Witten. Die gesperrte Brücke im Steinbachtal in Witten wird nicht erneuert. Die Anwohner sind sauer. Die Stadt bemühe sich nicht einmal um eine Lösung.
Die seit Mai gesperrte Brücke im Steinbachtal in Witten wird von den dortigen Anwohnerinnen und Anwohnern schmerzlich vermisst. Doch die Stadt lehnt eine Erneuerung des maroden Holzstegs ab. „Man fühlt sich hilflos“, sagt Mathias Wolf, der direkt an dem Grünzug lebt. Er selbst hat die Verbindung zwischen Annen-Süd und Nord oft genutzt.
Denn seine Enkelkinder besuchen die ev. Kita Am Anger an der Herdecker Straße. Der Weg über die Brücke war da stets die kürzeste Verbindung. „Ich kenne es nur so, dass hier immer reger Verkehr ist: Fußgänger, Radfahrer oder eben Eltern mit ihren Kindern.“ Auch viele Schülerinnen und Schüler der Hüllbergschule würden den Weg nutzen. Nun, so fürchtet der 66-Jährige, könnten viele Eltern aufs Auto umsteigen, um den Nachwuchs zur Kita oder Schule zu bringen. Auch als Abkürzung zum Freibad sei der Weg in seiner Bedeutung nicht zu unterschätzen.
Ersatz für die marode Brücke soll laut Stadt 250.000 Euro kosten
„Das hier ist ein sehr schöner Spazierweg“, sagt auch Detlef Thierig. Der 89-Jährige ist blind und hat früher gerne auf der Bank auf der Brücke halt gemacht, als es diese noch gab. Nun hat er seine Route zwangsweise verkürzt. Besonders ärgert ihn die Sperrung aber für die Kinder. „Das hier ist ein sicherer Weg zum Kindergarten oder der Schule, und das ist jetzt alles kaputt.“ Und die Umwege seien groß.
250.000 Euro soll eine neue Brücke laut Stadtverwaltung kosten. Zu viel für den städtischen Geldbeutel. Eine kurzfristige Erneuerung sei deshalb nicht möglich, auch eine langfristige Lösung peilt Bürgermeister Lars König nicht an.
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Anwohner zweifeln Kostenschätzung an
„Ich bezweifle sehr sehr stark diese Kosten“, sagt Anwohner Klaus Meyer (73), der früher selbst als Bauingenieur gearbeitet hat. Aus seiner Sicht sei auch eine deutlich günstigere Lösung möglich. „Da ist einfach ein bisschen Kreativität gefragt.“ Der Rentner hat sich selbst ein wenig schlau gemacht über die Kosten von möglichen Brückenelementen. Deutlich unter 100.000 Euro könne ein neuer Steg samt Installation kosten, überschlägt er. „Ich bin der festen Überzeugung, dass der Preis einfach als Abschreckung dienen soll.“
Da pflichten ihm die anderen bei. „Wenn Politiker etwas wollen, werden die Kosten klein gerechnet. Wenn man etwas nicht will, heißt es einfach, es sei zu teuer“, sagt Richard Reisinger (76). Die Stadt würde nicht einmal über eine Lösung nachdenken, einfach ablehnen, diesen Eindruck haben viele hier.
Sorge vor Verwahrlosung des Steinbachtals
Die SPD, die im August gemeinsam mit den Grünen mit einer Anfrage beim Bürgermeister auf eine Lösung für die Brücke gedrängt hatte, zweifelt auch die veranschlagten Kosten an. Mit einer weiteren Anfrage wollen die Sozialdemokraten deshalb herausfinden, wie die Summe von einer viertel Millionen Euro zustande gekommen ist. Eine Antwort der Verwaltung liegt bislang noch nicht vor.
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Nun sorgen sich die Anwohnerinnen und Anwohner auch, dass das Steinbachtal, einst liebevoll renaturiert und bepflanzt, verkommen könnte. Besonders der Teil oberhalb der Steinbachstraße, in dem sich die gesperrte Brücke befindet. „Das wäre wirklich ein Verlust für Witten, denn dieser Grünzug ist ein richtiges Schmuckstück“, sagt Detlef Reisig.
Auch die Wittener Bürger Gemeinschaft (WBG) hat sich des Themas angenommen. Seit Sonntag (1.10.) läuft auf deren Homepage eine Online-Umfrage. „Soll die Brücke im Steinbachtal erneuert werden?“, will die Bürgergemeinschaft wissen (wbg-witten.de/umfragen/). Bis Donnerstagmittag (6.10.) waren schon 863 Stimmen abgegeben worden. Knapp 93 Prozent wünschten sich eine Erneuerung der Brücke, sagt der WBG-Vorsitzende Siegmut Brömmelsiek. Man wolle die Umfrage noch ein wenig weiterlaufen lassen, und dann einen Prüfauftrag für den Rat auf den Weg bringen.
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