Witten. Seit Mai 2023 ist eine kleine Brücke in Witten-Annen gesperrt - zum Ärger der Anwohner. Ein Neubau ist beschlossen, lässt aber auf sich warten.
Es ist nur eine kleine Brücke im Stadtteil Annen, die in Witten schon seit über einem Jahr die Gemüter bewegt. Der marode Holzsteg im Steinbachtal ist seit Mai 2023 gesperrt. Seitdem setzen sich Anwohner und Politik dafür ein, dass er erneuert wird. Denn Spaziergänger, Radfahrer oder auch Eltern haben die Strecke gerne als Abkürzung genutzt, etwa zur Schule oder Kita.
„Aber bis heute tut sich nichts“, schreibt uns aktuell Anwohnerin Marita Grun. Dabei habe es doch die Zusage des Bürgermeisters gegeben, den Verbindungssteg wiederherzustellen. Für alle Schul- und Kindergartenkinder seien die Umwege beschwerlich, „auch für die vielen älteren Herrschaften, die diesen Weg für ihren täglichen Rundgang nutzen“. Die Annenerin fragt sich: Ist der Bürgermeister nicht bereit, sich mit Herz für seine kleinen und großen Bürger (und Wähler) einzusetzen?
Brücke hatte für die Stadt Witten zunächst keine Priorität
Für die Anwohnerinnen und Anwohner vor Ort ist das kleine Verbindungsstück ein Stück Lebensqualität. Im Sommer verkürzt er vielen auch den Weg ins Freibad. Seit der Sperrung sorgen sich Menschen vor Ort auch darum, dass das Steinbachtal, einst liebevoll renaturiert und bepflanzt, verkommen könnte - besonders der Teil oberhalb der Steinbachstraße, in dem sich die gesperrte Brücke befindet.
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Für die Stadt hatte die Brücke zunächst aber keine Priorität. Noch im September 2023 lehnte Bürgermeister König eine Erneuerung mit Verweis auf die Haushaltslage ab - und bezeichnete die nun nötigen Umwege als „nur geringfügig und daher zumutbar“.
Rat hat Neubau der Brücke bereits beschlossen
Daraufhin hagelte es Kritik aus der Politik und der Bevölkerung. Die SPD warf dem Stadtoberhaupt gar „bürgerunfreundliches Verhalten“ vor. Die Sozialdemokraten betonten die Bedeutung des Weges für die Menschen im Viertel. Auch die WBG nahm sich des Themas an und startete eine entsprechende Umfrage, an der über 1000 Bürgerinnen und Bürger teilnahmen. Tenor: Die Brücke muss erneuert werden.
Schlussendlich machte sich die Verwaltung doch auf die Suche nach einer Lösung - und präsentierte zwei verschiedene Varianten im Rat. Dieser beschloss dann im Dezember vergangenen Jahres, die Brücke durch einen Neubau zu ersetzen. Und zwar erneut durch eine Holzkonstruktion für 130.000 Euro.
Eine Brücke mit einem Unterbau aus Stahl hätte mit 250.000 die Stadtkasse deutlich stärker belastet. Auch der Abriss und die Entsorgung der alten Brücke, ein Bodengutachten, die Planung und eventuelle Preissteigerungen aufgrund der Inflation sind in den 130.000 Euro enthalten. Der Baubeginn war für Ende 2024 angesetzt. Davon ist bislang zwar noch nichts zu sehen.
Planung an externes Ingenieursbüro vergeben
Die Stadt hat sich aber bereits auf den Weg gemacht. So sei das Bodengutachten erstellt worden, sagt Sprecherin Heinke Liere. Man habe auch ein Ingenieurbüro mit der Planung beauftragt. Erst wenn diese Planung abgeschlossen sei, würden die entsprechenden Aufträge für Baufirmen ausgeschrieben - sowohl für den Abriss/Rückbau der Brücke als auch für die neue Konstruktion.
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Passieren wird das nach Angaben der Stadt voraussichtlich Anfang 2025. Im Frühjahr will man die Aufträge dann vergeben. „Je nachdem, wann das ausführende Unternehmen starten kann (Juni/Juli), wird die Brücke dann voraussichtlich bis Ende Herbst 2025 fertiggestellt sein“, so Liere. Anwohnerinnen wie Marita Grun werden sich also noch länger in Geduld üben müssen, bis sie endlich wieder ungestört durch Steinbachtal spazieren können.
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