 13 Grad. Die Gasrechnung lag 2017 bei 6000 Euro. Außerdem ließ sich das Presbyterium mal den CO2-Fußabdruck der Kirche ausrechnen: 89 000 kWh Gas verursachen 19 Tonnen Kohlendioxid im Jahr – für die Menge könnte ein Flugzeug 19 mal von Dortmund nach Mallorca düsen und zurück.

Erdwärme-Heizung kostet insgesamt 140 000 Euro

Auf der Suche nach einer schöpfungsfreundlicheren Lösung stieß man auf die Erdwärme. Die ganze Gemeinde war schnell Feuer und Flamme. „Die finden das alle ganz klasse und können es kaum abwarten, bis es so weit ist“, sagt Presbyter Daniel Lagemann (23). Die ganze Anlage schlägt mit fast 140 000 Euro zu Buche. Darin enthalten sind die neue Fußbodenheizung (200 m2) im Holzpodest unter den Bänken und sieben Einzelradiatoren. Darin fließt künftig 35 Grad warmes Wasser. Damit werde man die Kirche zwar nicht auf Wohnzimmertemperatur bringen, aber auf 17 Grad. Das reiche allemal, um sich dort wintertags wohlzufühlen, so die Pfarrerin. Viel wärmer möge es die Orgel ohnehin nicht.

Partner bei der Energiewende am Steinhügel ist die Wittener Firma „Erdwärme21“. Martin Köhler (36) hat sie vor zehn Jahren im Wullen gegründet und beschäftigt heute 16 Mitarbeiter. Hinter der Kirche bringt die Firma gerade acht Bohrungen bis in 95 Meter Tiefe nieder. In diese werden jeweils vier Kunststoffleitungen eingebracht. Durch diese zirkuliert ein Kältemittel, das von der Erdwärme, die relativ konstant bei zwölf/dreizehn Grad liegt, von null auf vier Grad aufgeheizt wird. Die Menge macht’s: 8000 Liter zirkulieren in der Stunde. Die gewonnene Energie wird wieder entzogen und verwendet, um das Wasser im Heizkreislauf der Kirche auf 35 Grad zu bringen. Treibende Kraft ist die Wärmepumpe, die unter dem Aufgang zur Orgel aufgestellt wird.

Gemeinde hat auch eine Solaranlage

Die Wärmepumpe selbst verbraucht Strom. „Allerdings machen wir so aus einem Kilowatt Strom fünf Kilowatt Wärme“, erläutert Martin Köhler. „Dabei kommen also vier Kilowatt kostenlos und klimaneutral aus dem Erdreich.“

Woher kommt der Strom? „Wir haben doch eine Solaranlage“, sagt Pfarrerin Bundt. Der Strom werde zwar ins öffentliche Netz eingespeist. „Aber unterm Strich kostet der uns nichts.“ Womit sie ihren Argumentationskreislauf für die „C02-freie“ Kirche geschlossen hätte.

Die Solarpaneele befinden sich auf dem Dach des Gemeindehauses. Das Gute kommt also manchmal immer noch von oben.

Das ganze Investitionsprogramm

Die Fußbodenheizung wird erst Mitte 2019 installiert. Dafür müssen alle Kirchenbänke rausgetragen werden. Dann werden auch die flachen Holzpodeste erneuert, auf denen sie stehen.
Die Gemeinde am Steinhügel nutzt die Gelegenheit und erneuert auch Licht- (LED) und Tontechnik. Die Kirche wird innen neu gestrichen und die Orgel gereinigt. Inklusive Erdwärmeheizung (137 000 Euro) investiert sie 200 000 Euro.