Witten. Virus-Infekte haben derzeit Hochkonjunktur. Auch in Witten liegen viele Menschen flach. Doch ist auch Corona wieder auf dem Vormarsch?
- Virus-Infekte sind in Witten derzeit auf dem Vormarsch
- In Arztpraxen werden auch wieder viele Corona-Fälle behandelt
- Verläufe sind jetzt aber deutlich milder
Die eine Kollegin hustet und krächzt echt heftig - hat aber kein Corona. Die andere Kollegin hat nur Schnupfen und fühlt sich ein wenig matt - doch der Test fällt positiv aus. Damit spiegelt unser kleiner Redaktions-Kosmos wider, was derzeit auch in den Arztpraxen zu beobachten ist. „Die Infekte nehmen tatsächlich zu“, sagt der Wittener Ärztesprecher Dr. Arne Meinshausen. „Früher als sonst zu dieser Jahreszeit.“ Die Hälfte davon seien Erkältungen, die anderen 50 Prozent tatsächlich Corona.
Wobei: In den Praxen werde nicht mehr getestet. Und wer klassische Symptome wie Husten, Schnupfen, Halsweh hat, der wolle meist auch nicht wissen, ob es nun das leidige Corona sei oder nicht. „Viele wollen ihre Beschwerden nicht als noch schlimmer wahrnehmen“, erklärt Meinshausen. Doch er sagt auch: „Die meisten Corona-Verläufe sind tatsächlich nicht mehr so schlimm.“ Eine Woche mit leichten Beschwerden - das sei inzwischen die Regel.
Wittener Arzt schwört auf Maske
Unter denen, die der Mediziner als verlässlich Corona-infiziert kennt, seien übrigens derzeit keine älteren Patienten, eher jene unter 60. Was aber für jeden gilt, der hustend oder schnupfend in seine Praxis kommt: „Maske aufsetzen.“
Eitrige Bronchitis oder vereiterte Nebenhöhlen - das seien aktuell weit verbreitete Krankheitsbilder. Doch nicht nur Virusinfekte gebe es häufig. Auch bakterielle Infektionen wie eine Angina, also Mandelentzündung, beobachte er zunehmend, bei Kindern meist verursacht durch Scharlach. Richtig große Sorgen macht dem Herbeder Ärztesprecher jedoch das RSV-Virus, das akute Atemwegsinfektionen vor allem bei kleinen Kindern hervorruft.
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Trotz Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) gebe es noch keine Möglichkeit der Prophylaxe. Die Vergütung für diese neue ärztliche Leistung sei bislang nicht geklärt. Meinshausen: „Die Kassen mauern.“ Doch der Beginn der RSV-Saison stehe kurz bevor. „Es sind die Kinder, die darunter leiden müssen.“
„Wir müssen uns daran gewöhnen, dass uns Infekte durchgängig erwischen“, sagt die Wittener Apothekensprecherin Dorothe Werner. Auch sie beobachtet in den letzten Wochen einen - allerdings eher leichten - Anstieg an Fällen, geschuldet dem Ende der Sommerferien. Schnelltests seien in ihren Apotheken, der Milan und der Adler in Annen, durchaus noch gefragt. „Es hat ja keine Konsequenzen mehr. Und manch einer möchte ja jemanden schützen, etwa ältere Menschen in der Familie.“
Lieferengpässe waren im vergangenen Jahr immer wieder ein großes Problem, da viele Betriebe sich aus der Medikamentenproduktion zurückgezogen haben. Sie machen der Apothekerin derzeit nicht sonderlich zu schaffen, existieren aber nach wie vor. Betroffen seien höchstens mal Antibiotika. Auch ein bestimmtes Inhalationsspray sei seit Ende letzten Jahres nicht mehr zu haben. „Aber wir finden immer eine Alternative“, sagt Werner. Auch wenn die Bestellung oft aufwendiger sei.
Das rät die Wittener Apothekerin
Was empfiehlt die Expertin denn ganz persönlich bei Erkältungssymptomen? „Vitamin C und Zink, um das Immunsystem zu stärken.“ Außerdem: viel trinken und Ruhe. „Schlaf ist sehr wichtig“, so Dorothe Werner. Deshalb mache beispielsweise auch ein Hustenstiller für die Nacht Sinn. Von Kombi-Präparaten rät sie eher ab. „Dann behandelt man ja auch Symptome, die man gar nicht hat.“
Arne Meinshausen verweist auf die Möglichkeit der Grippeschutzimpfung - auch jetzt schon. Er befürchtet, dass diese Erkrankung uns ebenfalls früher im Jahr treffen könnte als sonst. „Die Welle wird kommen.“ Doch Impfstoff sei ausreichend vorhanden. Gleiches gilt für Corona.
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