Die Stadt Witten lenkt im Konflikt um die marode Brücke im Steinbachtal ein. Sie will nun doch nach einer Lösung suchen. Trotz leerer Stadtkasse.

Gute Nachrichten für das Steinbachtal in Annen: Die Stadt will nun doch nach einer Lösung für die marode und seit Mai gesperrte Brücke in dem bei Anwohnerinnen und Anwohnern beliebten Grünstreifen suchen. Bislang hatte Bürgermeister Lars König eine Erneuerung abgelehnt – und dabei auch auf die Kosten verwiesen.

Denn nach einer ersten Schätzung der Verwaltung würde ein Ersatz für den in die Jahre gekommenen Holzsteg rund 250.000 Euro kosten. Zu viel für den städtischen Haushalt, der ohnehin in Schieflage geraten ist. Diese Summe zweifeln SPD und Grüne allerdings an. Sie haben bei der Stadt bereits offiziell nachgefragt, wie der Betrag zustande gekommen ist. Auch Anwohner rund um das Steinbachtal, die die WAZ bei einem Ortstermin getroffen hat, konnten nicht glauben, dass eine neue Brücke so viel kosten solle. Vielmehr fühlten sich die Menschen im Ortsteil allein gelassen. Die Stadt wische das Thema einfach vom Tisch, ohne überhaupt nach Möglichkeiten gesucht zu haben, so der Eindruck.

Auch die Sozialdemokraten kritisierten die Entscheidung als wenig bürgerfreundlich. Für die Menschen vor Ort sei der Weg zwischen Steinbachstraße und Herdecker Straße ein „wichtiges Verbindungsstück“, betont SPD-Ratsmitglied Tim Koch. „Es ist toll, dass jetzt Bewegung in die Sache kommt“, ergänzt seine Kollegin Paulina Saelzer. „Das freut uns besonders für die Anwohnerinnen und Anwohner.“

WBG hat Umfrage zur Brückeim Steinbachtal gestartet

Auch die Wittener Bürger Gemeinschaft (WBG) hatte sich des Themas angenommen und eine Umfrage dazu gestartet. Über 1200 Menschen haben bis Mittwochmittag abgestimmt. Mehr als 90 Prozent der Teilnehmenden wünschen sich eine neue Brücke. „Es freut uns sehr, dass es jetzt ein Umdenken in der Verwaltung gibt“, sagt WBG-Vorsitzender Siegmut Brömmelsiek. Spaziergänger, Radfahrende, aber auch Eltern mit ihren Kindern auf dem Weg zur Schule oder Kita nutzen den Weg durchs Steinbachtal gerne als Abkürzung – und um sich im Sommer den steilen Anstieg an der Herdecker Straße zum Freibad hoch zu sparen.

Der Prozess werde aber dauern, dämpft Brömmelsiek Hoffnungen auf eine rasche Lösung. „Es ist nicht so, als würden nächste Woche schon die Handwerker anrücken.“ Wichtig sei jetzt, dass von der Stadt auch andere Alternativen geprüft werden, sagt der Kommunalpolitiker. Dabei sollten auch kostengünstigere Lösungen in Betracht gezogen werden.

Die Stadt selbst will dem zuständigen Ausschuss für Stadtentwicklung mögliche denkbare Varianten bei einem Ortstermin vorstellen – Varianten, die sowohl rechtlichen als auch fachlichen Ansprüchen genügen. Auch interessierte Bürgerinnen und Bürger sollen dazu eingeladen werden. Wann der Ortstermin stattfinden soll, steht aber noch nicht fest.

Damit liegt der Ball dann bei der Politik. Sie muss auch darüber entscheiden, ob und in welcher Höhe Mittel für den Brückenbau in den kommenden Haushalt eingeplant werden. „Wir legen den Fraktionen eine Vorlage zur Beratung und Entscheidung vor. Ob in einer so schwierigen finanziellen Situation gebaut werden soll und wenn ja, wie und wann, entscheiden die Ratsfraktionen“, sagt dazu Bürgermeister König.

Die Stadt könne das Geld für die Brücke an anderer Stelle sparen, findet Brömmelsiek. Er hat da schon eine Idee: Aus seiner Sicht könne man auf die geplante Beleuchtung für Radfahrende entlang der Wittener Straße, die derzeit saniert wird, verzichten. Diese soll nach aktuellen Schätzungen etwa 300.000 Euro kosten, so der 72-Jährige. Zusammen mit der CDU hat die WBG für die nächste Sitzung des Ausschusses für Mobilität und Verkehr (Montag, 23.10.) einen Antrag eingereicht, der einen Baustopp für die Beleuchtung zwischen Hammertal und Herbede fordert.